0218 - Der Monster-Club
stand und der Schlüssel hinausgeschoben werden konnte.
Da Suko schon einmal Routine hatte, begann er augenblicklich mit der Arbeit.
Das war ein Job für Tüftler und Fummler. Es dauerte seine Zeit, bis Suko den Schlüssel aus dem Schloß entfernt hatte. Als er auf der anderen Seite der Tür zu Boden fiel und wir das schwache Geräusch hörten, atmeten wir auf. Der nächste Schritt war leicht, obwohl wir noch abwarteten, ob sich etwas rührte.
»Nichts zu hören«, flüsterte ich, »mach weiter!« Der Chinese probierte es wieder. Seine Hände arbeiteten wie feine, sensible Sensoren. Er fühlte, tastete, drückte und bewegte den Dietrich, bis er auf Widerstand traf und das Schloß drehen konnte. Jetzt war die Tür offen.
Der Chinese richtete sich auf. Er ließ mir den Vortritt, und ich legte abermals meine Hand auf die Klinke, um sie nach unten zu drücken. Diesmal war die Tür offen. Ein Ruck, und wir konnten auf das leere Podest schauen. In der Tat hielt sich niemand mehr dort auf. Die Werwölfe und mit ihnen die beiden Alten hatten sich verzogen. Einigermaßen beruhigt verließen wir das Turmverlies. Diese erste Hürde war genommen.
Wenn ich von einer Leere gesprochen habe, dann ist das nicht ganz richtig. Die beiden von uns erledigten Werwölfe lagen nach wie vor auf dem Absatz.
Ihr Fell war zum Teil verschwunden, und wir sahen eine blasse weiße Haut. Sie verwandelten sich wieder zurück, allerdings in Tote. Wo das Fell noch zu sehen war, erkannten wir eine schmutziggraue Farbe. Als hätte jemand Puder darüber geschüttet.
Das waren die Opfer dieses dämonischen Wahnsinns, und ich konnte nur den Kopf schütteln. Sie würden allerdings nicht die letzten sein, das wußten wir beide. Blieb die Frage, wo sich die Werwölfe versteckt hielten. Daß sie nicht geflohen waren, stand fir mich fest. Wahrscheinlich hatten die beiden Alten sie irgendwo verteilt, damit sie uns heimtückisch und hinterrücks überfallen konnten. Vor uns lag ein langer Weg, der mit Fallen gespickt sein konnte, und wir waren dementsprechend vorsichtig, als wir die Steinstufen der Treppe hinabschritten. Suko hatte die Spitze übernommen, ich blieb einen halben Schritt oder eine Stufe hinter ihm. Wir hielten uns ziemlich am äußeren Rand und stützten uns mit den Händen am rauhen Mauerwerk ab.
Den Turm, vielmehr die Treppe, konnten wir ungestört hinter uns lassen. Schließlich standen wir an ihrem Ende und schauten uns an. Von den Bestien waren wir nicht überfallen worden. Das wunderte uns ein wenig, denn wir hatten Claras Worte nicht vergessen und verdammt ernst genommen.
Es gab für uns nur eine Möglichkeit. Wenn sich die Werwölfe in der Nähe aufhielten, dann hatten sie innerhalb des Hauses Unterschlupf gefunden. Groß genug war es schließlich. Der Meinung war auch Suko.
Vor der Tür, die ins Haus führte und den Turm mit dem Gebäude verband, blieb er für einen Moment stehen, hob das rechte Bein und hämmerte seinen Schuh voll gegen die Tür, die sofort mit Schwung nach innen gestoßen wurde. Wir schauten in den kleinen Flur, der leer war. Hier hätte schon der erste Gegner lauern können. Da es nicht so war, mußte er auf eine bessere Chance warten. Wir ließen die Diele hinter uns und betraten die große Halle. Dabei waren wir sehr schnell. Kaum befand sich die Tür in unserem Rücken, als wir rechts und links vor ihr an der Wand Aufstellung nahmen. Niemand griff uns an.
Aber wir rochen, daß die Bestien zumindest hier unten gewesen waren. Der scharfe, ätzende Geruch lag in der Luft und stieg beißend in unsere Nasen.
»Haben sie sich wirklich verkrochen?« fragte Suko leise. Zweifel schwangen in seiner Stimme mit. »Vielleicht sind sie auch weg.«
Der Chinese warf mir einen schrägen Blick zu. »Das glaubst du doch selbst nicht. So etwas lassen die beiden Alten nicht zu. Die sind doch von Haß zerfressen.«
»Das schon, aber ich sehe sie nicht.«
»Vielleicht oben.«
»Den Keller haben wir noch nicht durchsucht.«
Suko schlug sich gegen die Stirn. »Verdammt, daran habe ich nicht gedacht, klar, der Keller. Sollen wir?«
»Sicher.«
Wir mußten nur den Eingang finden. Das war eine Sache von wenigen Minuten. Diese Tür war nicht abgeschlossen. Wir zogen sie vorsichtig auf, hörten das Knarren, und dann flog die Tür auf uns zu, weil sie von der Innenseite hart aufgewuchtet wurde. Da wußten wir, wo sie steckten!
Die nächsten Minuten wurden zu einer reinen Hölle für uns. Wir hatten den harten Schlag der Tür
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