0218 - Der Monster-Club
Kinder.
Allerdings war ihr Inhalt ein anderer.
Aus der ersten ragte ein hochkant gestellter Fuß, während auf dem Rand der zweiten Kiste eine Hand lag, als hätte sie die Person im letzten Augenblick aufzuraffen versucht, um aus der Kiste zu klettern.
An dem Fuß steckte ein Damenschuh. Es fiel mir verdammt schwer, nahe an die Kiste heranzutreten, und einen Blick hineinzuwerfen, aber es gab keine andere Möglichkeit, um sich Gewißheit zu verschaffen. Die Kisten waren tatsächlich mit zwei Toten belegt. Einem Mann und einer Frau.
Ihre Mörder hatten sie einfach hineingestopft. Wir sahen zwei bleiche, verzerrte Gesichter, auf denen sich das Grauen widerspiegelte, was sie in den letzten Sekunden ihres Lebens hinter sich gebracht hatten. Es mußte eine Hölle gewesen sein.
Neben mir stöhnte Suko gepreßt. Auch er konnte diesen Anblick nur schwer verkraften. Seine flüsternde Stimme drang an mein Ohr. »John, auf wessen Konto geht diese grauenhafte Tat?«
Ich hatte längst einen Verdacht. Er war ungeheuerlich, aber die Beweise lagen vor uns. Die Toten waren nicht von den Werwölfen angegriffen worden. Wir entdeckten Schußwunden in ihren Körpern.
»Die beiden Alten!« preßte ich hervor. »Das können nur die gewesen sein.«
»Und warum?«
Ich hob die Schultern. »Was weiß ich? Möglicherweise standen sie ihnen im Weg.«
»Vielleicht waren es sogar die echten Verwalter«, vermutete der Chinese.
»Durchaus möglich.«
Später sollte sich herausstellen, daß der Inspektor mit seiner Theorie recht gehabt hatte.
Wir durchsuchten den Keller weiter und gerieten in ein Weinlager. Es war schon gewaltig. Nicht nur Flaschen konnten wir sehen, auch große Fässer. Sie standen nebeneinander an der Wand. Als ich dagegenklopfte, klang es dumpf, nicht hohl. Für uns ein Zeichen, daß die Fässer gefüllt waren. Der Weinkeller barg keine Überraschungen. Nur hatte sich hier die Luft verändert. Es roch nach ausgelaufenem und verdunstetem Wein. Falls die Alten sich mit ihren restlichen vier Werwölfen tatsächlich noch innerhalb des Hauses aufhielten, hatten sie sich sehr gut versteckt, denn gefunden hatten wir von ihnen nicht einen Zipfel. Sie blieben weg…
Wir erreichten wieder die Treppe und damit die Gegend, wo es heller war.
Ich wollte die Kollegen von der Mordkommission anrufen. Die beiden Toten mußten weggeschafft werden. Sie konnten hier nicht liegenbleiben.
Suko ging vor mir die Stufen hoch. Ich warf immer wieder einen Blick zurück in den Keller, wo ich das Licht gelöscht hatte und sich jetzt die Dunkelheit ballte. Von den Wölfen sah ich keine Spur. Kein gelblich schimmerndes Augenpaar leuchtete durch die Dunkelheit. Die Bestien hatten sich zurückgezogen, falls sie sich tatsächlich im Keller aufhielten.
Suko stand schon in der Halle. Die Waffe hatte er auf die Tür gerichtet, denn auch von dort konnte Gefahr drohen. Als ich die letzte Stufe verließ, ging er einen Schritt vor, um mich passieren zu lassen.
Rechts ging ich an ihm vorbei. Die Tür lag mehr zur anderen, zur linken Seite hin. Rechts befand sich die Treppe.
Daß ich hinschaute, war reines Mißtrauen und vielleicht auch Zufall. Dabei traf mein Blick auch die gedrechselten Stäbe, die das schräg laufende Geländer hielten.
Zwischen zwei Stäben sah ich etwas Dunkles, Längliches.
Ein Gewehrlauf!
»Deckung!« brüllte ich, als auch schon der Schuß peitschte und abermals der Teufel los war…
***
Lupina hatte sich nicht mit der neuen Regelung abgefunden. Zwar ließ sie sich äußerlich nichts anmerken, aber innerlich verbrannte sie fast vor Haß. Sie suchte nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Stunden vergingen. Unruhig bewegte sie sich durch die unterirdischen Anlagen. Einmal traf sie auf das gräßliche Monster Vampiro-del-mar. Der riesenhafte Unhold ging geduckt. Seine langen Zähne standen fast bis zum Kinn vor. In seinen Augen glitzerte es, ein Zeichen, daß er Blut wollte. Das Gesicht war eine Ausgeburt an Häßlichkeit. Eingerissen und von zahlreichen Geschwüren und Pusteln bedeckt. Grauschwarzes Haar hing strähnig bis auf die Schultern. Wenn Vampiro-del-mar zuschlug, hatte kein Opfer eine Chance. Man konnte ihn in seiner Gefährlichkeit mit Xorron vergleichen. Freunde waren er und Lupina nicht gerade. Vampiro-del-mar sah in jedem Mitglied der Mordliga einen Rivalen, der ihm seine Opfer streitig machen konnte. Und hätte Dr. Tod nicht seine schützende Hand über Lupina oder auch Lady X gehalten, dann wäre der Kaiser der
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