0216 - Wir und der Club der 17 Mörder
unwilligen Zeugen zu einer Aussage zu zwingen.«
Mr. Myers zuckte geringschätzig mit den Schultern.
»Ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen zu streiten. Ich habe auch nicht die Absicht, mich über juristische Angelegenheiten von Ihnen belehren zu lassen. Ich lehne es überhaupt ab, Ihnen Rede und Antwort zu stehen. Was ich Ihnen, Mrs. Hynd, mitzuteilen habe, ist schnell gesagt. In meiner Tasche befindet sich das Resultat der Revision der Bücher. Mr. Hicks, lizensierter Buchprüfer, hat es ausgearbeitet. Daraus geht hervor, dass die Passiven bereits größer sind als die Aktiven. Das Verhältnis zwischen beiden verschlechtert sich von Tag zu Tag. Ich werde deshalb die Versammlung der Anteilinhaber auf heute in drei Tagen anberaumen. Als Anwalt der Firma bin ich dazu nicht berechtigt, sondern sogar verpflichtet.«
»Sie vergessen, Mr. Myers, dass mein Mann einundfünfzig Prozent der Anteile besaß und diese auf mich übergegangen sind«, meinte Mrs. Hynd. »Ich kontrolliere die Firma, und ich werde mich einem Verkauf energisch widersetzen.«
»Sie irren sich, Mrs. Hynd.« Der Anwalt lächelte zum ersten Mal, aber es war kein gutes Lächeln. »Ihr Gatte hat vor vier Wochen fünf Prozent der Anteile verkauft, sodass er nur noch über sechsundvierzig Prozent verfügte.«
***
»Das ist nicht wahr. Mein Mann würde niemals etwas Derartiges getan haben und schon gar nicht, ohne mir davon Mitteilung zu machen.«
»Er tat es aber trotzdem. Und diese fünf Anteile sind entscheidend.«
»Darf ich wissen, an wen Gregory diese Anteile verkauft hat?«, fragte Mrs. Hynd.
»An die Atlantic Bank of New York. Ich kann Ihnen die Überschreibung vorlegen.«
»Und wer ist der Hintermann dieser Bank?«, konnte ich mich nicht enthalten zu fragen.
Mr. Myers würdigte mich keiner Antwort.
»Ich werde Ihnen die Unterlagen über die Buchprüfung und die Urkunde über den-Verkauf der Anteile zusenden, obwohl ich dazu nicht im Geringsten verpflichtet bin. Sollte die Firma verkauft werden, was ich nicht zuletzt in Ihrem Interesse hoffe, so überweise ich Ihnen den Ihnen zukommenden Betrag. Wenn der Verkauf scheitert, so werde ich das Gericht bitten, einen Liquidator zu ernennen.«
Mr. Myers machte dieselbe Verbeugung wie bei seiner Ankunft und ging hocherhobenen Hauptes.
Für eine lange Minute blieb es still. In den Augen der Mrs. Hynd, die sich die ganze Zeit über so prachtvoll gehalten hatte, schimmerten Tränen.
»Ich glaube es nicht. Es ist unmöglich. Gregory hat mich weder belogen noch Firmenanteile abgestoßen. Ich halte das alles für einen gemeinen Betrug.«
Gefühlsmäßig ging es mir genauso, aber Myers war ein renommierter Anwalt und würde sich wohl hüten, krumme Dinge zu drehen. Wenn hier etwas nicht stimmte, so war er selbst das Opfer eines Schwindels.
Der Zusammenhang zwischen der Firma und dem Mord an Hynd und -nicht zu vergessen - an dessen Sekretärin, Madge Posselt, lag klar auf der Hand.
Hynd war verschwunden und Madge Posselt, die mit dem Assistent Manager auf schlechtem Fuß stand, hatte uns sofort vor diesem gewarnt und behauptet, er sei die treibende Kraft bei dem in Aussicht genommenen Verkauf.
Sie hatte mitten im Gespräch eingehängt und war im Lift ermordet worden, als sie - am gleichen Abend - den Anwalt Cronsington aufsuchen wollte. Dieser Anwalt hatte sein Büro merkwürdigerweise in demselben Haus, indem wir später Hynds Leiche fanden.
Darum war unser-Verdacht sofort auf Giberson gefallen, aber der hatte ein von zwei Personen erhärtetes Alibi. Er konnte es nicht gewesen sein. Ich konnte nicht begreifen, was Giberson für ein Interesse am Verkauf oder gar der Liquidation des Geschäfts haben solle. Er würde dabei unbedingt der Leidtragende sein. Denn ich konnte mir nicht denken, dass irgendjemand ihn mit einem leitenden Posten betrauen sollte. Bei Mr. Hynd war das etwas anderes gewesen, der hielt die Zügel selbst in der Hand, und Giberson war nichts als ein ausführendes Organ.
Wir konnten im Augenblick weder raten noch helfen. Wir mussten uns bei unserem Boss die nötige Rückendeckung verschaffen. Wir versprachen Mrs. Hynd schnellstens von uns hören zu lassen und baten sie, uns anzurufen, falls etwas Unvorhergesehenes eintrete. Zum Schluss empfahlen wir ihr dringend, ihrerseits einen tüchtigen Anwalt zu Rate zu ziehen.
Wir waren im Begriff uns zu verabschieden, als der Butler abermals klopfte und eintrat.
»Mr. Cotton oder Mr. Decker werden dringend am Telefon
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