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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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Martens die Fenster zertrümmerte. Es kann nur hier in den Bergen gewesen sein. Die Farm liegt doch gar nicht so weit von hier! Irgendwo in der Gegend hier muß es heute früh gekracht haben. Und die Stelle suche ich. Ich will beweisen, daß es nicht an meiner Sprengung lag.«
    »Hm«, knurrte der Colonel. »Gibt es noch andere Leute, die annehmen, daß im Gebirge eine Sprengung ausgeführt worden ist?«
    »Nein, Sir, ich hab’s keinem Menschen gesagt. Die hätten mich doch alle für verrückt erklärt.«
    »Durchsuchen Sie den Mann!« befahl Rennier dem Mann, der ihn bewachte.
    Eine Minute später lagen bereits sämtliche persönlichen Besitztümer des Sprengmeisters auf dem Tisch vor Rennier und seinen drei Spießgesellen. Gelassen blätterte Rennier alles durch.
    »Pfeife und Tabak können Sie wieder einstecken«, entschied Rennier gnädig. »Auch die Streichhölzer. Höhlen kann man ja nicht in Brand stecken. Das Gericht wird beraten. Bringen Sie den Mann hinaus, bis wir Sie rufen!«
    Jim Mackens wurde hinausgeführt. Er blinzelte heftig und schüttelte immer wieder den Kopf. Das Gericht wird beraten? Aber was für ein Gericht denn, zum Teufel? Wieso hatte er sich strafbar gemacht? War dies etwa Sperrgebiet? Aber dann hätten doch zumindest ein paar aufgestellte Tafeln darauf hinweisen müssen! Man kann doch nicht riechen, wo man nicht hin darf! Jim Mackens kam die ganze Sache verschwommen und unwirklich vor. Er grübelte eine Weile vor sich hin, und als er sich gerade mit einer Frage an seinen Bewacher wenden wollte, wurden sie bereits wieder in die Höhle gerufen.
    Die vier Männer hinter dem Tisch waren aufgestanden.
    Rennier sagte knapp aus dem rechten Mundwinkel: »Das Feldgericht hat Jim Mackens wegen Spionage zum Tode verurteilt. Das Urteil wird in fünfzehn Minuten durch Erschießen vollstreckt. Die Sitzung ist geschlossen. Führen Sie den Mann ab! Lieutenant Sander als Sicherheitsoffizier leitet das Exekutionskommando.«
    Jim Mackens war es, als hätte ihm jemand mit einem Gummihammer einen schweren Schlag auf den Hinterkopf versetzt. Die Höhle kreiste um ihn wie ein Karussell um den im Mittelpunkt stehenden Besitzer. Als er sich vom ersten furchtbaren Schreck erholt hatte, entdeckte er, daß seine Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren. Er trottete in einer Abteilung von Männern dahin, die Gewehre trugen und im Gleichschritt marschierten.
    Das ist doch unmöglich! hämmerte etwas in seinem Gehirn. Das gibt es doch gar nicht! Kein Militärgericht kann mitten im Frieden einen Zivilisten so aus dem linken Ärmel zum Tode verurteilen. Das ist doch völlig ausgeschlossen!
    Während sich in seinem Gehirn die Gedanken überschlugen, trottete er unwillkürlich in dem marschierenden Kommando mit. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er rechts von sich deutlich in den Felsen die Spuren einer gewaltigen Sprengung erkannte. Für sein geübtes Auge gab es untrügliche Anzeichen dafür, daß die natürliche Felsenformation durch menschliche Eingriffe in Form einer exakt ausgeführten Sprengung verändert worden war. Offenbar hatte man einen Ausgang der Schlucht durch die Sprengung geschickt geschlossen.
    »Sie haben noch zehn Minuten Zeit«, sagte jemand zu ihm. »Wenn Sie wollen, können Sie Ihre Pfeife rauchen. Sie dürfen sich hier auf diesen Steinblock setzen.«
    Jim Mackens sah hoch. Sechs Männer mit Gewehren standen in einer Reihe. Sie erhielten von einem siebenten den Befehl, ihm einzeln ihre Gewehre zu bringen. Jim sah, daß er sie mit abgewandtem Rücken je mit einer Patrone lud. Undeutlich erinnerte sich Mackens daran, im Kriege gehört zu haben, daß von den Gewehren eines Exekutionskommandos jeweils eines mit einer Platzpatrone geladen war, damit sich hinterher jeder zur Beruhigung einreden konnte, gerade seine Waffe hätte ja die Platzpatrone enthalten können.
    Hatte Jim Mackens, erschöpft von Alkohol, Hitze und stundenlangem Suchen in den Bergen, bisher alles, gleichsam hinter einer Glaswand erlebt, als eine Art Film in einem Freilichttheater, so wurde ihm jetzt schlagartig klar, daß dieser Film nur einen Fehler hatte: Er selbst, Jim Mackens, sollte die Rolle des tragischen Helden spielen. Eines Helden, der vielleicht wirklich erschossen würde.
    Er sprang auf und stürzte sich auf den sogenannten Lieutenant.
    »Ihr seid wohl alle wahnsinnig geworden?« schrie er mit einer Stimme, die sich überschlug. »Ihr habt wohl einen Sonnenstich? Ihr könnt hier doch nicht einfach Krieg spielen und

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