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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blieb das Luchsauge draußen und sicherte.
    Sie erreichten einen breiteren Pier. Es war eigentlich eine Straße, die parallel zur Themse führte und später erst zu einem Pier abknickte, der dann wie ein Balken aus Beton in den Fluß hineinragte, obwohl es auch Piers und Landungsstege gab, die sich wie kleine Kanäle ins Land bohrten und man als Becken bezeichnete.
    Der Nebel kroch über das rauhe Pflaster und ballte sich zu quirlenden Wolken vor den hellen Glotzaugen der Scheinwerfer. Weit hatten sie nicht mehr zu fahren. Schon tauchte das viereckige Gebäude mit dem flachen Dach aus der grauen Suppe auf. Weiter vorn brannten starke Lampen, deren Licht sogar den Nebel durchdrang. Sie beleuchteten einen der am meisten befahrenen Gleiskörper. Jenseits davon wurde ein Schiff entladen. Das Quietschen und Kreischen der hohen Kräne konnte einem Menschen auf den Nerv fallen. Jason Frogg hatte sich daran gewöhnt. Für ihn war es eine Begleitmusik wie für andere Popoder Operettenmusik.
    Das Haus diente gleichzeitig auch als Lager. Heiße Ware wurde hier nicht gestaut, sondern normale Maschinen und andere Frachtgüter, mit denen Frogg handelte.
    Das Haus besaß auch eine Rampe.
    Dort stoppte der Mercedes. Luchsauge in seinem Camaro fuhr dicht auf und hielt ebenfalls.
    Zuerst stiegen die Qualston-Brüder aus Mit gezogenen Waffen schauten sie in die Runde, und erst als sie die Luft für rein befanden, drückte sich Frogg aus dem Wagen.
    Auch das Luchsauge verließ den Camaro und blieb abwartend an der Tür stehen.
    Der viel zu schwere Frogg drehte sich ächzend herum und schaute den dritten Gangster an. »Du hältst hier deine Augen offen, hast du verstanden?«
    »Geht klar, Chef. Warnung wie immer?«
    »Ja.«
    Dies bedeutete nichts anderes, als daß Luchsauge einen verstecken Kontakt drücken würde, der in Froggs Büro ein optisches und akustisches Signal in Gang setzte, so daß die Killer ihre Konsequenzen aus der Warnung ziehen konnten.
    Jay und Ray nahmen ihren Boß in die Mitte. Nebeneinander schritten sie auf die Eisentür zu, nachdem sie die kleine Treppe an der Rampe überwunden hatten. Die Tür war mit einem Spezialschloß versehen, für das es nur zwei Schlüssel gab. Einen davon trug Frogg bei sich, der andere lag in einem Bankfach.
    Luchsauge wartete so lange, bis die Männer verschwunden waren, dann lief er zu seinem Wagen und holte eine Flasche Brandy unter dem Sitz hervor. Er mußte jetzt einfach einen Schluck haben. Lange genug hatte er sich beherrschen müssen. Vor Frogg mußte er immer den Kostverächter spielen, der haßte es, wenn seine Leute tranken, aber Luchsauge brauchte den Stoff. Er war davon abhängig.
    Aus der Flasche trank der Mann, und das scharfe Zeug rann in seine Kehle. Als er den letzten Rest schluckte und den Arm wieder sinken ließ, glänzten seine Augen. Jetzt ging es ihm besser, jetzt fühlte er sich wieder fit. Daß er dabei einer Selbsttäuschung erlegen war, daran verschwendete er keinen Gedanken.
    Er kannte die Spielregeln genau. Sein Chef und die beiden Qualstons würden die nächsten beiden Stunden sicherlich in der Bude hocken, telefonieren und beraten. Da hatte er Zeit, sich ein gutes Plätzchen auszusuchen, von dem aus er die Umgebung kontrolliert im Auge behalten konnte.
    Über den Nebel ärgerte er sich nicht. Der war halt im Hafen immer vorhanden. Es gab nur wenige Nächte, wo kein Dunst über dem Wasser oder den Piers lag.
    Luchsauge hatte seinen alten Mantel übergeworfen und den Kragen hochgestellt.
    Durch ein Fenster fiel ein schwacher Lichtschimmer, der schon bald vom Nebel absorbiert wurde. Auch das Kreischen der Winden klang gedämpft. Hin und wieder tutete ein Nebelhorn, Wasser platschte, vereinzelte Möwenschreie, und von irgendwoher drangen sogar Fetzen von Musik an die Ohren des Mannes.
    Er war praktisch mit dem Schatten einer Wand verschmolzen. Die Zigarette hielt er so, daß seine Handfläche die Glut nach außen hin abdeckte.
    Schon bald hatten die ewigen Geräusche des Hafens den einsamen Aufpasser regelrecht eingelullt. Allerdings schlief er nicht, denn seine Sinne blieben gespannt.
    Luchsauge bezeichnete sich immer als einen sensiblen Menschen. Als ein Produkt seiner Umwelt und der Natur. Man sagte ihm nach, daß er die Gefahr riechen würde. Das stimmt zwar nicht, doch Luchsauge witterte irgendwie Gefahren.
    So war es auch heute. Da lag etwas in der Luft. Nicht nur der Nebel, nein, aber es wollte ihm nicht gelingen, sich so richtig zu entspannen, wie er es

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