0213 - Amazonen-Rache
Schluß aufheben. Vor ihr sollten noch Masis und Serkana sterben. Von diesem Plan wollte er keinen Fingerbreit abrücken.
Er beobachtete, wie die Oberpriesterin die getötete Schwester in den Tempel des Lichts trug, und lachte gemein. Bald würden alle Priesterinnen so aussehen.
Als Thia Medixa zwischen den weißen Marmorsäulen verschwand, zog sich Re Arm-nyo weiter zurück.
Was tat sich inzwischen auf der zweiten Ebene?
Hatte Roscoe Jordan Nicole Duval bereits in seine Gewalt gebracht?
Der Gesichtslose warf einen Geist-Blick durch Zeit und Raum auf die Erde. Er wollte sehen, wie die Dinge in Chicago standen, und er sah es. Nicole Duval lag im Keller eines Hauses. Gefesselt. Ein Pflasterstreifen klebte auf ihrem Mund. Ihr Körper war nur in ein dünnes Nachthemd gehüllt.
Die Gelegenheit war günstig. Thia Medixa würde sich jetzt mit ihren Schwestern beraten, was zu tun war. Es würde wohl einige Zeit vergehen, bis die Amazonepriesterinnen zu einem Entschluß kamen.
Diese Zeit konnte Re Arm-nyo dazu nützen, um Nicole Duval in die Amazonendimension zu holen. Danach konnte er sich sofort wieder den Priesterinnen widmen. Zamorra würde inzwischen auf der Erde schmoren und vor Sorge um seine Freundin den Verstand verlieren.
Sobald Re Arm-nyo mit Thia Medixa und ihren Getreuen aufgeräumt hatte, wollte er sich um Zamorra kümmern, und er war sicher, daß es ihm keine Schwierigkeiten bereiten würde, dem Meister des Übersinnlichen dann das Leben zu nehmen, wie er es Asmodis versprochen hatte.
***
Cicero, Roscoe Jordan sprang aus dem Wagen. Der Mann, der auf Nicole Duval aufpaßte, hieß Hank Mulligan. Jordan hämmerte an die Haustür. Mulligan öffnete mit der Kanone in der Hand. Er war ein vorsichtiger Bursche. Als er den Gangsterboß erkannte, staunte er.
»Boß !«
»Mach den Mund zu, es zieht.«
»Ich habe dich hier nicht erwartet.«
»Darf ich vielleicht reinkommen, du Flasche?«
»Selbstverständlich. Ist ja schließlich dein Haus.« Hank Mulligan gab die Tür frei.
Roscoe Jordan trat ein. »Wie geht’s der Puppe?«
»Den Umständen entsprechend gut. Ich habe vor einer Viertelstunde nach ihr gesehen. Sie ist bei Bewußtsein und verschießt mit den Augen Blitze. Prachtmädchen.« Mulligan grinste. »Das Nachthemdchen verbirgt ja kaum was.«
»Es ist was schiefgelaufen. Vic konnte die Klappe nicht halten. Wir müssen das Mädchen schnellstens von hier fortbringen. In diesem Haus ist sie nicht mehr sicher genug untergebracht.«
»Dann schaffen wir sie eben woanders hin«, meinte Mulligan und steckte den Revolver weg.
Da flimmerte drei Schritte neben ihm die Luft. Erschrocken griff er sofort wieder nach der Waffe, doch Roscoe Jordan begriff rasch, was passierte. »Laß stecken!« zischte er. »Es ist alles okay!« Es war ihm sehr recht, daß Re Arm-nyo so bald schon zur Erde zurückkehrte. So konnte er dem Dämon Nicole Duval übergeben und war diese Sorge los. Außerdem würde er noch mal zehntausend Dollar kassieren. Ein schnelles Geschäft.
Der Dämon materialisierte.
Diesmal in seiner wahren Gestalt. So sieht er also wirklich aus, dachte der Gangsterboß aufgeregt. Ein unheimlicher Bursche. Rundschild, schwarzes Schwert, Pickelhaube -kein Gesicht.
Hank Mulligan sog die Luft geräuschvoll ein.
»Es ist alles in Ordnung, Hank«, sagte der Gangsterboß beruhigend. »Wir haben Besuch von einem Geschäftsfreund. In seinem Auftrag wurde das Mädchen entführt.«
Mulligan schwitzte stark. Er traute seinen Augen nicht. Fassungslos starrte er das blaugrüne, gesichtslose Wesen an. Daß Roscoe Jordan auch schon Geschäfte mit Außerirdischen tätigte, war ihm neu.
»Wir haben das Mädchen«, sagte Jordan.
»Ich weiß«, erwiderte Re Arm-nyo. »Deshalb bin ich hier.«
»Nicole Duval befindet sich im Keller. Abholbereit. Damit habe ich meinen Teil der Abmachung erfüllt.«
»Ich verstehe«, sagte der Gesichtslose. »Die zweite Hälfte der vereinbarten Summe liegt wieder im Safe.«
Roscoe Jordan hatte keinen Grund, an dieser Behauptung zu zweifeln. Re Arm-nyo begab sich in den Keller. Mit dem schwarzen Schwert schnitt er die Fesseln des Mädchens auf. Sein Anblick erschreckte Nicole. Der Dämon packte sie fest und stellte sie auf die Beine. Sie riß sich den Pflasterstreifen vom Mund und schleuderte ihn fort.
Ihr Herz hämmerte aufgeregt gegen die Rippen. Daß sie fast nackt war, daran dachte sie im Moment nicht. Sie hatte andere Sorgen.
»Ich bin gekommen, um dich abzuholen«, sagte der
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