0212 - Der Satan probt den großen Trick
wir dem Hauptquartier mitteilen könnten, wohin wir aufbrechen. Ich fürchte nur, dass sich dazu keine Gelegenheit ergibt. Es würde zu sehr auffallen, wenn einer von uns telefonieren ginge, nachdem uns die Adresse des Gangsters bekannt wurde. Ich möchte aber auch nicht, dass unsere Leute wieder nichts von uns vorfinden, wenn sie um zehn Uhr anrücken.«
»Dann telefoniere ich jetzt gleich an die Geheimnummer. Es dürfte nicht schwierig sein, uns noch zehn Minuten ’rumzudrücken, bis die-Verstärkung da ist.«
»Das nützt gar nichts«, widersprach ich. »du kannst dich darauf verlassen, dass unsere Wagen mit Sirenengeheul angebraust kommen - anders schaffen sie den Weg vom Headquarter hierher sowieso nicht in zehn Minuten -, und dann sind die Gangster gleich gewarnt.«
»Was ändert das schon groß? Sie werden sowieso wissen, dass wir G-men sind.«
»Sicher. Aber mit uns beiden lassen sie sich eventuell noch ein - siehe Doyer Street -, nicht aber mit einem ganzen FBI-Aufgebot. Wenn wir in absehbarer Zeit die Mord-Gang erledigen wollen, müssen wir sie herausfordern. Wir, das heißt: du und ich. Riskieren wir es, oder riskieren wir es nicht?«
»Dumme Frage«, knurrte Phil. »Selbstverständlich riskieren wir es!«
***
Als wir das Lokal wieder betraten, blickte Master, wie zufällig zu uns her, stutzte, ein freudiges Erkennen huschte über sein Gesicht, er sprang auf, breitete die Arme weit aus und rief begeistert: »Welch eine Überraschung! Wunderbar, dass wir uns hier treffen. Kommt her, setzt euch zu mir an den Tisch! Was trinken wir zur Feier des Tages? He, Kellner«, er schnalzte mit den Fingern, »noch eine Flasche von dem hervorragenden Champagner. Das muss ausgiebig begossen werden, dass wir zusammen in demselben Lokal sitzen.«
Wir mimten ebenfalls beglücktes Wiedersehen. Allerdings fand ich es heftig übertrieben, dass sich Kollegen von derselben Zeitung geradezu um den Hals fallen, wenn sie zufällig in derselben Kneipe Zusammentreffen.
Auch Master musste gespürt haben, dass er mit seinem Freudentheater erheblich übers Ziel hinausgeschossen war. Er korrigierte seinen Fehler jedoch umgehend, indem er, während der Kellner uns bediente, ziemlich laut sagte: »Nun haben wir uns doch wahrhaftig nicht mehr gesehen, seit ihr die Daily News verlassen und den Job bei der Washington Post angenommen habt. Das waren noch Zeiten damals, als wir zusammen auf Sensationen ausgezogen sind.« Er schlug bekräftigend auf den Tisch. »Könnt ihr euch noch an die Schmuck-Affäre im Astor erinnern?«
»Na, das war wirklich ein dicker Hund!«, bestätigte ich, obwohl ich von dieser Geschichte noch nie etwas gehört hatte. Immerhin, der Reporter spielte seine Rolle geschickt und durchaus glaubwürdig.
Der Kellner goss den perlenden Sekt in unsere langstieligen Gläser. Als er sich außer Hörweite verzogen hatte, sagte Master hastig und mit gedämpfter Stimme: »Ich habe die Adresse! Mac O’Breen, Prince Street Nr. 125, III. Etage. Wenn wir die Flasche geleert haben, fahren wir zusammen in meinem Wagen hin.«
»Hinfahren?«, lachte ich. »Wissen Sie, wo die Prince Street ist? Gleich um die Ecke. Wir sind schneller zu Fuß dort, als Sie Ihren Wagen vom Parkplatz geholt haben. Bei dieser Gelegenheit kann ich dann aüch gleich von der nächstbesten…«
Ich brach ab, denn Phil - er saß mir gegenüber - hatte mir unter dem Tisch einen warnenden Tritt ans Schienbein gegeben. Unmittelbar darauf erkannte ich auch den Grund seiner Warnung: Der Geschäftsführer war hinter meinem Rücken herangekommen und trat nun an unseren Tisch.
Master reagierte sogleich richtig.
»Mr. Nox«, sagte er, »stellen Sie sich vor, da habe ich doch zufällig zwei ehemalige Kollegen von der Daily News getroffen. Seit zwei Jahren hocken sie in der Bundeshauptstadt - New York war ihnen wohl nicht mehr vornehm genug - und verbrechen ihre Artikel für die Washington Post.«
»Hoffentlich schreiben sie nicht so viel Unsinn wie Sie, Mr. Master!«, näselte Nox.
Master fühlte sich betroffen. Er begehrte auf: »Wenn ich Unsinn schreiben würde, wäre ich nicht Chefreporter der größten New Yorker Zeitung.«
»Aber, aber«, beschwichtigte ihn Nox. »Man wird doch noch einen kleinen Scherz machen dürfen. Übrigens, wenn Sie Ihren Freund O’Breen noch heute Abend besuchen wollen, müssen Sie sich beeilen. Kranke Leute brauchen dringend ihre Nachtruhe. Sie können ja Ihre beiden Kollegen aus Washington mitnehmen. Ich denke, Mac wird nichts
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