0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«
Erfreulich war der Anblick nicht. Mein linker Fuß begann sich in etwas zu verwandeln, was einem Elefantenfuß ähnlicher sah als dem Fuß eines Menschen.
Meine unfreiwillige Gastgeberin brachte eine Schüssel mit Wasser und Lappen. Sie bedeutete mir, dass ich Umschläge um den Fuß machen müsste.
Sie machte die Bewegung des Essens. Ich fand sie reizend, und ich nickte. Wenn sie mich hier behielt, bis es dunkel wurde, umso besser. Sie stürzte sich in heftige Geschäftigkeit und briet irgendetwas auf dem Herd zusammen, das ausgezeichnet schmeckte.
Sie sah zu, während ich aß. Ich warf immer wieder besorgte Blicke auf meinen Fuß, der den Ehrgeiz zu entwickeln schien, jeden Elefanten übertrumpfen zu wollen. Auch die Frau betrachtete den Fuß und schüttelte den Kopf.
Sie grub alles aus, was sie je an englischen Worten gehört hatte. Nach langem Palavern begriff ich ihren Vorschlag. Ich sollte bleiben, bis ich wieder gehen könnte. Wegen der Nachbarn müsste ich in dem Raum am Gangende hausen.
»Neighbours… pericolosos«, sagte sie. »Geben Gangster-Dollar… Sagen… Hombre hier.«
Ich überlegte. Sie hatte mich nicht verraten, als Brandleys Leute vor ihr standen. Sie würde es auch jetzt nicht tun.
»Okay«, sagte ich. »Muchas gracias!«
***
Ich lag in dem fensterlosen Raum auf den Decken, die die Frau mir auf die Erde gelegt hatte. Es ging mir nicht schlecht. Mein Fuß begann abzuschwellen, denn ich hielt mich schon drei Tage in dem Versteck auf. Allerdings musste ich die meiste Zeit in dem dunklen Raum bleiben, da immer wieder andere Hausbewohner und Nachbarn in die Wohnung kamen. Sie können sich vorstellen, dass ich ziemlich niedergeschlagen war, sozusagen seelisch ausgeknockt.
Meine Aufgabe war geplatzt wie eine Seifenblase. Die falschen Dollars in Boston konnten ins Kriminalmuseum zurückgetragen werden. Brandley würde dafür sorgen, dass der Metropolitan-Schatz nicht nach Chestport gebracht wurde, und er würde Rufzeichen und Frequenz seines Funkverkehrs ändern. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich so unauffällig wie möglich aus dem Staub zu machen. Geld genug, um eine Schiffspassage oder ein Flugticket zu kaufen, trug ich bei mir. Natürlich bestand eine gewisse Gefahr, dass ich von Brandleys Leuten entdeckt wurde. Ich wusste jetzt, dass nicht nur die Amerikaner für ihn arbeiteten, sondern dass Dutzende, vielleicht Hunderte von Einheimischen für ihn die Augen offen hielten. Sicherlich gehören diese Leute nicht zu einer festen Organisation, aber sie hatten im Laufe der Jahre erfahren, dass sie ein paar Dollar verdienen konnten, wenn sie bestimmte Beobachtungen dem Inhaber einer bestimmten Telefonnummer mitteilten. Auf diese Weise verfügte Brandley über ein Heer von Hilfskräften, das es fast unmöglich machte, sich seiner Aufmerksamkeit zu entziehen.
In Washington würden sich die zuständigen Leute dunkle Gedanken über die Tatsache machen, dass alle Nachrichten aus Cascarez ausblieben. Ob mein unglücklicher Kollege meine Bitte, mir Phil zur Unterstützung zu schicken, noch nach Washington weitergegeben hatte? Wenn sie Phil in Marsch gesetzt hatten, dann trieb er sich vielleicht schon drei Tage in Cascarez herum, erhielt keine Antwort, wenn er 2-5-3-1-2 anrief, war von allen Verbindungen abgeschnitten und wusste nicht, dass ich noch lebte.
Zuerst musste ich versuchen, mit Phil in Verbindung zu gelangen. Am gleichen Abend machte ich meiner Gastgeberin klar, dass ich heute Nacht ihr Haus verlassen müsste. Sie fuchtelte aufgeregt mit den Händen.
Offensichtlich hielt sie es für gefährlich und sie schien nichts dabei zu finden, wenn ich zwei bis drei Jahre als Pensionsgast bei ihr gelebt hätte. Als sie merkte, dass ich von meinem Vorhaben nicht abzubringen war, erschien sie mit ein paar Kleidungsstücken, die ich anlegen sollte. Es handelte sich um die landesübliche Kleidung; eine weiße Leinenhose, ein Leinenhemd, über der Hose zu tragen, ein rotes Halstuch und ein Strohhut von beachtlichen Ausmaßen. Um zehn Uhr abends betrat ich die Straße.
Ich sagte Ihnen schon, dass Cascarez Straßen erst nachts lebendig werden. In dieser Altstadtgasse war es nicht anders. Überall standen Männer herum, nicht anders gekleidet als ich, und die Frauen lagen in den Fenstern.
Ich gelangte an den Rand der Altstadt und fand ein Postamt. Auch die Ämter haben bis Mitternacht geöffnet. Ich ging hinein und sagte dem Beamten: »Telegramma!«
Zwar traf mich ein verwundeter Blick, aber er
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