0216 - Der Ripper kehrt zurück
neugierig glänzende Augen bekommen.
Jane wollte ihn auch nicht länger auf die Folter spannen und fragte: »Erinnern Sie sich noch an den Ripper? Der Fall ist nicht einmal ein Jahr her.«
»Natürlich. Lieber Himmel, das war doch diese Bestie, die den Frauen die Haare abschnitt.«
»Genau.«
»Und daran waren Sie beteiligt?«
»Ich begab mich damals in den Untergrund und ging praktisch auf den Strich.«
Das war ein Satz, den der Mann nicht so einfach verdauen konnte. Man sah es seinem Gesicht an, das die Farbe wechselte. »Sie gingen auf den Strich?«
»Für eine Weile ja. Allerdings kam es zu keinem Kontakt mit irgendwelchen Kunden.«
»Das hätte ich auch nie angenommen. Nur dieses Milieu. Wie kamen Sie überhaupt darauf?«
»Der Ripper hat sich Opfer ausgesucht, die aus Soho stammten und zumeist Dirnen waren.«
»Richtig, jetzt verstehe ich.« Richard Surrender nahm einen Schluck Wein, »aber erzählen Sie weiter…«
»Ja, du Hure, berichte ruhig weiter.«
Jane zuckte zusammen, als sie die Stimme vernahm. Sie schaute ihr Gegenüber an, der lächelte und fragte: »Haben Sie etwas, Miss Collins?«
»Nein, nein.« Jane wirkte plötzlich ein wenig fahrig. »Entschuldigen Sie. Sagten Sie gerade was?«
»Auch nicht.«
»Dann ist es gut.«
»Da war doch was, Miss Collins.«
»Ich kriege dich, du kleine Nutte. Ich kriege sie alle. Den Anfang habe ich schon gemacht.«
Jane zuckte herum. So heftig, dass sie fast das Weinglas umgestoßen hätte. Eine kalte Hand schien über ihren Rücken zu streichen, so sehr fröstelte sie.
Deutlich hatte sie die Stimme vernommen. Doch hinter ihr stand niemand. Da war alles leer. Seltsam, sehr seltsam.
»Miss Collins, bitte. Ist Ihnen nicht gut?«
»Wie? Was?« Jane schreckte förmlich hoch. »Ach so, nein, alles in Ordnung.« Sie produzierte ein Lächeln. »Ich hatte nur das Gefühl, als wären wir nicht mehr allein.«
»Das sind wir auch nicht. Um uns herum sitzen Gäste. Aber lassen wir das. Wenn Sie die Geschichte nicht erzählen wollen, dann ist es auch nicht weiter tragisch.«
»Doch, doch, Sie sollen Sie hören. Nur…«
»Erzähle sie nur, du kleine Hure. Los, mach schon! Ich kriege dich doch. Mein Messer wartet. Es wird dir deine hübsche Kehle von einem Ohr zum anderen aufschlitzen. Und dann nehme ich dein Haar.«
Janes Gesicht verzerrte sich, denn plötzlich hatte sie erkannt, wer da zu ihr sprach. Und zwar nur so, dass sie die Stimme in ihren Gedanken hören konnte.
Es war Ernie Shane, der Reporter. Besser bekannt unter dem Namen »Jack the Ripper«!
Das Herz der Detektivin begann laut zu klopfen, so dass sie das Gefühl bekam, ihr Gesprächspartner müsste es hören. Doch der schaute sie nur verwundert und besorgt an, sagte aber nichts.
Ernie Shane! dachte Jane Collins. Verflucht, der ist doch tot. Er kann nicht mehr zurückkommen. Er hatte sich im Kampf mit John Sinclair selbst getötet, als er einsehen musste, dass er die Auseinandersetzung nicht mehr gewinnen konnte.
Und jetzt hörte sie seine Stimme.
Jane hatte die Hände zu Fäusten geballt. Ihre Lippen waren hart zusammengekniffen, und sie schaute Richard Surrender unverwandt an.
»Möchten Sie lieber gehen?« erkundigte sich der ehemalige Klient.
»Nein, nein.«
»Aber mit Ihnen ist etwas geschehen, Jane. Das sehe ich Ihnen an. Ist Ihnen das Essen nicht bekommen? Eine dumme Frage, ich weiß, aber ich muss an jede Möglichkeit denken.«
»Das ist es nicht«, erwiderte Jane leise.
»Was ist es denn?«
Jane hob die Schultern. »Mr. Surrender, ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich muss abwarten.«
»Kommen Sie! Reden Sie! Unter Umständen kann ich Ihnen helfen. Sicher sogar.«
Da hörte Jane das Lachen in ihrem Geist. Sofort danach die kalte, höhnische Stimme. »Er wird dir nicht helfen können, Süße. Keiner wird dir helfen. Ich kriege dich. Sicher sogar. Denk immer daran. Ich bin in deiner Nähe und bringe dich irgendwann um.«
Jane schauderte. Sie zog den Kopf ein, atmete nur durch die Nase und griff nach dem Weinglas, das sie mit zitternden Händen umfasste. Dann leerte sie es mit einem Zug.
»Es ist besser, wenn wir jetzt gehen«, schlug Richard Surrender vor. Er war leicht irritiert. So etwas hatte er noch nie erlebt. Mit den Reaktionen seiner Begleiterin kam er nicht zurecht. Sie waren zu sprunghaft erfolgt, und er wusste nicht, wie er sie noch hätte beruhigen sollen. Deshalb war es am besten, wenn sie beide das Restaurant verließen.
Der Ober kam auf einen Wink hin. Richard
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