0219 - Lupinas Sohn
einer Maschinenpistole, als er mit einem Stein kollidierte, und noch eine Schußgarbe hackte durch die Dunkelheit. Die Kugeln lagen gar nicht mal so schlecht. Sie trieben mich wenigstens in die Knie.
Dumpf erklang das Geräusch, das entsteht, wenn eine Autotür ins Schloß fällt. In der nächsten Sekunde mahlte ein Anlasser.
Ich ließ alle Vorsicht fahren und rannte so schnell es ging meinem neuen Ziel entgegen.
Das unbekannte Gelände, mit Stolperfallen übersät, wurde mir zum Verhängnis. Die Hälfte der Strecke hatte ich nicht einmal geschafft, als der Wagen schon längst weg war. Er fuhr ohne Licht, es hatte auch keinen Sinn, hinter ihm herzuschießen, das wäre Munitionsverschwendung gewesen. Und mit dem Bentley die Verfolgung aufzunehmen? Nein, das konnte ich nicht riskieren. Schließlich lag in unserem Wagen ein Schwerverletzter. Lady X und ihr Begleiter namens Trent waren erst einmal entkommen, so schlimm diese Tatsache auch wahr, ich hatte mich damit abzufinden.
Ziemlich sauer drehte ich mich um und hörte schon Sukos Stimme. Der Chinese rief nach mir. »Hier bin ich. Warte, ich komme!«
Ich nahm die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg, lief unter dem noch bestehenden Dach entlang und trat durch die Öffnung, die einmal eine Tür gewesen war.
Suko erwartete mich mit schußbereiter Waffe.
»Die kannst du wegstecken«, sagte ich und deutete auf die Pistole in seiner Rechten. »Sie sind entwischt.«
Der Chinese nickte. »Das habe ich mir gedacht.«
Ich wechselte das Thema. »Was ist mit dem Förster?«
Suko hob die Schultern. »Er lebt…«
»Mehr auch nicht, wie?«
»So ungefähr. Ich bin kein Arzt, aber ich meine, daß es für ihn nicht gut aussieht. Ich war dabei, über Funk eine Ambulanz anzurufen, als ich die Schüsse hörte. Und dann hat jemand auf den Bentley gefeuert. Ein Kerl im hellen Anzug.«
»Das war ein Vampir.«
»Und Lady X?«
»Ja, sie ist auch dabei. Ein tolles Duo, kann ich dir sagen.« Mehr erzählte ich vorläufig nicht. Wir hatten es eilig, wieder zu unserem Wagen zu kommen, da wir uns um Barry Mason kümmern mußten.
Im Schein der Innenbeleuchtung erkannte ich, daß er nicht bei Bewußtsein war. Sein Atem ging flach und unregelmäßig. Zorn stieg in mir hoch. Wenn er uns unter den Händen wegsterben würde, dann…
Ich dachte nicht mehr weiter, denn Sukos Stimme lenkte mich ab, als er per Autotelefon einen Notarztwagen rief. Er machte es sehr dringend, das war genau in unserem Sinne. Für Barry Mason konnten wir nichts mehr tun, sondern nur hoffen, daß alles glattging.
Ich schaute mir, als Suko den Hörer eingehängt hatte, die Frontpartie des Wagens an.
Auf dem Boden lagen zahlreiche Splitter. Sie blinkten selbst in der Dunkelheit. Als ich mich bückte, konnte ich feststellen, daß der rechte Scheinwerfer hin war. Regelrecht weggepustet von der Garbe. Das starke Blech hatte auch noch einiges abgekriegt, wie durch ein Wunder allerdings war der Reifen verschont geblieben. Fahren konnten wir, wenn auch ohne Beleuchtung. Trotzdem saßen wir hier fest. Mit einem Verletzten auf der Rückbank war es unmöglich, die Verfolgung des Rover aufzunehmen. Mich störte es nicht einmal sonderlich, denn ich hatte das Gefühl, daß unsere Gegner nicht weit fahren würden, weil sich der gesamte Fall auf diese nördliche Ecke der Riesenstadt London konzentrierte.
Hier würde irgendwann auch Lupina erscheinen. Dessen war ich mir sicher.
Und hoffentlich brachte sie ihren Sohn mit. Eine Großfahndung anzukurbeln, hatte keinen Sinn. Wären es normale Gangster gewesen, okay, aber eine Großfahndung auf zwei Vampire zu veranstalten, hätte für die daran teilnehmenden Beamten äußerste Lebensgefahr bedeutet. Es war besser, wenn wir unsere Gegner allein jagten. Allerdings waren uns im Augenblick die Hände gebunden, wir mußten warten, bis der Rettungswagen eintraf. Suko kümmerte sich um den Verletzten, wischte ihm hin und wieder den Schweiß von der Stirn und ließ den Förster keine Sekunde aus den Augen. Dessen Lippen zitterten, die Haut auf seinem Gesicht zuckte mehrmals, und Suko sah ihm an, daß er litt.
Da wir noch Zeit hatten, telefonierte ich mit meinem Chef, Sir James Powell. Es war immer gut, ihn auf dem laufenden zu halten, denn wenn übergeordnete Entscheidungen getroffen werden mußten, und das ging oft blitzschnell, mußte Sir James über die Voraussetzungen Bescheid wissen. Er befand sich noch im Büro, seit er wußte, daß der Fall mit dem MonsterClub noch weiterlief.
In
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