0217 - Bleigeflüster als Finale
vollständig bei Bewußtsein war, wenn auch vielleicht nicht ganz bei Verstand.
George hatte nämlich zwei 50-Dollar-Scheine gezückt.
Die beiden Gangster hatten nichts Eiligeres zu tun, als in der Menge zu verschwinden und sich nach hinten durchzuarbeiten, wobei — wie üblich — sich der Rückzug erheblich einfacher gestaltete als der Vormarsch.
Als sie endlich Raum gewonnen hatten, drohte George erneut in den Knien einzuknicken.
Der Schreck saß ihm noch zu sehr in den Knochen.
Bill stützte seinen »Herrn und Meister«, obwohl auch er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
Er zitterte an allen Gliedern, sein Atem ging stoßweise.
»Bis heute habe ich nicht an Gespenster geglaubt«, keuchte er. »Aber jetzt!«
»Wenn es nur Gespenster wären! Sie wären weit weniger gefährlich als diese beiden G.-men aus Fleisch und Blut!« knurrte George verdrossen. »Ich möchte bloß wissen, welch teuflischer Zufall die beiden gerettet hat. Sie können unmöglich in dem Ford gewesen sein, als…«
Unvermittelt brach er ab Und drehte, trotz seiner weichen Knie, blitzschnell dem Bürgersteig den Rücken zu. Er flü-32 sterte, heiser vor Aufregung Angst und Wut:
»Da spazieren die gefährlichen Burschen, als ob nichts gewesen wäre. Ah, sehr gut, sie verschwinden jetzt in der Moonlight-Kneipe. Auf geht’s, wir dürfen keine Sekunde mehr verlieren. Das zweite Mal muß es klappen!«
Mr. George entwickelte eine überraschende Betriebsamkeit.
Er blickte sich suchend um, entdeckte eine Telefonzelle und eilte auf sie zu.
Mit bebenden Händen nahm er den Hörer ab und wählte eine Nummer.
»Hier George. Ganz dringende Sache: Das Objekt ist unbeschädigt durchgekommen und befindet sich gegenwärtig im Moonlight-Restaurant. Sofort herkommen. Die großen Instrumente mitbringen. Ende.«
Als George den Hörer aufgehängt hatte, gab Bill zu bedenken:
»Wir können doch hier nicht mit großer Musik auftreten, wo es keine dreihundert Yard entfernt in der Canal Street von Cops und Streifenwagen nur so wimmelt!«
Mr. George hatte seine Schwäche endgültig überwunden. Er zündete sich in aller Gemütsruhe eine Zigarre an.
»Das spielt doch gar keine Rolle. Die Straße ist durch querstehende Fahrzeuge und Neugierige dermaßen versperrt, daß die Cops regelrecht eingeschlossen sind. Sie kommen überhaupt nicht vom Fleck. Bis sie sich endlich durch die Menschenmauer gewühlt haben; haben wir unsere Vorstellung beendet und sind längst über alle Berge!«
***
Ich habe die Angewohnheit, mich in Gaststätten stets so zu setzen, daß ich den Eingang und nach Möglichkeit auch den ganzen Raum im Auge behalten kann.
Die meisten meiner »Klienten« befinden sich zwar in vergitterten Staats-Romanfortsetzung Seile 37 Pensionen, aber es laufen doch immer einige herum, die mich gar zu gern umbringen wollen, sei es aus Rache, sei es als Präventiv-Maßnahme. Ich lebe also recht gefährlich.
Da ich Angriffe von hinten nicht ausstehen kann… siehe oben.
Das Lokal, ein enger, langer Schlauch mit nur einer Tischreihe — auf der anderen Seite, war eine fast durch den ganzen Raum reichende Theke mit Barhockern davon —, es war außer uns beiden und dem gelangweilten Kellner völlig leer.
Für diese Mittagsstunde und angesichts der vielen angerichteten Mahlzeiten auf der Theke ein ungewöhnlicher Zustand.
Aber zuweilen ist der Sensationshunger bedeutend stärker als der natürliche Hunger.
Da wir nach dem Wunsch der Sprengstoffgangster eigentlich tot sein mußten, verzehrten wir unser Essen mit besonders gutem Appetit.
Natürlich erlaubten es die Vorschriften nicht, unseren »Geburtstag« während der Dienstzeiten angemessen zu begießen, und so begnügten wir uns mit einer kleinen angedeuteten Feier, das heißt, mit erstklassigem Whisky und viel Soda.
»Was fangen wir mit dem angebrochenen Nachmittag an?« fragte Phil zwischen zwei Schlucken.
»In der Sprengstoffaffäre können wir nichts unternehmen, ehe wir den eingehenden Bericht Burys nicht vorliegen haben, für einen Besuch in der Hell-Bar ist es aber auch noch zu früh. Tische und Stühle geben keine Auskünfte.«
»Das macht doch nichts«, brummte Phil. »Jetzt, wo in dem Laden noch kein Betrieb herrscht, könnten wir uns ungestört den Besitzer oder Manager der Bar vorknüpfen. Zumindest könnte er uns nicht nach zwei Minuten abwimmeln, indem er dringende Geschäfte vorschützt.«
»Offen gestanden, Phil, ich erhoffe mir von einem Besuch der Hell-Bar so gut wie nichts.
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