0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß
Oberkörper kam mit einem Ruck nach oben. Die Hand riß die hinderliche Sonnenbrille von den Augen. Jetzt sah sie die anderen deutlicher, die um sie herum Aufstellung genommen hatten.
Sie sah auch das Ungeheuer, das sie entführt hatte, mit seinen verzerrten Körperformen, die unheimlich in die Breite gingen.
Von der Sorte gab es gleich mehrere.
Aber auch Menschen, die mormal aussahen. Und sie erkannte die wieder, die sie abwartend betrachteten.
»Ja, seid ihr denn völlig verrückt geworden?« platzte es aus ihr heraus.
***
Baron Gregors Wunsch, in den Turm einzudringen und in direkten Kontakt mit dem unheimlichen Zauberer zu kommen, war schneller in Erfüllung gegangen, als er gedacht hatte, aber auch auf andere Weise.
Er hatte durch Thalis Weichen den Durchbruch nicht mehr geschafft, aber Rain hatte ihn zu sich geholt.
Rain stand vor ihm.
Gregor hatte den Raum, in dem sie sich befanden, noch nie zuvor gesehen, obgleich er häufig im Leu-Turm war, um Ritter Erlik einen Besuch abzustatten. Auch andere bewohnten den Turm, aber diese dunkle Höhle war nur von ein paar Fackeln erhellt und schien nie zuvor von jemandem in Anspruch genommen worden zu sein.
Rains Stimme war leise und durchdringend, und Gregor spürte die Macht, die dahinter stand.
»Du glaubst, daß du mir die Stirn bieten kannst?«
Gregor schluckte. Er glaubte von dem Höllenfeuer, das in Rains Augen brannte, verzehrt zu werden. Abwehrend hob er die Hände.
»Wer bist du, Rain? Woher kommst du, und was hast du vor?«
»Das allein wolltest du erfahren, Narr? Siehst du es nicht? Erkenne meine Macht!«
Der Baron erschauerte. Er suchte nach einem Zauberspruch, der ihn vor den Gewalten Rains schützen konnte. Doch da war nichts mehr. Auch den anderen, mit dem Thali und er die magische Wand durchbrochen hatten, bekam er plötzlich nicht mehr zustande. Es war, als habe jemand in seinem Gedächtnis gewühlt und alles verfälscht.
»Ha, du bist kein Zauberer! Du bist ein Sterblicher mit besonderen Talenten!« schrie Rain und brach in höhnisches Lachen aus. Es hallte von den modrig-feuchten Steinwänden wider und wollte Gregor zerschmettern.
Aufstöhnend sank er in die Knie.
»Oh, laß sehen, ob wir unsere Künste nicht verfeinern können«, rief Rain. »Was ich bei den anderen lernte… paß auf!«
Gregor fühlte, wie die magische Kraft nach ihm griff und an ihm zerrte. Etwas veränderte sich, die Perspektiven verzerrten sich. Er schrie auf.
Mit dem Aufschreien schleuderte ihn Rains Zauberkraft aus dem modrigen Raum wieder hinaus ins Freie, direkt Thali vor die Füße.
Und als er sich aufrichtete, war er wie sie.
Ein Kleiner Riese.
***
Professor Zamorra sah sich am Swimming-pool um. Nirgends war etwas von-Nicole zu entdecken. Leer der Liegestuhl, auf dem sie sich geräkelt hatte, daneben lässig auf den Boden geschleudert ein rotes Badetuch. Das war alles, was davon zeugte, daß sie tatsächlich hier gewesen war.
Es gab keine Spuren einer gewaltsamen Entführung, so sehr Zamorra auch nach derartigen Anzeichen suchte. Und aufgrund trüber Erfahrungen wußte er nur zu gut, worauf er zu achten hatte. Aber da gab es nichts.
Die Aktion mußte sich blitzschnell und mit äußerster Präzision abgespielt haben.
Téléportation…? Jene in der Wissenschaft immer noch umstrittene Art der Fortbewegung, die ohne Zeitverlust vonstatten geht und kein Hindernis kennt. Manche Dämonen vermochten sich auf diese Weise zu bewegen, und Zamorra mußte an Gryf, den Druiden von Silbermond, denken, der diese Art Fortbewegung beherrschte wie kaum ein anderer, nur nannte er sie etwas anders.
Aber wie sollte ein Dämon die magischen Barrieren durchdrungen haben? Das klappte auch bei Téléportation oder zeitlosem Sprung nicht.
Zamorra kauerte sich auf den Liegestuhl. Raffael sah ihn schuldbewußt an. Machte der Diener sich Vorwürfe, daß es ihm nicht gelungen war, die Entführung zu verhindern? Aber wie hätte er es tun sollen, selbst wenn ihm irgend etwas aufgefallen wäre?
Zamorra nahm das Amulett in beide Hände, das er sich um den Hals gehängt hatte. Nachdenklich betrachtete er das Silberband mit den unerforschbaren Hieroglyphen, das den äußeren Rand der Handtellergroßen Scheibe bildete. Während er versuchte, seine wirren und aufgeregten Gedanken zu beruhigen, sich auf das zu konzentrieren, was er plante, begann einer seiner Finger über eines der Schriftzeichen zu gleiten.
Er verstärkte den Druck.
Und die Kraft des Amuletts einzusetzen, mußte
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