0211 - Das Geistergrab
hatten unsere Gegner Suko entrissen.
Don Frazer, der CIA-Agent, stand da und schüttelte seinen Kopf. Er verstand überhaupt nicht, um was es eigentlich ging. Die Bewegung seiner Schultern sagte uns genug, und laut atmete er tief ein.
Passé - vorbei…
»Was machen wir?« Suko stellte die Frage. Er, der ansonsten die Übersicht behielt, war völlig durcheinander, und in seinem Gesicht zuckte es.
Ich schaute auf das geheimnisvolle Geistergrab. Die Knochenklaue war verschwunden. Sie hatte die Peitsche gepackt und war eingetaucht in die feuchte Erde. Wirklich nur in die Erde, oder steckte etwas anderes dahinter? War dieses Grab in Wirklichkeit keines, sondern ein Einstieg in eine andere Dimension?
Auch so etwas hatte ich schon erlebt. Ich brauchte nur daran zu denken, wie man mich lebendig begraben hatte. Da hatte ich erlebt, wie man von einer Dimension in eine andere gelangen konnte. [6]
Sollte hier das gleiche Phänomen stattfinden?
Ich wußte es nicht und dachte auch nicht näher darüber nach, denn probieren ist besser als studieren.
»Bleib mal zurück«, sagte ich und ging über die verbrannte Erde dicht an das Grab heran.
Mein Kreuz hatte ich nicht weggesteckt. Ich blieb in der Hocke sitzen, hatte die Silberkette um meinen Zeigefinger gedreht und warf das Kreuz vor.
Fast in der Mitte des Grabs blieb es liegen.
Zuerst tat sich nichts. Dann begann eine Reaktion, mit der wir nicht gerechnet hatten. Das türkisfarbene Licht, das uns nach wie vor umhüllte, wurde schwächer. Auch aus dem Grab drang kaum noch ein Schein, und der Friedhof lag unter dem Mantel der Dunkelheit. Es schien, als würde sich das Licht vor meinem Kreuz fürchten.
»Was ist das denn wieder?« hörte ich Suko flüstern.
Ich gab keine Antwort, sondern wartete konzentriert und gespannt ab. Dann kehrte das Licht zurück. Aber nicht so, wie wir es gedacht hatten. Zwar erfaßte es auch das Grab vor mir, dazu allerdings auch alle anderen Gräber.
»Großer Lord, ich werde verrückt!« stöhnte der CIA-Agent Don Frazer. »Das ist Wahnsinn.«
Was daran im einzelnen so wahnsinnig war, konnte ich nicht erkennen, denn ich konzentrierte mich auf das geheimnisvolle Geistergrab. Und das bot ein schauriges Bild.
Die graue Erde war verschwunden. Statt dessen konnte ich in das Grab hineinschauen. Zwar sah ich die Umrisse nicht sehr deutlich, aber ich konnte erkennen, daß unter mir ein Mensch lag.
Und zwar ein Mensch, der eine Uniform trug. Für mich war es eine Projektion des Grauens, denn der Mensch war von zahlreichen kleinen Spinnen übersät, die bereits ihre Beißzangen in sein Fleisch geschlagen hatten und die gefährliche Säure absonderten.
Ich hoffte für den Mann, daß er nicht mehr am Leben war, denn ein Teil seiner Haut hatte sich bereits gelöst, und an der Stirn sah ich schon die blanken Knochen hervortreten.
Von der Dämonenpeitsche entdeckte ich keine Spur.
Tief atmete ich durch. Dann schraubte ich mich langsam in die Höhe und schaute mich um.
Das Licht war nicht nur in die Erde gedrungen, es hatte sich auch verteilt. In genauso viele Teile, wie auch Gräber vorhanden waren. Jedes Grab wurde von dem türkisfarbenen Licht ausgeleuchtet, so daß wir von oben her hineinschauen konnten.
Mit blassen Gesichtern und zitternden Knien schritten meine Freunde und ich die Grabreihen entlang. Wir waren nicht unbedingt scharf darauf, die Überreste von fast siebzig Jahre alten Leichen zu sehen, aber es konnte sein, daß sich die Dämonenpeitsche irgendwo befand und sie die Wanderung mitgemacht hatte, die auch das Licht erlebte.
In jedes Grab schauten wir hinein. Und es gab keines, das keinen makabren Anblick bot.
Die Knochen der Toten lagen auf dem Grund. Verwest waren Haut und Haare, nur noch bleiche Gebeine boten sich unseren Blicken. Wobei das Wort bleich übertrieben war, denn auch die Überreste der Männer hatten einen bläulichen Schimmer angenommen.
Wir entdeckten weder etwas von den drei Skeletten noch von der Dämonenpeitsche. Beides war wie vom Erdboden verschluckt. Aber wir sahen etwas anderes.
Am Grund der Gräber bewegte sich was. Erde wurde aufgewühlt, und neben mir hörte ich den harten CIA-Mann stöhnen.
»Nimmt das denn kein Ende?«
Niemand achtete auf seine Worte, denn aus dem Grund der Gräber schoben sich Klauen.
So knallrot in der Farbe, daß sie selbst das blaue Leuchten noch übertönten.
Keine menschlichen Hände, sondern eher tierische Pranken oder Tatzen. Sie krümmten und bewegten sich. Es waren
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