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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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Wortes wahrster, schrecklicher Bedeutung.
    ***
    »Du bist doch der dümmste Kerl, der je auf der Erde nach Luft geschnappt hat!« sagte Steward. »Wie soll ich das bloß dem Colonel beibringen? Du kennst ihn doch! Militär, Krieg — alles schön und gut! Aber Krieg führt man nicht gegen Kinder, he? Ist das klar?«
    Lanschitzky war so fertig, daß er den Tränen nahe war.
    »Verdammt, ja«, brüllte er. »Natürlich ist es mir klar! Aber was sollte ich denn machen? Den Hut ziehen? Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich in der Haustür geirrt! sagen und wieder aussteigen? Menschenskind, was sollte ich denn machen?«
    Steward preßte die Lippen aufeinander. Im Grunde war es ihm völlig gleichgültig, ob Lanschitzky mit den Nerven ’runter war oder nicht. Er mußte es dem Colonel melden, dann erst mußte Lanschitzky ’rein. Zuerst mußte er dem Colonel gegenübertreten.
    »Ist da Whisky drin?« fragte er und zeigte auf die Flasche, die auf dem Vordersitz lag. Eigentlich war es natürlich verboten, während der Dienstzeit Whisky oder überhaupt Alkohol zu trinken, aber jetzt fühlte er sich verdammt danach, dieses Verbot einmal zu umgehen.
    »Nein«, brummte Lanschitzky. »Kaffee.«
    »Kaffee!« wiederholte Steward. »Du mußt wirklich den Verstand verloren haben. Ihr habt es doch einfacher. Ihr seid doch den ganzen Tag nicht hier, ihr vom Außendienst. Und da nimmt er sich Kaffee mit. Wo hast du ihn denn her?«
    »Unten aus einer Farm. Ich hielt es vor Durst nicht mehr aus.«
    Steward verdrehte die Augen. / »Auch das noch! Du hast seelenruhig mit dem Schlitten auf einer Farm angehalten und bist ’reingegangen und hast dir Kaffee geben lassen? Das…«
    »Quatsch!« unterbrach Lanschitzky grob. »Es war kein Mensch da. Am Tor hing ein Zettel, daß die Leute bei irgendwem in irgendeinem Office wären. Das habe ich ausgenutzt.«
    »Na, wenigstens das ist in Ordnung. Puh! Ich gehe jetzt zum Colonel. Wenn ich deinetwegen eins kriege, kannst du dich freuen. Auf die nächsten drei Tage kannst du dich freuen. An deiner Stelle würde ich mir wünschen, ich wäre zehntausend Meilen von hier weg.« Steward entfernte sich. Lanschitzky starrte verbissen auf die Kaffeeflasche. Man sollte sie nehmen und allen den Schädel damit einschlagen, dachte er. Als ob es meine Schuld war.
    Wie jeder richtige Gangster war er natürlich unschuldig wie ein Buschwindröschen.
    Das Mädchen im Wagen weinte. Vielleicht aus Angst. Vielleicht vor Schmerzen.. Blinddarm. Die harmloseste Geschichte der Welt. Wenn man schnell genug auf den Operationstisch kommt. Andernfalls unbedingt tödlicher Ausgang. Weiß jedes Kind.
    Lanschitzky zuckte zusammen. Jedes Kind? Wußte es das Mädchen auch?
    Er beugte sich vor und griff nach der Kaffeeflasche. Er drehte den Schraubverschluß herunter. Seine Kehle war schon wieder trocken wie Zunder. Er setzte die Flasche an und trank. In einem langen Zug ließ er gut ein Drittel des Inhalts durch seinen Hals laufen.
    Mit einer reinen Reflexbewegung fuhr seifi Handrücken über die Lippen, als er die Flasche abgesetzt hatte. Der Kaffee war gut. Stark. Und kohlrabenschwarz. Nur schmeckte er so lauwarm natürlich nicht besonders. Außerdem hatte er einen seltsamen Beigeschmack. Bitter. Sehr bitter. Oder er war nur zu stark. Oder er bildete sich nur ein, daß ein Beigeschmack vorhanden war. Er war ja sowieso nicht ganz klar. Vor Angst zitterte alles in ihm. Nicht äußerlich. Seine Hände waren ruhig. Aber ihm war, als ob er innerlich zitterte. Verrückt, so was.
    Er stieg wieder aus und schlug die Tür zu, weil er das Weinen des Kindes nicht hören wollte. ' Verdammt, was sollte er denn machen? Etwa mit dem Wagen zurückfahren zu irgendeiner Polizeistation, aussteigen und hineingehen und sagen: Guten Tag, ich bin der Mann, der bestimmt schon gesucht wird. Tut mir leid, es sollte keine Kindesentführung sein, kein Kidnapping, beileibe nicht, ich wollte nur das schicke Auto stehlen. Also, entschuldigen Sie vielmals. Das Mädchen sitzt draußen. Ich empfehle mich jetzt mit dem Wagen. Guten Abend!
    Er lachte bitter. Mitten im Lachen krümmte er sich plötzlich zusammen. Ein scharfer, stechender Schmerz zuckte durch seinen Magen. Gleich darauf war es wieder vorbei.
    Lanschitzky setzte sich auf eine herumstehende Kiste. Eine Schablonenaufschrift, in der jeder Buchstabe unterbrochen war, verriet, daß eine elektrische Bohrmaschine in der Kiste gewesen war. Und daß man die Kiste nicht werfen sollte. Lanschitzky setzte die

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