021 - Super-Virus aus der Hölle
sprachen andere
Vernunftgründe.
In fliegender Hast öffnete Larry dem Toten die Lederjacke, knöpfte
ihm das karierte Hemd auf und schob vorsichtig das Unterhemd in die Höhe, so
daß Pattersons Brustkorb entblößt vor ihnen lag.
Schon bei diesen Bewegungen geschahen Dinge, die eigentlich nicht
sein durften.
Die Haut, kaum daß sie berührt wurde, brach ein und wurde löchrig.
Der Körper war völlig leer. Das hauchdünne, pergamentartige Gespinst, das den
Körper noch umhüllte, hatte keinen Zusammenhalt mehr. Trocken und faserig
schwebten die Staubpartikel in den Hohlraum des Körpers. Pattersons Brustkorb sank
ein.
Morna Ulbrandson sprang wie von einer Tarantel gebissen in die
Höhe, auch Larry Brent erhob sich. Die Schwedin wollte sich an ihn lehnen, aber
er wich vor ihr zurück.
»Vorsicht!« mahnte er. »Wir wissen nicht, worauf es zurückzuführen
ist. Vielleicht eine neue Krankheit, eine neue Art von Pest… vielleicht
ansteckend. Ich habe ihn angefaßt, vielleicht wurde der Keim auch auf mich
übertragen, und ich würde ihn an dich weitergeben…«
»Wenn es so ist, wie du vermutest, wäre es für eine
Vorsichtsmaßnahme zu spät. Jedenfalls für mich. Ich habe ihn auch schon
berührt, ihm den Puls gefühlt…«, fiel sie ihm ins Wort.
»Trotzdem. Wir dürfen nichts riskieren«, erwiderte er und blieb
stur. Sein Gesicht wirkte hart und kantig. Weiterer Worte bedurfte es nicht.
Morna kannte X-RAY-3 schon lange genug, um zu wissen, was jetzt in ihm vorging.
Unwillkürlich wanderte ihr Blick zum Namensschild der Tür, die
ihnen am nächsten lag. Fleetstone stand darauf.
Irgendwo auf dem Korridor mußte auch Chase Meggans Apartment
liegen.
Was hier draußen diesem jungen Mann passiert war, hatte es auch
Chase und Iwan Kunaritschew in Bann geschlagen? War das der Grund, weshalb
X-RAY-7 auf den Anruf seines Freundes nicht geantwortet hatte? Konnte er nicht
mehr antworten?
Morna spürte, wie dieser Gedanke ihr die Kehle zuschnürte. Larry
Brent aktivierte seinen PSA-Ring. In der Fassung unterhalb der erhabenen
Weltkugel befand sich ein winziger Kontaktknopf.
»X-RAY-3 ruft X-RAY-1, hier X-RAY3, bitte melden, dringend…«
Die Zeit, den Leiter der Dienststelle zu belästigen, war
unmöglich. Aber außergewöhnliche Vorkommnisse erforderten ein außergewöhnliches
Vorgehen.
Das war gegeben.
●
Das Signal lief über den PSA-eigenen Satelliten.
Von dort aus wurde es in die Funkzentrale überspielt, von den
kontrollierenden Computern als besonderes Vorkommnis eingestuft und
weitergegeben.
In der Wohnung eines Mannes, die auf den Namen David Gallun
angemeldet war und die in der Lexington Ave lag, schlug das Telefon an.
Es stand in einem geräumigen Schlafzimmer.
Beim ersten Läuten bewegte sich der Mann unter der Bettdecke.
Zielsicher fand er in der Dunkelheit den Telefonhörer. Was kein Wunder war. Er
war es gewohnt, sich in der absoluten Finsternis, der ewigen Nacht, zurecht zu
finden.
David Gallun war blind.
»X-RAY-1«, sagte er mit ruhiger, klarer Stimme. Dieses Telefon
stand in direktem Kontakt mit der Funkzentrale der PSA. »Ich höre, X-RAY-3…«
Der Mann im Bett richtete sich auf.
Er war über fünfzig, wirkte aber jugendlicher. Das weiße Haar
verlieh seinem väterlichen Gesicht Würde.
David Galluns Identität kannte kein Mitarbeiter, außer einem
einzigen, der in der gleichen Wohnung sein Zimmer hatte und Gallun auf allen
Fahrten begleitete. Ein hagerer, dunkelhaariger Mann, von Gallun nur mit dessen
Spitznamen Bony bezeichnet, weil an diesem Betreuer außer Haut und
Knochen nichts zu sein schien.
Gallun hörte aufmerksam zu. Die Nachricht, die Brent knapp zu
geben verstand, hatte es in sich und rechtfertigte sein Vorgehen.
»Seien Sie auf der Hut, X-RAY-3«, ermahnte Gallun seinen
erfolgreichsten Agenten. »Sie sind unbeabsichtigt in eine Situation geraten,
über die wir noch keine Informationen besitzen. Das werde ich schnellstmöglich
nachholen. Es sieht ganz so aus, daß es zwischen der Studentin Chase Meggan und
dem Wissenschaftler Jeremy Tanner eine enge Verbindung gab. Soweit mir bekannt
ist, sind Tanners Forschungen hochbrisant. Tanner arbeitete früher für die
Waffenentwicklung. Biologische Abteilung. Er hatte also mit Viren und Bakterien
zu tun. Da scheint wohl etwas gehörig schief gegangen zu sein. Wenn der Mann,
den Morna und Sie entdeckt haben, an einer neuen Krankheit starb und ein
möglicher Erreger freigesetzt worden ist, dann Gnade uns
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