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0217 - Bleigeflüster als Finale

0217 - Bleigeflüster als Finale

Titel: 0217 - Bleigeflüster als Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bleigeflüster als Finale
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brechen.
    Mr. George erfaßte augenblicklich die Lage.
    Mit List, Tücke und ausgiebigem Gebrauch der Ellenbogen — Eigenschaften, die George besonders auszeichneten —. folgte er im Kielwasser der erfolgreichen Bildberichter.
    Bill verpaßte beinahe den Anschluß.
    »Diese gewissenlosen Verbrecher gehören auf den Scheiterhaufen!« brüllte George mit glänzend gespielter Umrüstung. Die Menge jubelte Beifall.
    »Fürchterlich, ein Sprengstoffattentat mitten in einer belebten Großstadtstraße!« sekundierte Bill nicht minder empört.
    »Hat es auch Tote gegeben?« fragte George so teilnahmsvoll wie der Direktor eines Beerdigungsinstituts beim zehntausendsten Todesfall.
    Irgend jemand aus dem Zuschauerkreis antwortete:
    »Von den Passanten wurden zwei schwer und drei leicht verletzt. Die beiden Insassen des Autos hingegen verbrannten bis zur Unkenntlichkeit.«
    George führte das Taschentuch zwischen Sonnenbrille und Augen.
    »Wie entsetzlich«, sagte er. »Hoffentlich sind sie nicht bei lebendigem Leibe…« Seine Stimme erstickte vor Rührung.
    Dessen ungeachtet ließ er seine Augen rundrum wandern.
    Eine Weile verhielt sein Blick bei den Kreidestrichen auf der Straße. Was das wohl zu bedeuten hat? dachte er, während ganz andere Worte aus seinem Mund kamen:
    »Weiß man eigentlich schon, wer in dem Wag…«
    Das Wort blieb George im Mund stecken. Er öffnete seine breiten Lippen — einige Goldzähne blitzten auf — und schnappte wie ein Karpfen nach Luft.
    »Das… das… ist doch nicht möglich!« gurgelte es aus seinem Rachen.
    Er bebte an allen Gliedern und sackte zusammen.
    Nur der Umstand, daß er unverrückbar in der Menge eingekeilt stand, verhinderte seinen Sturz auf den Boden.
    Die New Yorker sind außergewöhnlich hilfsbereit, selbst wenn sie die Neugier fast umbringt.
    »Sanitäter!« brüllte der Mann neben dem kalkweißen Mr. George. »Hier ist jemand ohnmächtig geworden. Los, Leute, faßt schon mit an. Wir tragen ihn ’rüber zum Krankenwagen. Aus dem Weg! Macht doch Platz!«
    »Nein, nein«, heulte Bill. »Machen Sie bloß keine Umstände! Solche Anfälle bekommt mein Vater öfters, besonders wenn er sich über eine rohe Tat aufregt. Kein Grund zur Besorgnis. Mein Vater erholt sich sofort wieder!«
    Es sah aber gar nicht so aus, daß Mr. George sich von dem fürchterlichen Entsetzen (er hatte mich und Phil gesehen) so schnell erholen würde.
    Kurz entschlossen packte Bill den Bewußtlosen unter den Achseln und flehte:
    »Lassen Sie doch schon los, Mister! Da hinten, nicht weit weg, steht unser Auto. Ich bringe meinen Vater nach Hause.« Dann schnauzte er den Hilfsbereiten an: »Geben Sie meinen Vater augenblicklich frei, oder ich vergesse mich!«
    Auch Hilfsbereitschaft kann stur sein.
    So kam es, daß zwei Männer an dem Bewußtlosen zerrten, jeder in die entgegengesetzte Richtung des anderen.
    Krankenwärter mit einer Trage trabten an.
    Wenn diese hilfsbereiten Männer mal eine Person — krank oder nur scheinbar krank — abtransportieren wollen, lassen sie sich nicht mehr aufhalten; sie werden ja sogar mit Tobsüchtigen fertig, auch Bill schafften sie spielend, obwohl er sich wie rasend gebärdete.
    Im Handumdrehen, diesmal ganz wörtlich gemeint, lag Mr. George auf der Trage.
    Dabei war er wohl etwas zu hart angefaßt worden, denn George kam wieder zu sich, jedenfalls blinzelte er verstört in die Runde.
    Und schon war er wieder nahe daran, in Ohnmacht zu fallen. Schockiert erkannte er den fatalen Ernst der Lage: Würde er in ein Hospital geschafft werden, so war nicht zu vermeiden, daß seine wahre Identität gelüftet und sogar aktenkundig gemacht werden würde.
    Dem ewigen Sucher Cotton war es zuzutrauen, daß er auf seinen, Georges. Namen im Krankenregister des Hospitals stoßen würde.
    Der Abtransport mußte um jeden Preis verhindert werden!
    Mit Geschrei und handgreiflicher Abwehr war da gar nichts zu machen, das wußte Georgö nur zu genau.
    Es würde unter Umständen sogar zu einer Stippvisite im Irrenhaus führen.
    Mr. George richtete sich auf.
    »Vielen Dank, meine Herren«, flötete er sanft und doch mit fester Stimme. »Es ist wirklich nicht mehr nötig, daß Sie sich weiter um mich bemühen. Es geht mir wieder blendend. Für Ihre Anstrengungen«, er langte seine Brieftasche heraus und schwenkte einige Banknoten, »darf ich mich doch erkenntlich zeigen.«
    Die Sanitäter lehnten ab.
    Aber der Griff nach der Brieftasche hattje ihnen .eindeutig bewiesen, daß der Mann wieder

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