0211 - Das Geistergrab
noch nie von mir gehört, weil du auch von den Großen Alten kaum etwas weißt. Wir waren schon da, als es noch keine Menschen auf der Erde gab, als sie noch nicht so war wie heute, als Dämonen herrschten und sich bekämpften. Merke dir meinen Namen, denn ich bin der Herr der roten Hölle.<
Herr der roten Hölle!
Wieder war ein neuer Dämon aufgetaucht. Oder mußte ich sagen alter Dämon?
Er hatte mir berichtet, daß er zu den Großen Alten gehörte, zu einer Dämonengeneration, die schon da war, als es die Menschen noch nicht gab. Ich zählte Izzi dazu, den Riesenwurm. Er war ein Diener der Größen Alten. War es der Herr der roten Hölle auch? Und wo lag die rote Hölle, falls es sie gab.
›Die rote Hölle‹, fragte ich nach, ›wo befindet sie sich?‹
›In der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft‹, lautete die Antwort. ›Ihre Existenz ist eng mit der der Leichenstadt verknüpft, und ich hätte auch keinen Kontakt mit dir aufgenommen, wenn nicht ein bestimmtes Ereignis eingetreten wäre.‹
›Welches?‹
›Man hat mit der Peitsche geschlagen. Sie, und nur sie ist das Bindeglied. Die Peitsche ist aus der Haut eines Dämons entstanden. So sagt es die Legende. Nur ist es keine Legende, sondern eine Tatsache. Das weiß ich genau, denn man hat die Peitsche aus meiner Haut hergestellt. Ich habe sie gegeben, und ich bin heute noch ein Gezeichneter. Sie ist einen Weg gegangen, den ich nicht verfolgen konnte. Verschlungene Pfade, und schließlich hat sie Myxin, ebenfalls ein mächtiger Dämon, besessen. Aber jemand nahm sie ihm ab. Ich weiß jetzt wer, und ich habe mir die Peitsche zurückgeholt. Was dem Herrn der roten Hölle einmal gehört hat, das läßt er nicht mehr los, auch wenn es über Tausende von Jahren verschwunden war.‹
Diese Eröffnung war wirklich fantastisch. Wie oft hatten wir über den Ursprung der Peitsche gesprochen. Selbst Myxin wußte nichts Genaues. Und hier, an dieser Stelle, erfuhr ich mehr darüber. Wir wußten wohl, daß sie aus der Haut eines Dämons hergestellt worden war, aber wir hatten bisher nie erfahren, von welchem.
Nun war es mir bekannt.
Ich dachte an die rötlichen Klauen, die ich in den Gräbern gesehen hatte, als der blaue Schein sie transparent machte. Sollten diese Klauen etwa mit dem Herrn der roten Hölle in Verbindung stehen?
Wieder las er meine Gedanken. ›Ja‹, hörte ich ihn, ›du denkst schon richtig. Ich habe dir gezeigt, wie mächtig ich bin und daß mir zahlreiche Diener zur Seite stehen. Die Peitsche gehört mir jetzt, dem rechtmäßigen Besitzer. Aus meiner Haut ist sie entstanden, und ich werde sie auch behalten. Ihr aber werdet den Einstieg finden in meine Welt und in mein Reich. Euer Frevel muß erst bestraft und dann gelöscht werden. So muß es, so wird es sein…‹
Das waren seine letzten Worte, denn plötzlich konnte ich wieder klar denken, das heißt, mein Gehirn war frei.
Und ich vernahm Will Mallmanns Stimme. »He, John, träumst du?«
Ich schaute auf. Ziemlich verwirrt, denn der Kommissar lächelte trotz der ernsten Situation.
»Leider war es kein Traum«, erwiderte ich.
»Wieso? Was ist geschehen?« Suko stellte die Frage.
Ich schaute in die Runde, bevor ich eine Antwort gab. Die Gräber waren noch immer erleuchtet, allerdings konnte ich den Schein kaum noch erkennen. Er strahlte nur sehr schwach. Eine weißblaue Blässe, mehr war nicht zu sehen.
Ein Schauer rann über meinen Rücken, je mehr ich mich auf die vergangenen Worte konzentrierte.
»John, rede!«
Ich schaute Suko an, denn er hatte die Aufforderung an mich gestellt.
»Ich habe Kontakt mit einem Dämon gehabt«, gab ich leise zurück.
»Was hast du?« schnappte Will.
»Ja, plötzlich befand sich eine fremde Stimme in meinem Hirn, und ich habe einiges erfahren.«
»Was denn?«
»Seinen Namen hat er mir auch gesagt. Es war der Herr der roten Hölle.«
Suko, Will Mallmann und auch Don Frazer schauten unverständlich. Sie begriffen nichts und mußten Ähnliches denken, wie ich zu Beginn der Kontaktaufnahme.
»Herr der roten Hölle? Habe ich nie gehört«, meinte Suko und hob die Schultern.
»Dabei hast du mehr mit ihm zu tun gehabt, als es dir vielleicht lieb war.«
»John, du sprichst in Rätseln.«
Ich nickte und wischte über mein Gesicht. »Entschuldige, aber ich stehe noch unter dem Eindruck des eben Erlebten. Er ist auch nicht leicht zu verkraften. Wolltest du nicht immer schon wissen, aus welchem Material deine Peitsche bestand?«
»Aus
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