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0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

Titel: 0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«
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haben, aber nicht einer von ihnen dachte daran, irgendetwas zu unternehmen.
    Das Dach, auf dem ich lag, besaß eine Art Regenrinne, die einen mächtig verrosteten Eindruck machte, aber wenn ich mich daran festhielt, konnte ich vielleicht mit den Füßen den Fenstersims unter mir erreichen. Wieder schob ich die Pistole in den Hosenbund, klammerte beide Hände an die Rinne und ließ mich hinuntergleiten.
    Die verdammte Rinne brach, sobald sie nur mein volles Körpergewicht zu tragen bekam. Mit ein paar Blechstücken in den Händen und der Hälfte der Dachziegel als Gefolge sauste ich abwärts. Alles, was ich tun konnte, war, den Sturz in den Knien abzufedern. Es gelang nur halb. Ich krachte schwer auf die Straße. Mein Knochengerüst wurde zusammengestaucht wie von einem Presslufthammer, und meine Fuß- und Kniegelenke drohten auseinanderzu springen.
    Ich rannte die Straße hoch, genauer gesagt, ich hinkte vorwärts. Brandleys Leute mussten jeden Augenblick auftauchen. Wenn sie mich erst einmal wieder gestellt hatten, war ich verloren. Ich musste den winzigen Vorsprung ausnutzen, um sie endgültig abzuschütteln.
    Kurzerhand warf ich mich gegen die erstbeste Tür. Sie war nicht verriegelt.
    Ich stolperte in der Dunkelheit vorwärts, stieß gegen eine zweite Tür und sah mich einer dunkelhäutigen Frau gegenüber, die ein Kind auf dem Arm hielt. Das Kind brach in Geschrei aus, als ich hereinplatzte.
    Es hatte keinen Sinn, die Frau und das Kind mit in meine Schwierigkeiten hineinzuziehen. Mechanisch murmelte ich: »Entschuldigung, Madame«, und wollte zurück, aber die Frau hob die Hand.
    »Gangster?«, flüsterte sie in fragendem Tonfall.
    Ich nickte. Sie huschte durch den Raum, zog einen Vorhang zur Seite und murmelte: »Hier, Mister!«
    Hinter dem Vorhang öffnete sich ein schmaler, völlig dunkler Gang. Ich dachte, dass die Frau mit einen Fluchtweg gezeigt hätte, aber der Gang mündete in einem viereckigen, fensterlosen Raum. Ich wollte umkehren, fühlte, dass es zu spät war. Wahrscheinlich waren Brandley und seine Leute längst in der Straße.
    In meinem lichtlosen Verlies hörte ich nichts als das Schreien des Kindes und die leisen Worte der Frau, die es zu beruhigen versuchte.
    Ich ließ mich auf den Boden gleiten. Vielleicht hatte ich Glück, und Brandley gab die Suche auf. Schließlich konnte er sich nicht bis in alle Ewigkeiten aufführen, als wäre er der Polizeipräsident von Cascarez.
    An die zehn Minuten mochte ich auf der Erde gehockt haben als in dem Haus Bewegung entstand. Ich hörte, wie eine Tür aufgestoßen wurde.
    Eine grobe Stimme fragte: »Du… Mann… gesehen? Gringo?«
    Ich presste die Lippen zusammen. Was tat die Frau? Konnte sie widerstehen, wenn der Frager ihr eine Dollarnote 42 hinhielt, die mehr Geld bedeutete, als sie in einem Jahr in die Hände bekam.
    »Kapierst du?«, grölte die Stimme, die MacCran zu gehören schien. »Gringo? Großes Gangster! Du gesehen?«
    Die Stimme der Frau antwortete so leise, dass ich die Worte nicht verstand, aber MacCran gab eine Fluchserie von sich. Gleich darauf krachte die Tür.
    Ich verhielt mich still. Noch einmal verstrich eine Viertelstunde. Dann sah ich am Ende des kurzen Ganges Licht. Die Frau zog den Vorhang zurück und flüsterte: »S nor! S nor!«
    Ich richtete mich auf, aber mein linker Fuß antwortete mit einem stechenden Schmerz, der mir ein Stöhnen entlockte. Ich schob mich an der Mauer entlang.
    Auf dem dunklen Gesicht der Frau lag ein schüchternes Lächeln.
    »Gangster… weg«, sagte sie.
    »Danke, Madame«, keuchte ich. »Ähh, muchas gracias!«
    Ich suchte in meinen Taschen nach Geld, aber sie schüttelte den Kopf und sagte etwas, das ich nicht verstand, aber worin das Wort »Dios« vorkam. Ich legte trotzdem zwei Scheine auf den Tisch. Klar, dass ich ihre Tat nicht mit Geld bezahlen konnte, aber wahrscheinlich konnte sie ein paar Scheine gebrauchen.
    »Für das Baby«, stotterte ich. »Noch einmal… muchas gracias!« Ich wollte zur Tür, aber wieder streikte der linke Fuß, und dazu hatte ich jetzt das lästige Gefühl, als trüge ich Schuhe, die drei Nummern zu klein waren.
    Die Frau streckte erschrocken die Arme aus, als ich umzuknicken drohte, und machte einen rührenden Versuch, meine hundertundachtzig Pfund zu stützen. Ich kam auch ohne sie wieder ins Gleichgewicht, aber ich stand wie ein Storch auf einem Bein.
    Ich musste mich setzen. Sie machte Anstalten, sich um meine Füße zu kümmern. Ich tat es lieber selbst.

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