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0218 - Generalprobe für einen Mord

0218 - Generalprobe für einen Mord

Titel: 0218 - Generalprobe für einen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Generalprobe für einen Mord
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auf meiner Liste lautete Allan Bydman, der auch auf den Spitznamen Viscount hörte. Der Sergeant hatte mir gesagt, dass ich Bydman mittags am besten in Grassies Diner treffen könnte.
    Ich suchte den Laden, fand ihn und erkundigte mich bei dem Kellner, ob Allan Bydman schon anwesend sei.
    »Der Mann mit den grauen Schläfen am Fenstertisch.«
    Bydman saß nicht allein am Tisch. Neben ihm hockte ein Bursche mit runden Schultern und einem fetten Mondgesicht. Ich ging hinüber.
    »Ich muss dich sprechen, Bydman«, sagte ich. »Ich bin Cotton vom FBI.«
    Allan Bydman stand auf. Er hatte ein schmales Geiergesicht. Er hielt sich leicht vornübergebeugt, und an der rechten Hand trug er einen Siegelring. Alles in allem gab er sich wie ein europäischer Adliger, und das mochte auch der Grund sein, warum man ihn Viscount nannte.
    »Nehmen Sie Platz, Agent Cotton«, sagte er und zeigte auf einen freien Stuhl am Tisch. Der andere Mann rührte sich nicht. Er glotzte mich aus schrägstehenden Schweinsaugen an, die hinter seinen geblähten Wangen nahezu versanken. Der Kerl war fett und rosig wie ein gut gehaltenes Mastschwein, und wie viele zu dicke Leute sah er fast jungenhaft aus, zumal, da er völlig bartlos war. Das Haar trug er zu einer kurzen Bürste geschnitten, und das sah aus, als wachse auf dem Vollmond plötzlich Gras.
    »Haben Sie gegessen?«, fragte der Viscount. »Darf ich Sie einladen?« Er lachte. »Oh, entschuldigen Sie. Es könnte als Bestechung aufgefasst werden.«
    »Ich bezahle es lieber selbst«, knurrte ich. »Ich weiß ohnedies mit meinen üppigen Spesen nicht wohin.«
    Bydman zeigte mit seiner Siegelringhand auf den Dicken.
    »Das ist Mr. Toby Chedwyn, ein alter Freund.«
    Der fette Freund kaute weiterhin auf seinem Kaugummi herum und fuhr fort, mich anzustarren. Nicht einmal einen Knurrlaut gab er zur Begrüßung von sich.
    Ich setzte mich, zog mein Notizbuch und suchte nach dem Namen Chedwyn, aber der Dicke stand nicht darin verzeichnet.
    Bydman beriet mich anhand der Speisekarte, und er winkte dem Kellner. Er tat, als wäre ich für ihn der angenehmste Tischpartner, den er sich nur denken könnte. - Ich bestellte ein Steak, und während ich darauf wartete, wurde für die beiden Männer schon die Suppe gebracht.
    Chedwyn pulte sich augenblicklich das Kaugummi aus den Zähnen, klebte es unter die Tischplatte und stürzte sich in die Suppe. Er machte ungefähr so viel Geräusch dabei wie ein Schlachtschiff, das die Wogen durchpflügt. Ich merkte, dass der Viscount ihm unter dem Tisch auf den Fuß trat, aber der Junge nahm es nicht einmal zur Kenntnis. Vermutlich waren seine Zehen ebenso abgehärtet wie sein Gemüt.
    »Womit kann ich dienen, Agent Cotton?«, fragte Bydman, und ich weiß nicht, was mir mehr den Magen umdrehte, sein widerlich-süßes Benehmen, oder Chedwyns widerwärtigen Geräusche beim Essen.
    »Das FBI sucht Ted Monnier«, erklärte ich knapp. »Du hast in Mike Woods Kneipe mit anderen über ihn gesprochen.«
    »Gerüchte«, sagte er. »Weiter nichts!«
    »Pass mal auf! Dieses verdammte Wort habe ich jetzt oft genug gehört. Eines Tages werde ich Monnier fassen, und ich werde die Namen der Leute, die ihm hier in der Bowery geholfen haben, aus ihm herausholen. Du solltest wissen, Bydman, dass das einzige Vergnügen eines Mannes, der die Gaskammer vor sich sieht, darin besteht,' möglichst viele andere zu verpfeifen. Jede Vernehmung, zu der er als Zeuge benötigt wird, bedeutet für ihn ein paar Tage Leben mehr. Und was mich angeht, so werde ich nicht zögern, jedem Mann einige Jahre Zuchthaus zu verschaffen, der einem bekannten Mörder wie dem schönen Teddy geholfen hat. Überlege es dir also, bevor du weiter von Gerüchten sprichst!«
    Der Kellner nahm die Suppenteller fort und brachte das Hauptgericht. Auch mein Steak kam. Chedwyn, der sich offensichtlich eine doppelte Portion bestellt hatte, fiel über seinen Teller her. Er kümmerte sich nicht um das Gespräch zwischen dem Viscount und mir.
    »Ich kann Ihnen nicht dienen«, sagte Bydman und streute mit so gezierter Geste Pfeffer über seinen Tomatensalat, als streue er seiner Geliebten Rosen ins Haar.
    »Kennst du Tonelli?«, fragte ich.
    »Stan? Nun, vom Sehen gewiss. Man kennt sich eben in der Bowery.«
    »Ganoven kennen Ganoven! Das meinst du.«
    Er sah mich aus seinen Geieraugen an. Ich begriff, dass Allan Bydman trotz seines lächerlichen Benehmens gefährlich sein konnte. Ich kannte seine Vorstrafenliste nicht, aber ich beschloss,

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