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0217 - Bleigeflüster als Finale

0217 - Bleigeflüster als Finale

Titel: 0217 - Bleigeflüster als Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bleigeflüster als Finale
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Hirngespinst abzutun. Kein Mensch außer einem: mir!
    Mein Zweifel gründete weder auf einer genialen Schlußfolgerung, noch könnte ich irgendeinen Anhaltspunkt dafür, nenen. Allein meine Spürnase warnte mich. Deshalb behielt ich meine Vermutung auch für mich.
    Endlich war jeder Quadratzoll des Schlafzimmers von uns unter die Lupe genommen worden. Noch immer hatten wir nichts gefunden, was auf die Person der Vera Ulster, ihre Gewohnheiten und ihren Bekanntenkreis hinwies. Vielleicht hatten wir in dieser Hinsicht im nächsten Zimmer mehr Glück.
    Wir sind ordnungsliebende Leute. Deshalb räumte Phil die Wäsche wieder in die Schubladen. Ich hingegen drückte die Tür zum angrenzenden Raum auf und — erstarrte!
    ***
    Um einen Tisch, mir zugewandt, saßen lässig mit übereinandergeschlagenen Beinen drei unbekannte Männer. Ihre Absichten erkannte ich jedoch sofort, und die Art, wie sie ihre Pistolen auf mich richteten, war alles andere als lässig.
    Ins Schlafzimmer zurückspringen?
    Die 38er aus der Schulterhalfter reißen?
    Für beides war es zu spät!
    »Cotton«, schnarrte der mittlere der Gangster, »nimm hübsch brav deine Pfoten hoch. Wie du siehst, hast du nicht die geringste Chance gegen uns!«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Der Ganove hatte recht. Langsam wanderten meine Hände in die Kopfhöhe.
    Dabei hegte ich die verzweifelte Hoffnung, daß die Banditen nichts bemerkt hatten von der Anwesenheit Phils, der sich mäuschenstill verhielt.
    Aber diese Hoffnung wurde sehr schnell zerstört, denn der Gangster — er hatte ein widerliches Gesicht, das nur aus Unterkiefer zu bestehen schien — grunzte triumphierend:
    »Den anderen Kerl, der noch im Schlafzimmer steckt, will ich auch sehen. Komm nur vor und stell dich neben Cotton! Aber schön die Händchen zum Himmel. Falls du Hintergedanken haben solltest, Cotton wird sie augenblicklich büßen müssen; wir haben ihn genau vor unseren Kanonen.«
    Die Gangster würden ohne Zögern schießen. Das nebenan, darüber und darunter Leute wohnten, das spielte dabei überhaupt keine Rolle.
    Die Chrystie Street liegt nämlich dicht bei der Bowery, einer verrufenen Gegend also, wo nie jemand etwas gesehen und gehört haben will, selbst wenn in der Nachbarwohnung eine Haubitze abgefeuert worden wäre.
    Gemäß dem zuweilen sehr empfehlenswerten Motto: ›Der Klügere gibt nach!‹ sagte ich:
    »Phil, tu, was der Gentleman sagt. Es hat keinen Zweck, den wilden Mann zu spielen.«
    Absichtlich vermied ich die Bezeichnung »Gangster«. Die wenigsten Menschen vertragen es, wenn man ihnen die Wahrheit ins Gesicht sagt.
    Vorerst war ich aber sehr daran interessiert, die drei Burschen bei guter Laune zu halten.
    »Du hast die Lage sofort richtig eingeschätzt«, meinte der Gangster mit unüberhörbarem Spott. »Cotton, man muß dich bewundern. Du bist wirklich ein kluger Bursche.«
    Ich hoffte inständig, diesem Großmaul — dies war sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn gemeint — noch zeigen zu können, wie klug ich tatsächlich war. Aber vorerst sah es noch gar nicht danach aus, als ob die Gangster mir diese Gelegenheit bieten würden.
    »Big« j meldete sich der Mann wieder, »räume den beiden Burschen mal die Taschen aus! Ich will doch sehen, was sie der Vera Ulster alles geklaut haben.« Die Gangster waren keine Anfänger in ihrem Job, denn Big — er hatte eine so plattgedrückte Nase, daß man meinen konnte, er sei mit voller Wucht gegen eine Mauer gerannt — tat mir nicht den Gefallen, uns von vorn zu durchsuchen und somit den anderen beiden Ganoven das Schußfeld zu versperren, sondern er beschäftigte sich von hinten mit unseren Taschen, wobei er nicht mal vergaß, mir ununterbrochen seine Waffe ins Kreuz zu drücken.
    Nacheinander flogen unsere Pistolen, das Magazin und die Schatulle der 38er auf den Tisch. Nur schade um die hübschen Nelken, die mit der Vase vom Tisch auf den Boden kullerten.
    Während der Gangsterchef unsere Funde betrachtete, sagte er jovial:
    »Wir sind ausgesprochen menschenfreundlich. Big, stell den G.-men zwei Stühle hin! Wenn man zu lange stehen muß, bekommt man bloß Plattfüße.« Diese Sorge hatte ich nicht. Außerdem kann man aus dem Stehen viel plötzlicher einen Überraschungsangriff starten als aus dem Sitzen.
    Aber daran war gegenwärtig ohnehin nicht zu denken.
    Big führte den Befehl grinsend aus. Er war vorsichtig genug, die beiden Stühle dicht an die Wand zu rücken, so daß zwischen uns und den Gangstern am

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