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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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verschlossen. Der leicht untersetzte Mann mit den südländischen Vorfahren war für sein mürrisches Verhalten bekannt. Aber die Art, wie sich seine pergamentartige Haut über die hohen Wangenknochen spannte, zeigte deutlich, dass ihn der Bericht ebenfalls in den Bann schlug.
    Als Solan geendet hatte, breitete sich Schweigen in dem engen Raum aus. Solans Blick pendelte ängstlich zwischen den Vorgesetzten hin und her, bis Baccia das Wort ergriff.
    »Ihre Handlungsweise war unverantwortlich, Solan. Ein erfahrener User hätte sich nicht wie ein EWAT auf der Promenade verhalten, sondern unauffällig alle wichtigen Daten sichergestellt.«
    »Aber das habe ich auch!«, protestierte der Gescholtene.
    Baccia brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Verstummen. »Das werden wir schnell herausfinden. Das komplette AfA-Team trifft sich sofort im Konferenzraum und beginnt mit der Auswertung. Wenn wir feststellen, dass bei Ihrer Dirty-Harry-Aktion etwas übersehen wurde, werden Sie sich wünschen, nie ein Implantat erhalten zu haben.«
    Solan, der Baccias Vorliebe für alte MSC (Memory Storage Crystal (Speicherkristall, Fortentwicklung der DVD) Filme kannte, lag eine entsprechend schlagfertige Antwort auf der Zunge, doch er schluckte sie herunter. Wenn er das Disziplinarverfahren glimpflich überstehen wollte, brauchte er die Unterstützung seiner Vorgesetzten.
    »Darf ich nicht mehr weiter an der Mission mitarbeiten?«, fragte er mit belegter Stimme.
    Helen schenkte ihm ein Lächeln. »Na- türlich«, beruhigte sie ihn, ohne auf Baccias Knurren zu achten. »Aber Sie sind jetzt erst mal für Ihre neue Freundin zuständig. Führen Sie den Trabanten zur Hauptschleuse und empfangen Sie ihn dort mit zwei Sicherheitsbeamten.«
    Solans Augen leuchteten begeistert auf.
    »Sofort, Lady Helen«, versicherte er eifrig. Baccia schüttelte nur mit dem Kopf und verließ den engen Raum. Helen folgte ihm, bevor sich das Schott wieder schließen konnte.
    »Warum verwöhnen Sie diesen undis- ziplinierten Kerl auch noch?«, knurrte der Biochemiker. Die Eifersucht in seiner Stimme war unüberhörbar.
    Helen lächelte mütterlich. »Aber Baccia, er ist doch fast noch ein Kind!«
    ***
    Aruula spürte, wie sich Solans Präsenz verminderte.
    Sofort versuchte sie die Kontrolle über ihren Körper zurück zu gewinnen. Sie bemühte sich die Arme anzuheben, um den Helm zu entfernen, doch es gelang ihr nicht. Sie ließ sich etwas Zeit, um ihre Kräfte zu sammeln, dann startete sie einen neuen Anlauf… der wieder scheiterte.
    Versuch es noch einmal! Du musst dich gegen die Knechtschaft deines Geistes auflehnen!, hallte es durch ihren Kopf. Aruula war verwirrt. Das waren weder ihre eigenen Gedanken, noch die von Solan.
    Sollte etwa....
    Ehe sie die Überlegung fortführen konnte, meldete sich Solan zurück. Stolz berichtete er, wie zufrieden die anderen Technos mit ihrer Arbeit seien und dass er sie bald persönlich begrüßen würde. Aruulas Zorn auf ihren geistigen Sklavenhalter wurde etwas gedämpft, als sie seine jugendliche Begeisterung spürte. Außerdem war sie froh, in die Community geführt zu werden. Dort würde man ihr endlich den verdammten Helm abnehmen.
    Natürlich, versicherte Solan eifrig.
    Sicheren Schrittes führte er sie durch die nördlichen Randbezirke von Plymouth, bis sie eine breite Schneise mitten durch den Ruinenwald erreichte. Unter den Sträuchern und Disteln, die hier wuchsen, zeichneten sich nebeneinander verlaufende Eisenstränge ab. Maddrax hatte ihr erklärt, dass sich diese Gebilde Schienen nannten. Zu seiner Zeit waren angeblich große Fahrzeuge darauf entlang gerollt.
    Die Barbarin glaubte ihm. Schließlich war sie mit Maddrax sogar schon in einem donnernden Stahlvogel durch die Lüfte geflogen - was sollte da noch unmöglich sein?
    Sie folgte den Schienen bis zum ehemaligen Nordbahnhof der Stadt. Hinter dem zerfallenen Stationsgebäude zeichnete sich ein fünfstöckiges Parkdeck ab, auf dem früher die Berufspendler ihre Autos abgestellt hatten. In einigen Stockwerken reihten sich unförmige grüne Erhebungen aneinander. Dort standen die alten Wracks, deren Karosserien längst von Pflanzen überwuchert wurden. Die meisten Schrottsammler mieden diese Metallfundgrube jedoch.
    Es war bekannt, dass sich hier immer wieder silbern gekleidete Gestalten herumtrieben, die mit furchtbaren Waffen bewaffnet waren. Einige Mutige waren dort schon spurlos verschwunden - oder kurze Zeit später als
    »wandelnde Tote« wieder

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