021 - Die Totenuhr
von zwei Schergen gepackt.
Grüne Krallenhände umschlossen seine Oberarme und hielten ihn fest. Er versuchte sich aus dem schraubstockharten Griff herauszuwinden. Es gelang ihm nicht.
Er drehte sich zur Seite und traktierte einen der beiden Schergen mit kräftigen Fußtritten, ohne damit jedoch die erhoffte Wirkung zu erzielen. Als er sich fallen zu lassen versuchte, rissen sie ihn sofort wieder hoch und schleppten ihn mit sich.
Er bäumte sich in ihrem brutalen Griff wild auf. Da wurde es einem der beiden Ungeheuer zu bunt. Ein Faustschlag warf Kevin Webb in eine tiefe Bewußtlosigkeit.
Der Mann sackte in sich zusammen und wurde von den Schergen fortgeschleift. Oliver Treath wollte das verhindern. Seine Kopfhaut hatte sich schmerzhaft zusammengezogen.
Ihm schoß durch den Kopf, daß es ja doch vernünftiger gewesen wäre, sofort weiterzufahren und die Polizei zu verständigen.
Fraglich war nur, ob die Polizei etwas gegen diese gefährlichen Scheusale ausgerichtet hätte.
Als er sah, wie sein Freund fortgeschleift wurde, wuchs er über sich selbst hinaus. Er wollte das nicht zulassen. Mit langen Sätzen jagte er hinter den schleimigen Wesen her.
Er stürzte sich von hinten auf sie und stieß sie mit den Fäusten auseinander. Da ließ einer der Schergen von Kevin Webb kurz ab und wandte sich um. Treath sah den grauenerregenden Blick der Bestie, und ihm wurde angst und bange.
Aufgewühlt wich er zurück. Der Scherge griff ihn an. Treath stieß einen heiseren Schrei aus, als die Faust des Unholds in seiner Magengrube landete. Ein dumpfer Schmerz explodierte in seinem Inneren.
Er klappte in der Mitte zusammen. Die Wucht des Treffers stieß ihn zurück. Er flog gegen eine Zapfsäule und brach ohnmächtig zusammen…
Nur Nick Billington war noch bei Bewußtsein. Er hatte seinen Gabelschlüssel wiedergefunden und setzte ihn gegen die verdammte Übermacht ein. Er schlug auf Arme, Beine und Schädel.
Soeben landete das harte Eisen wieder zwischen den Hörnern eines Schergen. Es gab einen klatschenden Laut, und dann pfiff eine Peitsche heran, die den Tankstellenpächter zum zweitenmal entwaffnete.
Er dachte an Melissa und hoffte, daß Bernard Hale sich bereits auf dem Weg hierher befand. Drei Schergen auf einmal wollten ihn ergreifen und überwältigen.
Er kreiselte herum und stürmte aus der Box. Die Höllenwesen folgten ihm. Er sah Oliver Treath, der reglos vor der Zapfsäule lag und am Hinterkopf blutete.
War der Mann tot? Es hatte den Anschein. Billingtons Herz krampfte sich zusammen. Er verlor jegliche Courage. In seinem erhitzten Kopf hatte jetzt nur noch ein Gedanke Platz: Flucht.
Er hatte getan, was ihm sein Gewissen befohlen hatte. Nun war es höchste Zeit, daß er seine Haut rettete. Während Kevin Webb weiter fortgeschleift wurde, rannte Nick Billington an Oliver Treath vorbei.
Einer der Schwarzblütler hechtete nach seinen Beinen, umklammerte sie mit den Armen und brachte ihn damit zu Fall. Er schaffte es nicht, den Schwung mit den Händen abzufangen, schlug mit dem Gesicht auf. Sterne tanzten vor seinen Augen, dann schien jemand ein schwarzes Tuch über ihn zu legen.
Er sah, hörte, fühlte und wußte nichts mehr.
***
Professor Hale öffnete eilig die Haustür. Draußen stand tatsächlich Melissa Billington, bleich und verstört. Ihre Augen schwammen in Tränen. »Etwas Schreckliches ist passiert«, preßte sie heiser hervor.
»Ein Überfall von Räubern?«
Die Frau schüttelte heftig den Kopf. »Von Höllenwesen. Ich bitte Sie, kommen Sie schnell… Mein Mann und zwei Kunden befinden sich in großer Gefahr …«
»Selbstverständlich«, erwiderte Bernard Hale. Er drehte den Kopf und rief ins Haus: »Chao Kai!«
»Ja, Professor?«
»Es gibt Arbeit.«
Der junge Chinese eilte herbei. Hale trat aus seinem Haus und warf die Tür zu. Er hielt sich nicht mit vielen Fragen auf. Es war im Moment uninteressant, um was für Wesen es sich handelte, wie sie aussahen, woher sie gekommen waren.
Das konnte man alles nachher – wenn es möglich war – klären.
Jetzt war es erst einmal wichtig, in das schreckliche Geschehen einzugreifen. Hale riet der Frau des Tankstellenpächters, sich Zeit zu lassen und sich nicht bis ganz an die Tankstelle heranzuwagen.
Dann sprintete er los, Chao Kai hielt sein Tempo mit. Hale dachte an seine langwierigen Berechnungen, mit denen er schwarzmagische Aktivitäten vorauszubestimmen beabsichtigte, und während er sich abmühte, dahinterzukommen, wo die Hölle
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