0216 - Der Ripper kehrt zurück
schon eingedrückt war.
Noch konnten wir nicht erkennen, was innerhalb der Totenkiste lag. Ich dachte dabei an den schrecklichen Fall mit der Blutorgel, als wir in einem Sarg menschliche Herzen entdeckt hatten. [2]
Hier würde es anders sein. Die bei den Totengräber verließen das Grab.
»Sollen wir den Sarg hoch holen?« fragte Rafferty.
Suko gab die Antwort. »Nein, ich schaue mir die Sache einmal an.« Er hatte kaum ausgesprochen, als er schon in das Grab sprang. Dabei hieb er mit der Hacke auf den Deckel, der an dieser Stelle brach.
An der Innenwand des Grabs stützte sich Suko ab und ließ sich von mir eine Hacke reichen.
Die Spitze versuchte er, zwischen Unterteil und Deckel zu klemmen, was nicht so einfach war und erst beim zweiten Versuch gelang.
Spannung hielt mich gepackt. Den anderen erging es ebenso, das erkannte ich an ihren Gesichtern, die fahl in der Dunkelheit leuchteten.
Wir alle hörten das Knirschen. Suko versuchte es noch an zwei anderen Stellen und bekam den Sarg auf.
»Leuchten!« rief er, während er den halb zerstörten Deckel zur anderen Seite hin kippte, so dass er zwischen Grabwand und Sarg festklemmte.
Ich nahm die Lampe hoch, hielt sie schräg und leuchtete in das Grab und den jetzt offenen Sarg hinein. Der Anblick war schaurig.
Ernie Shane lag dort noch so, wie man ihn begraben hatte. Nur war er zum Teil schon verwest, das Gesicht sah entsprechend aus, die Augenhöhlen waren völlig leer, und Kriechtiere hatten darin ihren Platz gefunden. Die Kleidung bestand aus Fetzen, die an den Knochen klebten oder auf der gelblich schimmernden Resthaut lagen.
Ich schüttelte mich, denn dieser Anblick war wirklich nichts für schwache Nerven.
Suko rief von unten:. »Er ist es, John.«
»Okay, komm wieder hoch.«
»War das alles?« fragte Ed Rafferty.
»Ja«
»Sie wollen ihn nicht hoch holen?«
»Nein, Mr. Rafferty. Was wir gesehen haben, reicht völlig aus.«
Ed Rafferty schüttelte den Kopf. Das konnte er nicht begreifen, wobei ich keine Lust hatte, auf Einzelheiten einzugehen und sie ihm zu erklären.
Ich reichte Suko die Hand, damit er es leichter hatte, und wies die beiden Totengräber an, das Grab wieder zu verschließen. Uns hielt hier nichts mehr.
Wir bedankten uns, und ich drückte den Männern noch einen Schein in die Hand. »Für eine gute Flasche, denn die Nächte im Frühling sind oft ziemlich kühl.«
»O danke, Sir.« Plötzlich strahlten sie. Suko klopfte sich noch die Kleidung aus, ich grüßte, dann gingen wir. Den Weg fanden wir allein.
»Der Ripper ist also noch da!« stellte Suko nach einer Weile fest. »Er kann es nicht gewesen sein. Wer aber dann? Doch ein Nachahmungstäter?«
»Nein!«
»Was macht dich so sicher?«
»Die Schrift, zum Beispiel. Es war Shanes Handschrift. Sein Zeichen. The Ripper hat er geschrieben.«
»Dann muss es ein Geist gewesen sein.«
»Genau, das ist es.«
Suko blieb stehen und, schaute mich überrascht an. »Meinst du das im Ernst, John?«
»Ja.«
»Hm.« Der Chinese knetete sein Kinn. »Darüber müsste ich erst einmal nachdenken.«
»Brauchst du gar nicht, sondern dich nur zu erinnern. Shane hatte das Bild. Es war vom Geist des echten Rippers beseelt. Den Reporter haben wir töten können, doch den Geist nicht. Er lebt weiter, sucht sich vielleicht einen anderen Gastkörper, drängt alles Menschliche heraus und setzt seine unheimliche Mordserie fort. So sehe ich die Lage. Außerdem hat man es mir deutlich zu verstehen gegeben.«
»So ganz kann ich dir nicht folgen. Man müsste ihn gesehen haben. Oder hast du mir etwas verschwiegen, als du dich im Haus umgeschaut hast?«
»Auf keinen Fall. Da kam er mir nicht unter die Augen. Ich sah nur das Messer, das der Gehängte auf mich geschleudert hat und dem ich mit Mühe und Not entging. Nein, nein, so ist es nicht.«
»Wie dann?«
Ich lachte. »Du bist heute ein hartnäckiger Bursche, Suko. Wir werden es noch herausfinden.«
»Dann müssen wir uns beeilen.«
»Und wie.« Wir hatten inzwischen den Bentley erreicht.
»Wo willst du jetzt hin?« fragte der Chinese.
»Zu Jane Collins.«
»Dann los.«
***
Es war verrückt, irre, einfach wahnsinnig! Jane hatte tatsächlich das Gefühl, in einem Tollhaus zu sitzen öder einen bösen Traum zu erleben.
Doch die Szene war echt. Vor ihr stand der Ripper! Und er war nicht allein. Über seiner Schulter lag eine Leiche. Eine tote Frau, ihrer Haare beraubt.
Bevor die Menschen in eine wilde Panik fallen konnten, reagierte der
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