0210 - Drei Leichen im Garten
wollte noch ausweichen und verriß dabei die Waffe.
Ich sah die Feuerblume, hörte auch den peitschenden Abschuß, aber die Kugel jaulte an mir vorbei und senste hinter mir in einen dieser gepflegten Kugelbäume.
Da wurde sie getroffen.
Auf die Brust hatte ich gezielt. Da sich die Untote jedoch duckte, traf das Kreuz ihren Kopf. Es wühlte sich förmlich in die dichte Haarflut hinein, blieb zwar nicht stecken, aber es rutschte langsam an der linken Seite herab.
Das Silber war für Wesen aus der Finsternis mörderisch. Es zerstörte sie radikal.
Wie auch hier.
Die Schreie hörten sich schaurig an. Dabei richtete die Untote sich auf und stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre rechte Faust öffnete sich, die Beretta glitt hervor und blieb neben ihrem Fuß im Gras liegen.
Die Blonde taumelte zurück. In den Knien sackte sie zuerst ein, und ich sah, wie aus ihrem Gesicht plötzlich ein Zerrbild des Schreckens wurde.
Die Haut nahm einen grauen Ton an, erinnerte mich dabei an Asche, und jemand schien von hinten ihre Augen aus den Höhlen zu drücken, die wie Glasmurmeln aussahen.
Das Haar zerfiel, und auch das Gesicht blieb nicht grau, sondern wurde schwarz, um auseinander zu bröckeln.
Es war ein schauriger Anblick, und er wurde noch schlimmer, denn aus dem Mund und den Nasenlöchern quoll grünlicher Dampf. Er stank nach verbranntem Fleisch, als er mir entgegengeweht wurde.
Ich habe schon zahlreiche Geschöpfe der Finsternis sterben sehen, gewöhnen konnte ich mich daran nie. Wie auch hier überfiel mich selbst ein Schütteln, und es hörte erst auf, als der weibliche Zombie schwer zu Boden fiel, dumpf aufschlug und liegenblieb, wobei der Zerfallsprozeß weiterging.
Das war’s.
Einen Gegner hatte ich besiegt, doch den Ghoul hatte ich nicht vergessen. Wahrscheinlich würde er es jetzt versuchen. Ich schaute dorthin, wo sich die Röhre befand.
Keine Spur von dem Ghoul. Vielleicht hatte ihn das Schicksal des Zombies gewarnt, und er hielt sich erst einmal zurück. Diese Abwässerröhren mußten für ihn ja ein idealer Schlupfwinkel gewesen sein. Da konnte er sich kreuz und quer innerhalb der Erde bewegen, ohne gesehen zu werden.
Das alles war jetzt egal, ich mußte zusehen, daß ich dieses verfluchte Fangeisen von meinem rechten Fuß bekam. Hoffentlich kam ich gegen den Gegendruck der dicken Federn an, leicht war es sicherlich nicht, daß hatte ich gleich beim ersten Versuch festgestellt.
Ich gab mein Bestes.
Beide Hände nahm ich zu Hilfe, drückte so fest es ging. Der Schweiß lag auf meinem Gesicht, aber es gelang mir nicht, das Fangeisen auseinanderzubiegen.
Pech…
Erschöpft ließ ich mich fallen. Meine Arme zitterten vor der Anstrengung.
Der rechte Socken war naß. Blut hatte ihn getränkt. Ich schaute mir die Wunde genau an, konnte jedoch nicht viel erkennen. Es war zum Glück keine Ader verletzt worden, dafür ein Knochen.
Ein erneuter Versuch. Das Aufrichten, die beiden Hälften packen und sie auseinanderzuziehen versuchen.
Das klappte nicht. Allerdings nicht aus den gleichen Gründen wie bei den vorherigen Versuchen, sondern aus einem anderen.
Vor dem Haus war ein Wagen vorgefahren.
Da es still war, konnte ich sogar das Motorengeräusch hören. Es kam mir sehr bekannt vor, denn der Wagen, der vor dem Haus gehalten hatte, war ein Bentley.
Ich bekam Besuch…
***
Sarah Goldwyn wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Oder einfach nur schreien, denn was sie eingeschlossen innerhalb des Wagens erlebte, war der blanke Horror.
Ein Skelett sprach mit ihr. Zudem mit der Stimme einer Frau, deretwegen sie überhaupt die Stellung angenommen hatte. Eine Tote war nicht tot oder doch?
»Ich sehe dich erstaunt, meine liebe Sarah«, sagte Florestine Everett.
»In der Tat.«
»Ja, es ist ungewöhnlich.«
Sarah Goldwyn hatte das Gefühl, einen Traum zu erleben. Sicher, sie war nicht ganz »unbeleckt«, was Geister und Wesen der Finsternis anging. Sie hatte schon Werwölfe erlebt, war mit einem Zombie-Bus gefahren, man hatte sie in eine Verbrennungskammer gesteckt, und sie hatte die Magie eines unheimlichen Druidenfriedhofs erlebt, doch was hier geschah, das machte ihr Angst. In diesen Augenblicken wurde sie persönlich von dem Unwahrscheinlichen betroffen.
Ein Zittern konnte sie nicht vermeiden, weil es ihr nicht gelang, das Erlebte so einfach zu verkraften.
»Warum schweigst du?« fragte das Skelett, das einmal Florestine gewesen war. Ihre Stimme drang irgendwo aus dem Knochenkopf, und Lady
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