0216 - Der Pharaonenfluch
schon mal etwas an«, bemerkte der Parapsychologe.
Und dann begannen alle drei zu lachen.
Als Nicole verschwitzt und nach Atem ringend oben ankam, konnte sie die Konturen des Trios erkennen, das gerade die Gläser hob. In den Gläsern perlte etwas. Die hatten doch nicht etwa …? Nicole stieß einen hellen Schrei aus.
Wenige Augenblicke später war noch ein Glas aus der vom Kellnertisch wegorganisierten Flasche Champagner gefüllt. Insgeheim hatte Zamorra diskret den Preis der Flasche auf den Tisch gelegt, damit die Kellner keine Schwierigkeiten bekommen sollten.
Da aber auch Carsten Möbius nicht nur zu den Leuten gehörte, die über ausreichend Geld verfügten, sondern die auch grundehrlich waren, fragten sich die Kellner später, welcher reiche Effendi wohl das reichhaltige Bakshish gegeben hatte. Dieses Trinkgeld war noch mehr, als hier eine Flasche Champagner kostete.
Es klirrte leise, als Zamorra und Nicole mit den Gefährten früherer Abenteuer anstießen.
***
»Sie werden es kaum für möglich halten, aber ich glaube ihnen!« In dem dunkelhäutigen Gesicht des Mannes, der sich als Inspektor Hammal vorgestellt hatte, lag tiefer Ernst. Der Inspektor trug einen einfachen Anzug, der ihn völlig unauffällig erscheinen ließ. Aber er machte den Eindruck eines Mannes, der seine Sinne beisammen hatte.
Inspektor Sandschak Hammal gehörte zu den wenigen Polizisten Ägyptens, die nicht für ein größeres Bakshish über gewisse Dinge hinwegsehen. Professor Zamorra hatte das schon aus den Reden der Männer von der Mordkommission vernommen, die ihrer Arbeit nachgingen, während Professor Zamorra und die anderen, nachdem sie sich ausgewiesen hatten, gebeten wurden, das Ergebnis der Untersuchung abzuwarten und noch einige Fragen zu beantworten. Auch Ibrahim Hamada, der bei dem erneuten Zuschlagen der Mumienhand schneller unter dem Tisch als ein Kaninchen im Bau verschwunden war, hatte sich wieder eingefunden. Nach und nach begann er, seine Scheu vor der Polizei zu verlieren.
»Sie … Sie glauben uns?« versicherte sich Zamorra.
»Ja«, bekräftigte Inspektor Hammal. »Denn dies ist bereits der vierte Mord, zu dem wir gerufen werden und wo es weder eine Tatwaffe noch irgendwelche Spuren von Gewaltanwendung gibt. Hier, an der Kehle des Toten ist, wie mir Doktor Mehmed glaubhaft versichert hat, keine Spur von gewaltsamer Einwirkung zu sehen. Und dennoch gaben mehrere Zeugen unten in der Halle an, der Ermordete wurde von etwas gewürgt. Etwas, das wie eine schwarze Schlange aussah. Merkwürdig, nicht?«
»In der Tat«, versuchte Zamorra den Verblüfften zu spielen. Dieser Inspektor glich nicht irgendeiner vertrottelten Polizistengestalt aus einem schlechten Kriminalroman, sondern war ohne Zweifel mit den Spezialisten der internationalen Polizei gleichzusetzen.
Und die Polizei stand in den meisten Fällen den Theorien und Ausführungen des Parapsychologen erst einmal sehr skeptisch gegenüber. Nur sehr selten hatte der Meister des Übersinnlichen wie bei Inspektor Kerr von Scotland Yard nicht nur Verständnis, sondern auch Hilfe gefunden.
»Wer waren die anderen, die ermordet wurden?« fragte Zamorra.
»Einfache Leute«, erzählte der Inspektor. »Fellachen oder Beduinen aus dem Süden. Wir haben kein Melderecht hier, also kann es sehr lange dauern, bis sie identifiziert sind. Eines aber hatten alle gemeinsam …«
»Was?« wollte Professor Zamorra wissen.
»In ihrer Nähe war ein eigentümlicher Geruch verbreitet. So etwas Süßliches wie … nun, man kann es nicht beschreiben. Und es ist auch wirklich unmöglich, daß dieses Stadium schon eingetreten war. Aber dennoch …! Auch Menelik, einer meiner Mitarbeiter, der aus der Gegend von Karnak und Luxor kommt, kannte diesen Geruch. Aber es liegt bestimmt eine Sinnestäuschung vor …«
»Was, meinen Sie, war es für ein Geruch?« Professor Zamorras Frage war bestimmt.
»Es … es war, so absurd es klingt, es war der Geruch von Leichen!« stieß Inspektor Hammal hervor. »Ja, und Menelik, mein Assistent, war ganz der Ansicht, daß diesem Geruch ein Flair der Gerüche anhaftet, die den Mumien entströmt.«
»Den Mumien!« stieß Carsten Möbius hervor. »Das ist es …«
»Das ist was?« wurde der Kriminalinspektor neugierig.
Und mit wenigen Sätzen hatten er und Michael Ullich die Erlebnisse der letzten halben Stunde erzählt. Wie auf ein geheimes Kommando hatten beide aber nichts von den Papyros-Fragmenten gesagt. Nur den Skarabäus zeigte Möbius.
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