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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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tun hatten, gingen wir mit in die Scheune. Das linke Vorderrad sah wirklich sehr ramponiert aus. Es würde völlig ausgewechselt werden müssen, wenn überhaupt jemand wieder mit diesem Fahrzeug fahren wollte.
    »Was hat er denn unter der Decke liegen?« fragte Mutherfield und zeigte auf eine graue Wolldecke, die über der hinteren Sitzbank ausgebreitet war.
    »Keine Ahnung«, sagte Martens. »Ich habe noch nicht nachgesehen. Ich hatte noch keine Zeit dazu, mir den Jeep genauer anzusehen.«
    Mutherfield trat einen Schritt vor und hob die Decke an einem Zipfel hoch.
    »Ich werd’ verrückt!« entfuhr es ihm.
    Mit einem Ruck zog er die ganze Decke weg. Wir starrten sprachlos auf die zusammengekrümmte Gestalt eines Mannes, der uns aus glanzlosen, toten Augen ansah. Auf der linken Wange hatte er eine kleine Blase, die wie eine Brandblase aussah. Aber an einer kleinen Brandblase stirbt man doch nicht? Woran war dieser Mann gestorben? Und wer war er überhaupt? Weder Martens noch Mutherfield schien ihn zu kennen.
    Plötzlich beugte sich der Polizist vor und schob behutsam seine Hand unter das Jackett des Toten, das ein wenig hochstand. Als Mutherfield seine Hand zurückzog, hielt er eine schwere Pistole.
    »Der Mann trägt eine Schulterhalfter«, murmelte Mutherfield verdattert. »Ist er nun ein Detektiv oder ein Verbrecher?«
    ***
    Der Gangster Willy Sander stand vor seinem Boß wie ein Soldat. Er hatte die Brust leicht vorgewölbt, die Beine zusammengestellt und bemühte sich, recht stramm auszusehen.
    »Sir«, sagte er. »Draußen ist Patterson. Sie wollten ihn sprechen.«
    »Ach ja«, nickte Rennier.
    Er war auf seine Art der närrischste Gangsterchef, den die Kriminalgeschichte der USA aufzuweisen hatte. Von Gestalt schlank, fast hager, mochte er ungeiähr sechs Fuß groß sein. Sicher wog er nicht viel mehr als etwa hundertdreißig Pfund. Er war vom jahrelangen Tropenaufenthalt sehr braun geworden, sein Haar zeigte die ersten silbernen Fäden, aber Gang und Haltung waren noch straff wie die eines Jünglings. Er trug stets eine braune Hose und ein sandfarbenes Hemd, das aus alten Heeresbeständen zu stammen schien. Eine Jacke sah man bei ihm selten, nur wenn es einmal wirklich sehr kalt war. Hemd und Jacke wiesen die Rangabzeichen des Colonels auf. Seine Leute mußten ihn auch als Oberst ansprechen. Es war sein Spleen, daß er eine Gangsterbande wie eine militärische Einheit aufzog, aber da er es verstand, sich mit diesem Spleen durchzusetzen, hatte er eine schlagkräftige Gang auf die Beine gestellt.
    »Soso«, brummte Rennier. »Patterson ist draußen. Er scheint sich ja nicht sehr beeilt zu haben. Wann schickte ich Sie zu ihm, Sander?«
    »Vor zirka fünfzehn Minuten, Sir.«
    »Fünfzehn Minuten!« Rennier schüttelte mißbilligend den Kopf. »Wenn ich bei einem Einsatz fünfzehn Minuten auf meinen Sergeant warten müßte, könnten wir inzwischen total aufgerieben worden sein. Ich fürchte, Sander, wir werden Mr. Patterson noch recht gründlich mit dem Umstand vertraut machen müssen, daß bei uns Disziplin herrscht.«
    »Jawohl, Sir!« grinste Willy Sander. »Lassen Sie ihn herein!«
    »Yes, Sir!«
    Sander machte eine stramme Kehrtwendung und verließ die Höhle. Rennier hatte sich in einer gut fünfzehn Yard langen Höhle einquartiert, die sogar den Luxus einer elektrischen Lichtleitung besaß. Der Strom war freilich allein für diesen Zweck von den Gangstern herangeführt worden. Man brauchte ihn vor allem für die kleinen Maschinen, die in den benachbarten Höhlen arbeiteten.
    Im Hintergrund der Höhle standen zwei Feldbetten, mehrere Kisten, die teils als Kommoden, teils als Tische dienten, und ein paar Klappstühle. Auf einem der Feldbetten lag Mary Johnson. Sie trug jetzt eine schwarze enge Hose und einen Pullover derselben Farbe. Wenn man von einem gewissen ordinären Zug in ihrem Gesicht absah, konnte man sie hübsch nennen.
    Rack Patterson kam hereingeschlendert. Er hätte eine Zigarette im Mundwinkel hängen und trat sehr lässig auf. Der hellgraue Anzug, den er trug, war ein wenig zerknittert, saß aber gut und verriet Qualität. Allerdings war das weiße Oberhemd am Kragen und an den Manschetten schon stark angeschmutzt und hätte dringend einer Wäsche bedurft.
    »Tagchen«, sagte er ein wenig albern. »Sie sind dieser Rennier, der das ganz große Geschäft aufziehen will? Interessant. Ehrlich gesagt, ich hatte Sie mir ganz anders vorgestellt. Sie sehen mehr aus wie ein biederer Häuptling vom

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