0216a - Fahrgast im Höllen-Express
Lichtstrahl auf die Beine des verletzten Mannes der zu ihren Füßen lag.
Georgie Holls Augen glänzten wie im Widerschein einer zuckenden Flamme. »Ich bin der Boss«, sagte er. »Und niemand sonst.«
Mit der Linken gab er der Taschenlampe eine andere Richtung, sodass ihr Lichtschein voll auf den Oberkörper von Scaropolous fiel. Mit der Rechten holte er aus.
***
Um halb elf sahen wir ein, dass wir in der kurzen Zeit die anfallende Arbeit nicht bewältigen konnten, wenn wir uns nicht teilten. Phil blieb im Bahnhof zurück und übernahm die Verteilung aller zur Verfügung stehenden Leute, um die gesamte Eisenbahnstrecke vom Tunnelausgang bis zum Bahnhof unter Kontrolle zu bringen.
Ich jagte mit dem roten Jaguar zurück ins District-Gebäude, lief in unser Office und ließ mich mit dem Einsatzleiter vom Nachtdienst bei der Kriminalabteilung der Stadtpolizei von Jersey City verbinden. Ich hatte schon einmal vom Bahnhof aus mit ihm telefoniert und konnte mich auf dieses Gespräch berufen.
»Haben Sie die Eltern von diesem Mädchen beobachten lassen?«, begann ich.
»Wir haben vier Mann eingesetzt, um den vorderen und den hinteren Hauseingang zu beobachten. Wenn Barnes das Haus nicht schon betreten hatte, als unsere Leute kamen, gibt es jetzt jedenfalls keine Möglichkeit mehr für ihn, hineinzukommen.«
»Gut. Was haben Sie sonst noch unternommen?«
»Da wir nicht wissen, wo Barnes steckt, konnten wir nicht mehr tun, als die Streifen zu verstärken. Dazu haben wir einige zusätzliche Streifen von Beamten in Zivil eingerichtet. Sie alle haben sich, bevor sie hinausgingen, noch einmal das Bild von Barnes angesehen und eingeprägt. Sie werden auf nichts achten, als darauf, Snucky Barnes zu finden.«
»Das ist gut, können Sie noch etwas tun, Captain?«
»Ja? Was?«
»Lassen Sie eine Liste von allen Überfällen und Einbrüchen anfertigen, die sich seit gestern früh in Ihrem Stadtgebiet zugetragen haben. Vielleicht steckt Barnes hinter einer dieser Sachen und liefert uns damit eine Spur.«
»Sie meinen, er könnte wieder aktiv geworden sein?«
»Es besteht die Möglichkeit. Bei seinem letzten Überfall auf die Tankstelle hat er nicht viel erbeutet. Mit dem Geld konnte er nicht weit kommen. Er wird dazu gezwungen sein, wieder etwas zu unternehmen.«
»Der Himmel bewahre uns davor.«
»Hoffentlich haben Sie recht, Captain. Rufen Sie mich an, sobald Sie die Übersicht haben. Unsere Zentrale weiß auf jeden Fall, wo ich zu erreichen bin.«
»Okay, Cotton. Bis nachher!«
»Ja. Und vielen Dank für Ihre Mitarbeit, Captain.«
Ich ließ den Hörer los und zündete mir eine Zigarette an. Das Kesseltreiben, das wir vorbereiteten, birgt immer eine Menge unbekannter Größen in sich, und es ist unsere Aufgabe, die unbekannten Größen auf ein geringes Maß zu beschränken. Gab es noch irgendetwas, das wir nicht berücksichtigt hatten?
***
Ich rauchte in tiefen Zügen und überlegte. Wenn Snucky Barnes nicht mit dem angekündigten Zug kam, würden wir gezwungen sein, unsere Überwachung der Eisenbahnlinie bis Tagesanbruch aufrechtzuerhalten. Danach konnten wir mit einer verringerten Mannschaft auskommen, denn Barnes würde höchstwahrscheinlich nicht am helllichten Tage einen Zug benutzen, da sein Steckbrief ja in jedem Bahnhof hing und in jedem Friseurladen, in jedem Drugstore und an jedem Taxistand und an einem halben Dutzend weiterer Parkplätze.
Ich drückte meine Zigarette aus und ging in unsere Kantine. Fahrten-Louis saß noch an einem großen Tisch und hatte die Reste einer reichlichen Mahlzeit vor sich stehen. Im Augenblick trank er abwechselnd Kaffee und Whisky und rauchte wie eine alte Dampflokomotive.
Er war der Mittelpunkt in einer Gesellschaft älterer G-men, die nächtlichen Bereitschaftsdienst hatten und Louis’ Anwesenheit als eine willkommene Abwechslung betrachteten.
»Ihr könnt ihn gleich weiter nach seinen gesammelten Abenteuern als König der Tramps ausfragen«, sagte ich und drängte mich durch die Schar der Kollegen. »Hallo, Louis! Sie haben uns mit Ihrer Geschichte von Barnes ganz schön auf Trab gebracht, alter Junge.«
Er kicherte und schob sich sein Monstrum von Hut noch tiefer ins Genick.
»Das will ich gern glauben. Man hat nicht alle Tage die Chance, einen von den zehn Meistgesuchten zu erwischen.«
»Ist Ihnen inzwischen noch etwas eingefallen, was sie uns erzählen sollten? Gibt es noch einen Anhaltspunkt über Barnes’ Pläne? Haben Sie darüber nachgedacht?«
»Das habe
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