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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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Militär.«
    »Ich war Oberst«, erwiderte Rennier. »Es gibt kaum einen kolonialen Kriegsschauplatz in den letzten fünfzehn Jahren, wo ich nicht gekämpft hätte. Und glauben Sie mir eins, Patterson: Ich bin schon mit ganz anderen Burschen fertig geworden als mit Ihnen.«
    Rack Patterson runzelte die Stirn.
    »Was soll denn das heißen?« fragte er.
    Rennier stand ungefähr vier Schritte von ihm entfernt vor einer Kiste, die er mit seinem Rücken halb verdeckte. Er hatte die Beine leicht gespreizt.
    »Miß Johnson, die ich vor einiger Zeit in New York kennenlernte«, sagte der Colonel schnarrend, »hat Sie empfohlen. Dieser Empfehlung verdanken Sie es, daß Sie bei uns unterschlüpfen und Geld machen dürfen. Unsere Leute machen viel Geld. Sobald wir genug zusammen haben, werden alle ausgezahlt. Aber wenn Sie hier schon mitmachen wollen, Patterson, dann richten Sie sich bitte nach den Regeln, die bei uns gelten.«
    »Zum Beispiel?« fragte Patterson.
    »Ich kann sie Ihnen schnell sagen. Einige meiner Leute bekleiden gewisse Ränge. Es ist üblich, daß sie mit ihrem Dienstgrad angesprochen werden. Sander zum Beispiel ist Lieutenant. Sie werden ihn also Sir nennen, wie sich das bei einem Offizier geziemt.« Patterson grinste breit. Er tippte mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    »Sie haben einen kleinen Vogel, was?« brummte er vergnügt.
    Rennier stand eine Sekunde starr. Plötzlich aber schnellte seine rechte Hand hinter dem Rücken hervor. Eine lange lederne Peitsche schnellte wie eine angreifende Schlange blitzschnell nach vorn. Patterson schrie auf und riß die Arme hoch. Aber noch bevor er sein Gesicht schützend hinter den Armen bergen konnte, war ihm die Peitsche zweimal mit aller Kraft durch das Gesicht gezogen worden. Er schrie fürchterlich, drehte sich um und wollte fliehen. Erschrocken blieb er stehen.
    Lieutenant Willy Sander stand hinter ihm. Mit einer Pistole in der Hand.
    »Der Colonel hat nicht gesagt, daß Sie entlassen sind, Patterson«, sagte er ruhig, als ob nichts geschehen wäre. »Bleiben Sie gefälligst da, bis Sie gehen dürfen!«
    Patterson wandte sich wieder dem Colonel zu. Rennier hatte seine Arme wieder auf dem Rücken verschränkt. Die Peitsche lag wieder ,auf der Kiste. Nur noch die eisgrauen, eiskalten Augen des Obersten verrieten etwas von der Gefahr, in der hier jeder ständig schwebte, der es wagte, den Unwillen Renniers zu erregen.
    »Zweitens wird den Befehlen der Vorgesetzten natürlich gehorcht«, schnarrte Rennier aus dem rechten Mundwinkel in seiner leicht abgehackten, barschen Tonart. Auch er sprach, als ob nichts geschehen wäre.
    Patterson zog sein Taschentuch und tupfte vorsichtig das Blut aus seinem Gesicht, pie beiden Striemen, die über seine Wangen liefen, brannten höllisch und brachten ihn fast um den Verstand. Aber was sollte er tun? Hinter ihm stand Sander mit einer Pistole. Vor ihm Rennier, der die Peitsche hinter sich liegen hatte, diese verdammte, elende, furchtbare Peitsche.
    »Drittens werden alle Mahlzeiten gemeinsam eingenommen. Unser Verpflegungsoffizier ist Sergeant Brackman. Eventuelle Beschwerden sind an ihn zu richten.«
    Der Colonel zählte die geltenden Dienstvorschriften auf, als ob er in einer Kadettenanstalt das Reglement verlese. Patterson hörte die Worte nur undeutlich in seinem vom Schmerz gefolterten Gehirn. Aber er wagte nicht ein einziges Mal zu widersprechen.
    »Verstanden, Patterson?« fragte Rennier abschließend.
    Rack Patterson nickte zweimal, und auch dies tat er nur widerstrebend. Plötzlich fühlte er, daß ihn Sander von hinten leicht am Arm faßte.
    »Sagen Sie ,Ja, Sir!«‘ zischte ihm Sander ins Ohr. »Los, Mann!«
    Und da brach noch einmal der Widerstand in Patterson auf. Sein Leben lang hatte er sich geweigert, in Gemeinschaften sich einzuordnen, einer Sache oder einer Person untertan zu sein, und hier sollte er das makabre Spiel eines halbverrückten Kolonialoffiziers mitmachen?
    »Ich denke ja nicht daran!« schrie er. »Ich verschwinde hier wieder! Bei diesem Affentheater mache ich nicht mit! Ich ni…«
    Weiter kam er nicht. Rennier hatte wieder ausgeholt und schlug zu. Schaurig hallte es gleich darauf aus der Höhle hinaus in das von steilen Felswänden umschlossene Gebirgstal. Das fürchterliche Gebrüll des Mißhandelten stieg zwischen den kahlen Steinwänden empor, wurde von den Wänden zurückgeworfen und rollte wie ein Echo durch die Schlucht.
    ***
    Seit einer guten Stunde fuhr Jim Mackens nun schon durch das

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