0216 - Der Ripper kehrt zurück
getan.«
Der weißhaarige Mann schüttelte den Kopf. »Nein, nicht jeder. Sie hätten auch mit 500 000 Pfund verschwinden können. Hinzu kommt Ihr Aussehen, und einem sorgenfreien Leben irgendwo in der Welt hätte nichts mehr im Wege gestanden.«
»Das sagen Sie so einfach.« Jane lächelte, wobei ihre schlanken Finger mit dem Weinglas spielten.
»Außerdem gefällt mir London sehr gut. Ich bin hier groß geworden und fühle mich pudelwohl.«
»Das freut mich und ehrt Sie.« Mr. Surrender hob sein Glas. »Auf Ihr Wohl, meine Liebe.«
»Danke.« Sie tranken, während das Licht der Kerzen gelbrote Reflexe auf ihre Gesichter zeichnete und Janes Haut noch weicher aussehen ließ, als sie es tatsächlich war.
Der rote Wein funkelte in den Gläsern. Jane Collins und ihr Klient hatten vorzüglich gespeist. In einem Lokal mit Schweizer Küche, das es noch nicht lange gab. Normalerweise ließ sich Jane nicht gern von ihren Klienten einladen, bei Richard Surrender hatte sie eine Ausnahme gemacht. Der alte Herr war wirklich nett. Ein Kavalier bester Schule, und er kam auch nicht mit plumpen Vertraulichkeiten, sondern wusste, wie er sich zu benehmen hatte.
Jane war seinem Neffen auf der Spur, der sich einfach mit einem Scheck auf- und davonmachte. In Brighton hatte sie den jungen Mann gestellt und den Scheck zurückgebracht. Auf eine Anzeige hatte Richard Surrender verzichtet, er wollte das Problem familienintern lösen.
Die Detektivin hatte ebenfalls einen Scheck bekommen und konnte mit dem Betrag zufrieden sein.
»Gefällt Ihnen das Lokal hier?« fragte der weißhaarige Mann mit der Solariumbräune im Gesicht.
»Es ist wirklich sehr stilvoll.«
»Wurde auch Zeit, dass London so etwas bekommt. Die meisten Restaurants kann man vergessen.«
»Ich würde da nicht so vorschnell urteilen.«
Da lachte Surrender. »Wissen Sie, meine liebe Jane, wenn Sie so in der Welt herumgekommen wären wie ich, dann können Sie schon Vergleiche anstellen, glauben Sie mir.«
»Möglich.«
»Sie müssen doch sicherlich auch viel erlebt haben.«
Jane lehnte sich zurück und lächelte. Sie trug ein lachsfarbenes Seidenkleid, das sehr weit geschnitten war. Ein italienischer Modeschöpfer hatte es entworfen. »Es geht eigentlich. Meine Reisen kann ich mit den Ihren nicht vergleichen.«
»Möglich, aber der Freund, der Sie mir empfohlen hat, sprach von Fällen die, sagen wir, ein wenig außerhalb der Norm liegen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie sind mit einem bekannten Mann befreundet, den man auch den Geisterjäger nennt, wie ich hörte. Und da haben Sie bestimmt einige Dinge erlebt, die nicht mit normalen Maßstäben zu messen sind, wenn ich mich nicht irre?«
»Sie irren sich in der Tat nicht.«
»Entschuldigen Sie die Neugierde eines alten Mannes, aber könnten Sie nicht über einige Fälle ein wenig näher berichten. Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht und Sie darüber sprechen dürfen.«
Da hatte der Mann schon richtig kombiniert, denn es gab einige Dinge, über die Jane nicht so gern sprach, weil sie in das Gebiet der Geheimhaltung fielen. Über andere wiederum konnte sie reden. Und warum sollte sie ihrem Klienten den Gefallen nicht tun?
»Ich bestelle auch noch eine Flasche Wein«, lächelte Richard Surrender.
»Dagegen habe ich nichts.«
»Bleiben wir bei der Marke.«
»Ja, ich finde ihn ausgezeichnet, trotz seiner Herbheit.«
»Das haben die Schweizer Weine aus dem Wallis nun mal so an sich«, bemerkte Richard Surrender und winkte dem Ober, der augenblicklich ankam und die Bestellung entgegennahm.
Jane hatte inzwischen nachgedacht, über welchen Fall sie mit ihrem Klienten reden konnte. Dinge wie Atlantis, Mordliga und ähnliches wollte sie aus dem Spiel lassen. Das war alles zu aktuell und auch zu gefährlich.
Da kam ihr die Idee mit dem Ripper. Natürlich, davon konnte sie berichten, der Fall war von den Zeitungen damals genügend ausgeschlachtet worden. Und Jane hatte kräftig mitgeholfen, dass der Ripper auch gestellt worden war. Fast wäre es ihr dabei selbst an den Kragen gegangen, als sie in die Rolle eines Strichmädchens geschlüpft war und schweren Ärger mit den brutalen Zuhältern bekam.
»Nun, haben Sie etwas Interessantes aus Ihrer Laufbahn gefunden?« erkundigte sich Mr. Surrender.
»Ich glaube schon.«
»Dann lassen Sie uns noch einmal die Zunge anfeuchten, bevor wir zu reden beginnen. Cheerio…«
Richard Surrender war in seinem Element. Er freute sich auf die Geschichte und hatte
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