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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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Fabrikviertel einen Schornstein von achtundvierzig Meter Höhe weggeblasen und hatte doch nur eine schmale Gasse von zwölf Meter Länge, wo die Brocken ’reinkommen durften. Aber ich habe das Ding in die Gasse ’reinfallen lassen, daß man’s mit einem Lineal nachmessen konnte. Wenn du mir sagst, ich will hier so und so viele Tonnen Gestein aus der Wand ’raus haben, laß mir aber die Fenster von der Frühstücksbude da drüben heil, dann macht Jim Mackens das. Auf den Millimeter. Und auf einen Zentner Gestein genau.
    Jim schüttelte den Kopf. Es war einfach unmöglich, was seine Sprengung angerichtet haben sollte. Unmöglich!
    Jim griff in die Innentasche seiner abgetragenen Jacke und holte das kleine, zerfledderte, abgegriffene Notizbuch hervor. Er blätterte. Da stand es ja. Groß und deutlich. Von seiner ungelenken Hand eingeschrieben. Mit Datum, Uhrzeit, Art und Gewicht des verwendeten Sprengstoffs. No, no, das war in Ordnung. Er hätte es außerdem gemerkt, wenn auch nur ein viertel Pfund zuviel genommen worden wäre. Die Sprengung wäre doch ganz anders ausgefallen. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, seine Sprengung war in Ordnung.
    Jim trank sein Bier aus und bezahlte. Ein paar Bekannte riefen ihm etwas zu, aber er achtete nicht darauf. Er ließ sie einfach stehen. Als er auf die Straße hinaustrat, empfing ihn die Hitze mit einem dumpfen Schlag. Sofort öffneten sich alle Poren in seinem Körper. Von einer Sekunde zur anderen war er pitschnaß.
    Er stiefelte die Straße hinab und paffte grimmig kleine Rauchwolken aus seiner Pfeife. Die ganze Sache war ja im Grunde genommen ganz einfach. Es gab nur eine einzige Gegend, wo etwas unbemerkt explodieren konnte, was man dann für seine Sprengung im Steinbruch hielt: im Gebirge. Drüben in den Bergen.
    Er würde sich von Herbert Walker den Jeep leihen und ’rüber in die Berge fahren. Den Jeep bekam er bestimmt. Von Herbert Walker immer.
    Er hätte sich lieber eine Maschinenpistole mit drei vollen Magazinen leihen sollen.
    »Tag«, brummte der Farmer mürrisch, als wir auf dem Hof ausstiegen.
    Mutherfield, der Polizist von Milborne, war in seinem Dienstwagen gekommen. Phil und ich hatten natürlich den Jaguar benutzt. Wir alle waren in Schweiß gebadet. Die Hitze hatte tropische Ausmaße angenommen.
    »Tag, Hillery!« sagte Mutherfield und schüttelte dem Farmer die Hand. »Darf ich dir zwei große Tiere vorstellen? Das sind zwei G-men, Hillery. Richtige G-men vom FBI. Toll, was? Das ist Mr. Cotton, das ist Mr. Decker. — Das ist Hillery Martens, ihm gehört die Farm hier.«
    Martens war schlagartig weiß geworden. Die Hitze schien ihm noch mehr als uns zu schaffen zu machen. Er fing auf einmal an zu zittern.
    »Gehen wir lieber ’rüber ins Haus«, sagte Mutherfield schnell. »Du bist ja ganz blaß, Hillery. Ja, ja, die verfluchte Hitze! Komm, sieh zu, daß du ins Haus kommst, bevor du uns aus den Stiefeln kippst!«
    Martens nickte. Er ging vor uns her auf das Haus zu. Ich sah, daß ein paar Fenster entzweigegangen waren. Die Splitter der Scherben lagen noch auf der Veranda, und in den Rahmen saßen noch gezackte Glasreste.
    »Setzen Sie sich, Gents«, sagte Martens und zeigte auf die Sesselgarnitur, die mit dunklem Leder überzogen war.
    Auf der Couch lag ein Mann, dessen Kleidung staubbedeckt und stellenweise sogar zerrissen war. Eine Frau räumte gerade eine Waschschüssel beiseite. Mutherfield stellte uns vor. Es war die Frau des Farmers, eine verhärmte, abgearbeitete Frau, die anscheinend auch noch große Sorgen wegen irgend etwas hatte. Sie sagte ein paar gleichgültige Worte zu unserer Begrüßung und ging danach mit der Waschschüssel hinaus.
    »Meine Frau hat ihm das Gesicht und die Hände ein bißchen gewaschen«, sagte Hillery Martens halblaut, während wir alle vier vor der Couch standen und den Toten ansahen. »Er sah nämlich furchtbar aus«, fuhr der Farmer fort.
    »Wieso?« fragte Mutherfield.
    Martens zuckte die Achseln.
    »Er muß einen Unfall gehabt haben. Anders kann ich es mir nicht erklären. Der Jeep ist ganz schön ramponiert. Ein Vorderrad hat keine Luft mehr, er ist auf den Felgen damit bis zu uns gefahren. Das Rad wird wohl zum Teufel sein.«
    »Einen Unfall?« wiederholte Mutherfield. »Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Micky war doch ein guter, vorsichtiger Fahrer. Es paßt gar nicht zu seiner ganzen Wesensart, daß er beim Fahren mal leichtsinnig geworden sein soll. Und die Straßen im Gebirge sind doch

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