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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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Gebirge, Er hatte sich längst die Joppe ausgezogen, die Hemdsärmel hochgerollt und den Kragen weit herab aufgeknöpft. Das Hemd war in den Achselhöhlen vom Schweiß durchnäßt. Wenn er ab und zu die Hand vom Steuer nahm und schüttelte, konnte er die Schweißtropfen wie glitzernde winzige Perlen von seiner Haut abstäuben sehen.
    Er wünschte sich seit langer Zeit, daß er sich eine Feldflasche besorgt hätte, ehe er abfuhr. Eine Feldflasche hätte ihren Inhalt kühler gehalten. So aber hatte er sich nur ein paar Flaschen Limonade mitgenommen, die bereits so warm waren, daß sie fürchterlich schmeckten.
    Verbissen kaute er auf seiner Pfeife herum. Vielleicht war er verrückt, wenn er sich einbildete, im Gebirge müßte eine Explosion stattgefunden haben. Eine Explosion, die so stark gewesen war, daß sie dem Farmer Martens sechs Fenster zertrümmert hatte. Aber wenn er auch diese verrückte Vorstellung hundertmal kritisch durchdachte, so kam er doch immer zu demselben Resultat: Seine Sprengung im Steinbruch konnte nicht die Ursache gewesen sein. Das wußte er genau. Und in der Stadt hatte es keine Explosion gegeben, sonst hätte Herbert Walker, wo er sich den Jeep ausgeliehen hatte, etwas davon gewußt. Auch auf einer der Farmen konnte es nicht gewesen sein, weil es auch dann Walker gewußt hätte. In einer solch ländlichen Gegend wie hier sprechen sich besondere Ereignisse mit Windeseile herum, in einer fast unglaublichen Geschwindigkeit. Also blieb nur noch das Gebirge. Man konnte es drehen und wenden, wie man es wollte. Es mußte im Gebirge gewesen sein.
    Freilich ergab sich jetzt sofort die Frage, wer im Gebirge, eine Explosion auslösen sollte. Und warum überhaupt? Es waren nichts als kahle Felsen, sobald man die untere, verhältnismäßig schmale Zone des Waldes überwunden hatte. Wer hat ein Interesse daran, schier endlose Felsmassive in die Luft zu jagen?
    Darauf konnte Jim Mackens keine Antwort finden. Jede normale Erklärung schied von vornherein aus. Und auf die Wahrheit konnte Mackens sowenig kommen wie irgendein anderer. Denn hier war die Wahrheit so unwahrscheinlich, daß man sie einfach wissen mußte, bevor man sie sich vorstellen konnte.
    Zuerst war Mackens immer der Straße nachgefahren, wobei er ein langsames Tempo gehalten hatte, damit er rechts und links unaufhörlich die Felsen mustern konnte. Schließlich sah er ein, daß er bereits so weit ins Gebirge hineingefahren war, daß er umkehren mußte.. Hätte es hier eine Explosion gegeben, hätte man in Milborne bestimmt nichts davon gehört, und Martens’ Fenster wären heil geblieben, hätte man auch ein paar Tonnen Dynamit in die Luft gejagt.
    Er wendete und fuhr jetzt die Wege ab, die von der Straße abzweigten und alle irgendwo in einer Schlucht endeten. Mit der Ausdauer eines Mannes, der sich in sein Ziel verbissen hat, holperte er über Stock und Stein, musterte aus halb zusammengekniffenen Augen die Felswände und suchte Spuren, die seinem erfahrenen Blick gezeigt hätten, daß hier kürzlich gesprengt worden sein mußte.
    Er war schon fast daran, die ganze Geschichte aufzugeben, weil es eben doch keinen Zweck hatte, als er kurz vor dem Beginn der Waldregion entdeckte, daß eine Spur von der Straße weg direkt in das flache Geröllfeld hineinführte, das nach ungefähr hundert Yard zu einer steilen Felsbarriere emporstieg.
    Mackens hielt den Jeep an und stieg aus, um die Spur genauer zu betrachten. Kein Zweifel. Es waren die deutlich erkennbaren Spuren von den Profilen von Autoreifen, die hier von der Straße wegführten. Neben der Straße gab es auf einer Länge von etwa zwanzig Yard ein Sandfeld, bevor der harte Felsgrund zutage trat. Und im Sand sah man deutlich die Profilspuren, denn diese Stelle lag so windgeschützt, daß kein leiser Luftzug die Sandkörner bewegen konnte.
    »Wenn einer mit ’nem Auto hier von der Straße abbiegt, muß er doch einen Grund haben«, sinnierte Mackens halblaut vor sich hin. »Das werde ich mir mal ansehen.«
    Er setzte sich wieder in den Jeep und holperte der Spur nach. Wo der Fels jenseits des Sandfeldes wieder anfing, hörte die Spur natürlich auf. Aber Mackens hatte sich die Richtung gemerkt und fuhr einfach der Nase nach weiter, direkt auf die Felsbarriere zu.
    Es war eine idiotische Fahrerei. Ständig mußte er größeren Felsbrocken ausweichen, die verstreut umherlagen. Dabei ließ es sich gar nicht vermeiden, daß man über kleine Brocken fuhr. Es war ein ewiges Auf und Ab, Hoch und

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