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0219 - Lupinas Sohn

0219 - Lupinas Sohn

Titel: 0219 - Lupinas Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammengewesen. Sie hatten die Wälder durchstreift und waren so manches Mal auf Beutezug gegangen. Lupina hatte Orapul alles gelehrt, was er brauchte, auch die Jagd auf Menschen.
    Orapul war gewachsen. Von Tag zu Tag wurde er kräftiger. Er lernte das wilde, dämonische Leben kennen, und er fragte auch nach seinem Vater.
    Darüber hatte Lupina zuvor nie mit ihm gesprochen. Dieses Thema war von ihr bewußt nicht angeschnitten worden. Natürlich kamen die Fragen, und nun konnte sie nicht mehr mit dem Geheimnis über den Berg halten. Sie mußte berichten, wer Orapuls Vater war.
    Den Schwarzwolf schockte es nicht, einen Menschen hätte es vielleicht geschockt, wenn er den Namen erfahren hätte. Der Vater war Fenris, der legendäre Götterwolf! Immer wieder war er auf die Erde gekommen, und er war bei einem seiner Besuche auch auf Lupina gestoßen. Sie hatten nur Stunden miteinander verbracht. Lupina, die Werwölfin, war von der Kraft des legendären Fenris fasziniert worden und hatte sich ihm hingegeben. Aus dieser Verbindung war der Schwarzwolf Orapul entstanden.
    Als er hörte, daß Fenris sein Vater war, konnte Lupina ihn nicht mehr halten. Orapul wollte ihn kennenlernen, und Lupina ließ ihn ziehen, um weiterhin allein durch die Welt zu streifen. Sie traf auf die Mordliga, wurde ihr Mitglied und versuchte, die Werwölfe der Welt zu vereinigen. Ihren Sohn jedoch hatte sie nie aus dem dämonischen Gedächtnis verloren. Oft genug erinnerte sie sich an ihn. Sie wußte, daß er eines Tages zurückkehren würde, denn Fenris konnte ihn nicht immer halten. Er war ein zu großer Egoist und nur mit seiner eigenen Macht beschäftigt. In Irland wollte er zuschlagen, um einem großen Plan zum Erfolg zu verhelfen. Der Geisterjäger John Sinclair jedoch vereitelte diesen Plan, so daß Fenris eine Niederlage hinnehmen mußte.
    Was die Götter mit ihm angestellt hatten, wußte Lupina nicht, auf jeden Fall wollte ihr Sohn nicht mehr bei seinem Vater bleiben.
    Er kam zurück auf die Erde und suchte seine Mutter. Gefunden hatten sie sich noch nicht, aber sie näherten sich dem gedanklich ausgemachten Treffpunkt. Als Lupina den Baggersee sah und sich nur noch wenige Yards von dem steilen Abgang entfernt befand, der hinunter zum Ufer führte, blieb sie stehen.
    Soeben kroch der Mond wieder hinter einer dicken Wolke hervor. Die Werwölfin konnte sich in seinem Licht baden, sie fühlte die Kraft, die von dem gelb schimmernden Erdtrabanten ausging, und saugte sie mit jeder Faser ihres Körpers auf. Das Mondlicht legte einen feinen Schleier auf das menschliche Gesicht der Frau, der wie eine leichte Gardine wirkte. Dann öffnete sie ihren Mund, zeigte ihr scharfes Gebiß und stieß ein wildes, gleichzeitig schaurig klingendes Heulen aus, das weit über den See hallte und sich irgendwo in der Ferne verlor. Es war der Lockruf für ihren Sohn. Falls sich Orapul in der Nähe befand, dann würde er antworten. Der Heulton war verebbt. Eine Reaktion erfolgte nicht. Enttäuschung breitete sich in Lupina aus.
    Dann, als sie schon weitergehen wollte, war es plötzlich da. Das zittrige, dumpfe Jaulen, das immer mehr anschwoll, ähnlich einer Sirene, und dann zu einem schauerlichen Heulen wurde, das die Luft erzittern ließ. Es klang so, als würde es nie abreißen, und Lupina, in deren Ohren das Heulen widerhallte, richtete sich auf, als hätte ihr ein unbekannter Spender Kraft gegeben, so daß ihre Pupillen plötzlich wie zwei kalte Sterne leuchteten.
    »Orapul…!« brüllte sie in dieses Heulen hinein, wobei ihre Stimme dumpf klang und sich sogar noch überschlug. »Orapul …!«
    Sie schüttelte sich, ihr Fell begann zu vibrieren, dabei hob sie die Pranken und spreizte sie ab, so daß sie fast wie ein übergroßes dunkles Kreuz aussah, das sich deutlich vom Boden abhob.
    Sie hatte ihn gefunden. Endlich!
    Noch immer schwebte der Ton in der Luft. Lang anhaltend, klagend, gleichzeitig nach Stärke und Macht klingend, dazu fordernd und kampfbereit.
    Ja, so wollte Lupina es haben. So und nicht anders. Sie und ihr Sohn wollten kämpfen, wollten alles niederwalzen, was sich ihnen in den Weg stellte, und eine gewaltige Allianz der Werwölfe schaffen, die einmalig war auf der Welt. Viele Schritte hatte sie unternommen, um zu ihrem Ziel zu gelangen, jetzt brauchte sie nur noch einen kleinen zu tun, dann hatte sie es erreicht. Er war da! Ganz in der Nähe.
    Noch einmal durchfuhr sie ein regelrechter Kraftstrom, dann lief sie vor, erreichte den Rand der Klippe

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