0217 - Bleigeflüster als Finale

City Police meinen FBI.-Ausweis hin. Der gute Mann hatte wohl schon von mir gehört.
    Er salutierte stramm, Zuerst beschäftigte ich mich mit dem unfreiwillig zurückgebliebenen Gangster-Musiker.
    »Mich wundert, daß der Kerl tot ist«, meinte Phil kopfschüttelnd, »Ich habe ihn doch, wie beabsichtigt, nur in die Schulter geschossen.«
    In der Tat, Phils Geschoß war dicht unterhalb des rechten Schlüsselbeins eingedrungen. An einer solchen Verletzung stirbt kein Mensch, man wird allenfalls kampfunfähig. Auch die Blutlache hätte nicht so ausgedehnt sein dürfen.
    Ich drehte den leblosen Körper auf die Seite.
    »Aha, da haben wir’s: Zwei weitere Einschüsse im Rücken! Ganz klar, daß ihn seine eigenen Kumpane erschossen haben, als sie sahen, daß er von dir getroffen worden war. Sie wollten auf jeden Fall verhindern, daß er lebend in die Hände der Polizei fällt. So brutal sind Gangster, wenn sie sich retten wollen.«
    Phil zog die Augenbrauen hoch.
    »Sieht aber gar nicht so aus, als ob die Treffer von einem Feuerstoß aus einer MP herrühren. Dafür liegen sie zu weit auseinander. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß eigens zu diesem Zweck Einzelschüsse abgegeben wurden.«
    Ich richtete mich auf und suchte die mutmaßliche Schußrichtung.
    »Allem Anschein nach stand der Mordschütze vor dem Lokal. Andernfalls wäre doch die Fensterscheibe nicht eingeschiagen.«
    (Bei der späteren Obduktion stellte sich tatsächlich heraus, daß ein Geschoß aus Phils 38er, die beiden anderen aus einem Revolver stammten.)
    Ich nahm dem Toten die Sonnenbrille ab.
    In den gebrochenen Augen spiegelte sich jetzt noch maßloses Erstaunen. Sonst war das unrasierte Gesicht recht gewöhnlich: niedrige Stirn, plattgedrückte Nase, wulstige Lippen, Blumenkohlohren. Bei dem Toten handelte es sich also höchstwahrscheinlich um einen Boxer.
    »Phil, flitze mal um die Ecke und schleppe Bury mit seinem Stab hierher. Wenn die Pulverexperten für so etwas auch nicht zuständig sind, so können sie doch Fingerabdrücke nehmen und Aufnahmen machen. Es dauert mir zu lange, bis unsere Mordkommission eintrifft und diese Arbeiten erledigt hat. Der Mann hier muß möglichst schnell identifiziert werden. Wenn meine kleine Idee stimmt, kommt es auf Minuten an!«
    »Was für eine Idee?«
    »Frag nicht lange, sondern schaffe Bury herbei!«
    Phil startete. Ich wandte mich an den Sergeanten:
    »Sie kamen mit Ihren Leuten keinen Augenblick zu früh. Wer hat Sie eigentlich geholt?«
    »Niemand. Die Schießerei konnte man in der Canal Street ganz gut hören. Wir setzten uns schon nach den ersten Schüssen in Bewegung, aber leider nicht nur wir, sondern auch die Neugierigen. Die Zuschauer haben uns außerordentlich behindert, sonst wären wir viel eher dagewesen, es waren ja nur zirka dreihundert Yard bis zum ,Moonlight,‘. Als wir um die Ecke trabten, sahen wir eben noch einen schwarzen Studebaker davonfahi'en.«
    »Hat jemand die Autonummer erkannt?« fragte ich die Polizisten.
    Die Beamten schüttelten verneinend den Kopf. Schade, denn unter den fünfeinhalb Millionen Autos, die in New York ’rumfahren, sind bestimmt einige tausend schwarze Studebaker.
    Draußen fuhr ein Wagen vor. Phil kam mit Bury und seinen Spezialisten zurück.
    Er hatte die Kollegen bereits informiert, und so gingen sie ohne langes Gerede mit gewohnter Routine ans Werk.
    Blitzlichter flammten auf, einer der Beamten drückte die steifen Finger des Toten auf ein Stempelkissen und dann auf ein Formblatt für Prints.
    Mittlerweile tauchte auch der Kellnerin Begleitung eines wohlgenährten Herrn, des Besitzers des »Moonlight«, wieder auf. Angesichts der Zerstörung ihres Lokals schlugen die beiden die Hände über dem Kopf zusammen und brachen in ein Jammern aus.
    Mich interessierte das im Augenblick weniger. Ich sagte zu dem Sergeanten der City Police:
    »Bleiben Sie hier, bis die Mordkommission des FBI anrückt. Ich mache Sie dafür verantwortlich, daß nichts in dem Raum hier verändert wird!«
    Der Sergeant bestätigte diesen ’Auftrag, indem er strammstand und diensteifrig salutierte.
    Vor dem Lokal stauten sich die Massen, von einem Polizeikordon nur mühsam zurückgehalten. Allen voran natürlich die Reporter.
    Ich hielt meinen Hut vors Gesicht. Es war nicht nötig, daß mein Bild nun auch noch auf den Titelseiten der Sensationsblätter erschien. Phil und ich sind in der Unterwelt ohnehin schon bekannt genug.
    ***
    Bury war so freundlich, einen Umweg zu fahren und uns