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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sonst getan hatte.
    Er war zu unruhig. Aber diese Unruhe mußte einen Grund haben. Den wollte er herausfinden. War es vielleicht das Wissen um Rod Kanes Ermordung? Möglich. Andererseits hatte er sonst auch nicht so sensibel reagiert, wenn einer von der anderen Seite des Gesetzes umgebracht wurde.
    Nein, es mußte etwas anderes sein. Gefahr!
    Es war eine unbestimmte, nicht faßbare oder greifbare Gefahr, die ihn umgab. Er konnte sie schlecht analysieren, jedoch fühlte er sich eingekesselt.
    Irgendwo im Nebel lauerte etwas. Jeden Augenblick konnten Gestalten mit schußbereiten Waffen auftauchen und schießen, wobei er sich schon unter den Einschlägen der Kugeln in seinen Körper zusammenbrechen sah.
    Luchsauge schüttelte sich. Es waren Vorstellungen, die auf gar keinen Fall in die Tat umgesetzt werden durften. Lieber würde er Reißaus nehmen und sich irgendwo wie eine Ratte verkriechen, wenn…
    Seine Gedanken wurden unterbrochen.
    Eigentlich hatte er nichts gehört, und eben das machte ihn so mißtrauisch.
    Es war still geworden.
    Zwar hörte er noch weiterhin die Geräusche der Winden und Kräne, sah die blassen, bläulich weiß schimmernden Lichter der Lampen in der Ferne, aber er hörte die Vögel nicht mehr.
    Die Möwen waren verstummt.
    Ein schlechtes Zeichen. Nervös fuhr Luchsauge mit der Zungenspitze über seine Lippen. Ein kalter Windstoß fuhr über den Pier, trieb Papier vor sich her, drang auch unter den Mantel des Mannes, und er fröstelte.
    Die Haut auf dem Rücken zog sich zusammen. Hart preßte der Beobachter die Lippen aufeinander. Seine Hände öffneten und schlossen sich wie unter krampfhaften Zuckungen. Nervös klapperte er mit seinen Augendeckeln. Er kannte die Anzeichen einer sich nähernden Gefahr, und er spürte sie immer deutlicher.
    Was kam da auf ihn zu?
    Luchsauge hielt es nicht mehr länger auf seinem Platz. Er löste sich aus der Deckung der Hauswand und ging zwei Schritte vor, wobei er bald von den Nebelschleiern umquirlt wurde und wie ein Schemen wirkte.
    Plötzlich zuckte er zusammen, denn er hatte ein Geräusch vernommen.
    Ein Geräusch, das überhaupt nicht in die Kulisse hineinpaßte. Es war ein Rattern, als wurde etwas über den Boden rollen, zwar noch ziemlich weit entfernt, doch immer näher kommend und damit auch lauter werdend.
    Der Mann überlegte, ob er seinen Chef warnen sollte, entschied sich dann dagegen und wollte erst einmal abwarten, was da wirklich auf ihn zukam.
    Es war ein großer, düsterer Schatten. Er kam aus dem Nebel, war unförmig anzusehen, und er brachte auch dieses rollende Geräusch mit.
    Der Schatten bewegte sich. Die grauen Schleier umtanzten ihn, und aus ihm heraus drang ein wildes Fauchen, das dem einsam wartenden Mann entgegenfuhr.
    Luchsauge zuckte zusammen. Er stülpte seine Unterlippe vor. Bei ihm ein Zeichen, daß er völlig geschockt war, denn er hatte den Schatten identifiziert.
    Eine Kutsche!
    Von zwei Pferden wurden sie gezogen. Schwarze Tiere waren es, die sich wie gemalt von dem grauen Schleier abhoben.
    Und dann war plötzlich nichts mehr zu hören. Das Rollen der Räder verstummte von einem Augenblick zum anderen. Stille breitete sich wieder aus, doch die Kutsche und die beiden Pferde waren noch vorhanden. Nun näherten sie sich lautlos.
    Sie wuchsen gewaltig vor dem einsamen Aufpasser in die Höhe, so daß Luchsauge das Gefühl hatte, jeden Augenblick von den Hufen tödlich getroffen zu werden.
    Seine Angst verdichtete sich. Dabei duckte er sich zusammen und tauchte zur Seite weg, weil er starke Furcht vor dieser unheimlichen Kutsche und den beiden sie ziehenden Pferden bekam.
    Am Beginn der Rampe hatten die Pferde angehalten und ließen ihre Köpfe hängen, als wären sie erstarrt.
    Luchsauge wischte über seine Augen.
    Er hatte zwar getrunken, aber längst nicht soviel, daß er betrunken war und vielleicht Geister oder Gespenster sah.
    Das hier war Wirklichkeit.
    Die Kutsche und die Pferde existierten!
    Und das mitten in London. Luchsauge konnte es nicht begreifen. Da erlaubte sich einer einen Scherz. Als er daran dachte, verzog sich sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Für ihn gab es keine andere Lösung.
    In London liefen genügend Spinner herum, warum auch nicht jemand, der mit einer Kutsche durch die Gegend reiste?
    Aber kam er, um zu killen?
    Das konnte sich Luchsauge kaum vorstellen. Nein, Mörder fuhren nicht mit der Kutsche an. Das hatte irgend etwas anderes zu bedeuten. Er wollte es herausfinden. Seine Angst hatte sich

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