0216 - Wir und der Club der 17 Mörder
Ein paar Worte mit Phil genügten. Er verschwand stillschweigend, und ich nahm mir Crosswing auf die Seite und bat ihn, den Mann, der mit einem so perfekten Alibi auf warten konnte, noch möglichst lange festzuhalten.
Forrest Hill lag in Queens auf der anderen Seite des East River und war ein Ende weit weg. Selbst wenn Phil sich sehr beeilte, so würde der doch zwanzig bis dreißig Minuten brauchen, bis er dort ankam.
Crosswing machte seine Sache herrlich. Er stellte alle möglichen Fragen und erklärte zum Schluss, er bedauere außerordentlich, Mr. Giberson bitten zu müssen, ihn zur Center Street zu begleiten. Seine Aussage sei so wichtig, dass sie unbedingt sofort protokollarisch festgehalten werden müsse.
Während der aufgebrachte Assistent sich noch in Protesten erging, verdrückte ich mich und fuhr hinüber zum BÄREN in der Third Avenue. Der Hauswart Wilson war ein Sechziger mit eisgrauem Haar und einer Nase, die zeigte, dass er reichlichem Alkoholgenuss nicht abhold war. Glücklicherweise war er nicht so betrunken, dass er nicht sofort begriffen hätte, um was es ging.
Er wurde sogar schlagartig nüchtern, als ich auftauchte. Und packte ich ihn in meinen Jaguar und kehrte zur 66th Street zurück. Gerade sollte die Leiche abgeholt werden. Ich ließ Wilson einen Blick darauf werfen, und er beteuerte, das Mädchen noch niemals gesehen zu haben. Dann fragte ich ihn nicht nur über die Mieter der drei oberen Stockwerke, sondern auch über die der Büros aus, und zwar im Hinblick darauf, wer des Öfteren über die Dienststunden hinaus arbeite.
Es gab drei Leute, von denen er das wusste. Der erste war ein Architekt, der zweite ein junger Anwalt und der dritte ein Privatdetektiv. Dieser Privatdetektiv interessierte mich sofort. Wilson fuhr mit mir hinauf in den zweiten Stock, und ich klingelte an der Tür mit dem Schild: William Brix, Private Investigation. Mr. Brix war tatsächlich noch da, und er schien von dem ganzen Theater nichts gemerkt zu haben.
Er brütete über einem Aktenstück, das er mit auffälliger Geschwindigkeit zuklappte, als wir eintraten. Er war ein Mann von Ende der Vierzig, und wie er mir erklärte, ehemals Mitglied der Geheimpolizei des Finanzministeriums. Jetzt spezialisierte er sich, wie er mir mit vertraulichem Grinsen erklärte, auf Beschaffung von Material für Ehescheidungen. Von Mr. Hynd hatte er bisher angeblich ebensowenig gehört wie von Miss Posselt. Angeblich war Brix ohne Zweifel ein ausgekochter Vogel, und so viel ich ihm auch zusetzte, er blieb dabei, nichts zu wissen. Auch die Mercurius Agency wollte er nur dem Namen nach kennen.
So ganz traute ich ihm nicht und beschloss daher, ihn im Auge zu behalten.
Der Architekt, der im selben Stockwerk wohnte, war ein harmloses Gemüt. Er stand vor seinem Reißbrett und war ärgerlich darüber, dass er bei der Konstruktion eines Wolkenkratzers, den er für ein Preisausschreiben entwarf, gestört wurde.
Der Anwalt,Mr. Cronsington, dagegen machte keinen Hehl aus seiner Verwunderung, als er mich sah. Als ich den Namen Madge Posselt nannte, horchte er auf.
»Eine Frau, die sich am-Telefon mit diesem Namen meldete, hatte sich für heute Abend gegen sieben Uhr angemeldet. Sie sagte, ich sei ihr von einer Bekannten empfohlen worden. Sie wollte mich in einer außerordentlich delikaten und schwierigen Angelegenheit um Rat fragen. Ich habe bis jetzt gewartet und war gerade im Begriff, wegzugehen. Ich kann mir nicht denken, warum Miss Posselt mich nicht aufgesucht hat. Bei dem Telefongespräch hatte ich den Eindruck, dass sie großen Wert auf diese Unterredung legte.«
»Miss Posselt hatte auch die Absicht, Sie aufzusuchen, und sie wurde um sechs Uhr fünfundvierzig, als sie mit dem Luft nach oben fuhr, ermordet«, antwortete ich.
»Ermordet?« Er erschrak sichtlich.
»Ja, irgendjemand wollte anscheinend verhindern, dass die junge Dame mit Ihnen spräche, und er verhinderte das auf sehr drastische Art. Er versetzte ihr zwei Messerstiche ins Herz.«
»Sagte Ihnen denn jemand, dass sie zu mir kommen wollte? Ich kann mir das nicht denken, denn sie bat mich, darüber unbedingt zu schweigen.«
»Bitte, denken Sie genau nach, Mr. Cronsington. Sagte Miss Posselt noch irgendwas, das uns weiterhelfen könnte?«
»Die einzige Bemerkung, die sie machte war, sie werde mir einige Unterlagen mitbringen.«
»Und diese Unterlagen hat der Mörder ihr weggenommen«, sagte ich. »Wahrscheinlich hatte sie sie in ihrer Handtasche, die verschwunden
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