0216 - Der Ripper kehrt zurück
war es nur ein Knistern, dann ein hohles Schleifen, und noch im gleichen Augenblick vernahmen wir das platzende Geräusch.
Bereits beim ersten Laut war ich herumgefahren, weil mir ein schrecklicher Verdacht gekommen war.
Jetzt wollte ich es genau wissen, schaltete die kleine Lampe ein, und obwohl der Lichtfinger nur eine minimale Breite besaß, konnten wir dennoch erkennen, was sich vor uns abspielte.
Die Glaswand brach zusammen. Splitterbrocken wirbelten uns entgegen. Aber nicht nur sie. Mit ihnen kamen auch die Ratten - und der Ripper!
Ich hörte das Fiepen der bösartigen, ausgehungerten Tiere, die allein schon schlimm genug waren, aber in Verbindung mit dem Ripper zu einer tödlichen Gefahr wurden.
Den Unhold sah ich wie in Großaufnahme. Er stürzte mir entgegen, die rechte Hand halb erhoben, das Messer funkelte, und ich vernahm das Krachen der Schüsse, denn Suko hatte abgedrückt.
Fahles Mündungsfeuer leuchtete. Kugeln hieben in den Körper und zeichneten ein regelrechtes Muster.
Das Mädchen Jill schrie so laut, dass seine Stimme überkippte, ich schleuderte Jane Collins zur Seite und tauchte selbst nach links weg, um der Klinge zu entgehen.
Sie fehlte. Wuchtig hackte sie in die nachgemachte Wand, der Ripper brüllte wütend, und Suko jagte ihm nicht nur eine Kugel in den Rücken, er schlug auch noch mit der Dämonenpeitsche zu, so dass diese Attacke die Silberkugelwirkung noch verstärkte.
Ich brauchte nicht einzugreifen, hielt nur die Lampe so, dass der Strahl den Ripper erfasste und merkte nicht einmal, dass die widerlichen Ratten an mir hochsprangen.
Der Ripper hing an der Wand. Eine bleiche Hand klammerte sich um den Messergriff. Sie schillerte tatsächlich blauweiß und nahm in den nächsten Sekunden eine andere Farbe an, denn sie wurde grau und spröde, ein Zeichen dafür, dass sich der Ripper langsam auflöste und auch die Kraft aus seinem Körper strömte.
Plötzlich sackte er zusammen. Die verkrallten Finger ließen den Messergriff los, aber auch die Klinge verschwand vor unseren Augen. Irgendeine magische Kraft hatte sich das Blutmesser geholt. Ein Vorgang, der mich sehr irritierte, und ich machte mir Vorwürfe, da ich es nicht mit dem Kreuz berührt hatte, dann wäre vielleicht alles anders gekommen, aber so?
Hastige Schritte bewiesen Suko und mir, dass Jane und Jill aus dem Gang ins Freie liefen. Wir hatten nichts dagegen, sondern kümmerten uns um den Ripper.
Suko trat den Hut weg. Ein haarloser bleicher Schädel war zu sehen. Ein Skelettkopf, mehr nicht. Wer der Ripper gewesen war, konnten wir nicht sagen. Vielleicht hatte er auch mal Ernie Shanes Gestalt gehabt. Wer konnte das wissen, obwohl die Leiche des Reporters im Sarg lag und langsam vermoderte. So ganz hatten wir das Geheimnis des Rippers nicht gelöst, das mussten wir zugeben.
Suko trat mit dem Fuß auf ein Hosenbein. Darunter knirschte es. Die Knochen brachen und wurden zu Staub.
»Das war's dann wohl«, sagte der Chinese.
Ich schaute Suko an. »War es das wirklich?«
»Wie meinst du das denn, John?«
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung, mein Lieber, aber ich habe da ein komisches Gefühl, ein verdammt komisches sogar…«
***
Wir gingen nach draußen. Jill und Jane warteten. Die Ratten waren frei und hatten sich irgendwo im Gelände verteilt. Da gab es sicherlich noch mehr von ihren Artgenossen.
»Geschafft?« fragte Jane uns.
»Ich glaube ja.« Suko gab die Antwort. Ich hielt mich zurück und dachte an das Messer. Zuletzt war alles verdammt leicht gegangen. Eigentlich zu leicht, und mein dumpfes Gefühl hatte mich noch nicht verlassen.
»Kann ich eine Zigarette haben?« fragte Jill bescheiden an.
Ich gab ihr eine und auch Feuer. Im Licht der kleinen Flamme sah ich auch ihre Augen besser und erkannte, an welch einer Krankheit dieses Mädchen litt. Es war rauschgiftsüchtig und bereits von dem widerlichen Dreckzeug gezeichnet. Vielleicht half eine Entziehungskur. Ich wollte mich für sie einsetzen.
»Haben Sie Stoff gesucht?« Die Frage stellte ich wie nebenbei, traf damit jedoch genau ins Schwarze und sah, wie das Mädchen zusammenzuckte.
»Also ja.«
Sie nickte.
»Darüber reden wir später«, sagte ich mit ruhiger Stimme. »Zuerst einmal müssen wir hier raus.«
Es gab niemand, der mir in diesem Punkt widersprochen hätte. Wir mussten leider wieder den unkonventionellen Weg über den Zaun nehmen, wobei wir uns gegenseitig halfen.
Der Bentley und der VW standen noch dort, wo wir ihn verlassen hatten.
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