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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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auf, diesmal nur zwanzig Sekunden lang. Danach war die Prozedur endlich abgeschlossen. Erleichtert registrierte Aruula, wie die vordere Glastür zur Seite glitt. Mit zwei schnellen Schritten flüchtete sie aus der engen Kammer, bevor sie wieder eingeschlossen werden konnte.Die LP- Gewehre der Sicherheitskräfte ruckten in die Höhe.
    ***
    »Waffen runter!«, bellte hinter ihnen eine Stimme.
    Der Tätowierte wandte sich missbilligend um, ohne den glänzenden Lauf nur einen Millimeter aus dem Ziel zu nehmen. Hinter ihm kam Solan heran.
    »Seit wann geben Sie hier die Befehle?«, fragte der Drachenkopf kalt.
    Solan stoppte abrupt ab. Die Rüge trieb ihm die Röte ins Gesicht.
    »Entschuldigen Sie, Captain Blair«, dienerte er vor dem Wachoffizier. »Aber dieser Trabant ist kein Gefangener, sondern eine wichtige Verbündete. Wir haben herausgefunden, dass sie für die Communities London und Salisbury arbeitet. Ich soll sie umgehend in den Kon- ferenzraum begleiten.«
    Die Gesichtszüge des Asiaten wurden so unbeweglich wie seine Tätowierungen.
    »Die Sicherheit der Internen Zone unterliegt immer noch dem Zuständigkeitsbereich der Militärsektion«, stellte er die Kompetenzen klar. »Sie dürfen uns aber gerne begleiten, so lange Sie durch ihr Verhalten keine Risikoquelle darstellen.«
    Ehe Solan antworten konnte, nickte der Captain dem Albino zu. »Lieutenant Cooper, nehmen sie den Neurohelm an sich. Die Wissenschaftssektion ist sich offenbar zu schade dafür, unsere knappen Ressourcen zu schonen.«
    Solan steckte die Rüge schweigend ein. Es hatte wenig Sinn, mit den verbohrten Militärbetonköpfen herumzustreiten. Außerdem wollte er sich lieber mit Aruula beschäftigen.
    Die Barbarin verfolgte das Kompe- tenzgerangel ohne jede Regung. Sie spürte zwar, dass sich Solan für sie einsetzen wollte, doch das konnte ihren Groll nur dämpfen, nicht auflösen. Die Zeit, die sie unter seiner geistigen Kontrolle verbracht hatte, war die reinste Hölle gewesen. Sie fühlte sich von ihm missbraucht!
    Solan deutete ihre Zurückhaltung dagegen als ängstliche Reaktion auf die fremde Umwelt. Freudestrahlend trat er auf sie zu, sprudelte ihr einen Willkommensgruß entgegen und wollte sie an die Hand nehmen. Fauchend wich Aruula zurück. Ihre ebenmäßigen Züge verwandelten sich unter der durchsichtigen Helmkugel zu einer wütenden Maske.
    Solan erstarrte vor Schreck.
    Hinter Aruula erklang Gelächter. Blair und Cooper gaben sich keine Mühe, ihre Schadenfreude zu verbergen. Die Läufe der Laserbeamer waren weiter auf die Barbarin gerichtet, doch sie machten keine Anstalten, sie von einer eventuellen Attacke zurückzuhalten.
    Aruula spürte mit ihrem Lauschsinn, dass Solan von ihrer Abwehrhaltung völlig überrascht wurde. Anscheinend war er sich gar nicht im Klaren darüber, wie inhuman er die Trabanten behandelte, wenn er sie gegen ihren Willen zu einer Außenmission zwang. Das er diese Menschen wirklich zu wandelnden Toten machte.
    Aruula entspannte sich. Es hatte keinen Zweck, dass sie hier durchdrehte. Die Technos waren ihr im Moment überlegen. Es war besser, sich mit ihnen gütlich zu einigen, statt den aussichtslosen Kampf zu suchen. Genau so hätte Maddrax sich jetzt an ihrer Stelle verhalten.
    Als sie ihre Angriffshaltung aufgab, ließ Solan vorsichtig die angehaltene Luft aus dem Brustkorb entweichen. Das begeisterte Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück, als hätte es nur ein kleines Missverständnis gegeben, das nun geklärt sei.
    »Hier geht’s lang.« Er deutete den Korridor entlang, darauf bedacht, Aruula mit seiner Geste diesmal nicht zu nahe zu kommen.
    Die Barbarin begleitete ihn schweigend, gefolgt von den Sicherheitskräften.
    Gemeinsam schritten sie durch den engen Gang, von dem nach zehn Metern eine Abzweigung abging, die mit der Wandaufschrift Versorgung gekennzeichnet war. Sie blieben auf dem Hauptweg, der an einer Druckschleuse endete. Wie von Geisterhand schob sich das grüne Teflonschott zur Seite. Solan registrierte zufrieden Aruulas Überraschung. Vielsagend tippte er sich das kleine Metallteil, das über dem rechten Ohr aus seinem Kopf ragte.
    »Ich muss nur daran denken, dass sich das Schott öffnen soll, und schon führt mein Implantat den entsprechenden Code aus«, erklärte er stolz. »Nur fünf Community-Mitglieder sind mit einer kybernetischen Schnittstelle ausgerüstet; alle anderen müssen den Öffnungsmechanismus mit der Hand auslösen.«
    Aruula spürte eine Woge der Ablehnung über sich
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