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0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«

Titel: 0210 - »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: »Gorillas« zähmt man mit »Kanonen«
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rückte ein Telegrammformular zurecht, das ich sorgfältig in Druckbuchstaben mit folgendem Text beschrieb: »Mister John D. High, New York, 24. Straße 3527, USA. Falls Phil hier, Treffpunkt 15., Mitternacht Placa Rogales - stopp Jerry.«
    Ich gab dem einzigen Beamten des kleinen Postamtes das Telegramm. Er starrte verständnislos auf die fremden Worte. Dann begann er ein großes Rechnen, um die Gebühren zu ermitteln, die er mir nach einer halben Stunde mitteilte. Ich zahlte großzügig, aber ich war entschlossen, nicht von der Stelle zu weichen, bis das Telegramm auf den Weg gebracht worden war. Es gab einige Verhandlungen. Schließlich rief der Beamte das Haupttelegrafenamt an, gab den englischen Text in spanischer Aussprache durch, was sich sehr lustig anhörte. Zur Sicherheit buchstabierte er anschließend alles noch einmal. Alles in allem nahm die Prozedur länger als eine Stunde in Anspruch.
    Ich war ziemlich stolz auf meinen Einfall. Wenn Phil noch in Cascarez war, würde Mister High ihn zu erreichen wissen. Schon übermorgen Nacht konnten wir uns auf der Placa Rogales Zusammentreffen, und dann würden wir gemeinsam ein Feuerchen unter Steve Brandleys Füßen anzünden, dass ihm selbst auf dem Wasser warm werden sollte.
    Ich schlug den Weg zurück in die Altstadt ein.
    Der Wagen, ein weißer Thunderbird, schoss wie ein aus dem Gebüsch brechendes Nashorn aus einer Seitenstraße. Er kam die Straße herunter. Seine Scheinwerfer glühten mich an. Das Licht blendete mich, und die Überraschung machte mich eine Sekunde aktionsunfähig. Ich zerrte an der Pistole und gleichzeitig wandte ich mich zur Flucht. Ich erinnere mich, dass ich im letzten Augenblick dachte: »Die blödsinnige Verkleidung taugt doch nichts.«
    ***
    Ich, Phil Decker, FBI-Agent aus New York, kam in Cascarez an mit dem Auftrag, Jerry Cotton beim Kampf gegen die Zentrale zu unterstützen. Ich kannte alle Einzelheiten, die Jerry bisher über Steven Brandley,Yvonne Boos, die Yacht Zamarra und die Bande der Zentrale durchgegeben hatte. Ich kannte auch die Telefonnummer 2-5-3-1-2, über die ich Jerry zu erreichen hoffte.
    Die Rolle, die ich spielte, war simpel, aber als Tarnung durchaus wirkungsvoll. Ich trat als amerikanischer Tourist auf, wohnte in dem superfeinen Castillon-Hotel und war entschlossen, mit Dollars um mich zu werfen, wie es einem Touristen zukam. Dennoch rief ich alle zwei Stunden nach meiner Ankunft
    2-5-3-1-2 an. Die Leitung war tot. Der Ruf kam nicht an.
    Ich probierte es im Laufe des Tages noch einige Male. Es änderte sich nichts.
    Sie können sich vorstellen, dass ich sehr nachdenklich wurde. Zum Glück kann ich leidlich Spanisch. Ich klemmte mich also an das Telefon und bat das zuständige Fräulein, mir die Adresse des Anschlusses 2-5-3-1-2 zu beschaffen. Ich säuselte ihr vor, es sei die Telefonnummer eines bildschönen Mädchens, deren Adresse ich unbedingt wissen müsste. Für so etwas, haben sie in Cascarez viel Sinn, und das Telefonfräulein teilte mir mit, dass 2-5-3-1-2 ein Anschluss in der Calle Boreira 54 sei. Sie setzte hinzu: »Das ist eine sehr schlechte Gegend, Señor. An Ihrer Señorita müssen einige Fehler sein.«
    Sie wartete vergeblich auf meine Einladung, mit ihr anstelle der angeblichen Señorita aus der Calle Boreira meine Dollars zu verjubeln. Ich sagte nur »gracias«, fischte mir mein Taxi und ließ mich kreuz und quer durch Cascarez fahren. Als der Fahrer mir vorschlug, auch die Altstadt zu besichtigen, stimmte ich zu. Später erzählte ich ihm die Geschichte von der Señorita aus der Calle Boreira, und wir fuhren hin.
    Die schäbige, schmale Gasse sah ein wenig merkwürdig aus, aber noch merkwürdiger war der Anblick des Hauses 54. Es besaß weder Fensterläden noch Türen und schien ein wenig ausgeblasen worden zu sein. Zwei Polizisten stocherten lustlos in den Trümmern herum.
    Mein Fahrer erkundigte sich.
    »Explosion«, erklärte er dann. »Revolution - bum - bum!« Womit er den Fall für ausreichend erklärt hielt. Nicht mehr nachdenklich, sondern besorgt ließ ich mich ins Castillon-Hotel zurückfahren. Ich studierte sämtliche Zeitungen, deren ich habhaft werden konnte. In einer fand ich eine kleine Notiz: »Explosion in der Calle Boreira.« Es stand darin, dass es im Haus 54 mehrfach geknallt hätte, und dass die Polizei annähme, ein Revolutionär sei bei der Herstellung von Handgranaten in die Luft geflogen. Reste einer Kurzwellenapparatur ließen annehmen, dass der Mann mit der

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