022 - Schreie aus dem Sarg
und wieder. Wenn
nun jemand das Wissen über bestimmte Substanzen hatte, wenn dieser Jemand das
Wissen verbrecherisch anwandte, dann war nicht ausgeschlossen, dass ein solcher
Zustand auch künstlich herbeigeführt werden konnte.
Dr. Robertson, ein Engländer, der die europäischen Bewohner in diesem
Stadtteil Conakrys ärztlich versorgte, traf pünktlich ein.
Er redete nicht viel. Er war ein wortkarger, aber dennoch sehr
sympathischer Mann. Mit seinem schmalen Lippenbärtchen und seinem forschen
Auftreten erinnerte er an einen typisch englischen Offizier. Man konnte ihn
sich in Uniform lebhaft vorstellen.
Robertson wusste, warum er hier war. Luison hatte ihn am Telefon gestern
Abend bereits aufgeklärt, ihm von der Warnung erzählt, die er erhalten hatte.
Der Engländer wurde auch dem amerikanischen Agenten vorgestellt. Dann
machte sich Dr. Robertson sofort an die Untersuchung der Toten. Auch dies
gehörte mit zu dem Plan von X-RAY-3. Er wollte alles genau wissen. Mit
wissenschaftlichen Methoden nahm Robertson die Untersuchung vor und kam zu dem
einzig richtigen Schluss: »Wenn ich nicht wüsste, dass ich es mit zwei normalen
Menschen zu tun hätte, dann würde ich sagen: Sie sind beide verrückt, meine
Herren, darauf zu warten, dass dieser Leichnam noch einmal aufersteht. Nanette
Luison ist tot!«
Gerard Luison schluckte. Er fuhr sich mit einer nervösen Bewegung durch die
Haare und warf einen Blick auf den ruhigen und nachdenklichen Amerikaner.
»Für mich gibt es auch keinen Zweifel. Aber die Umstände, die ...« Er
wusste nicht so recht, wie er es erklären sollte.
»Doch, Luison«, entgegnete Larry Brent mit fester Stimme. Der Vorwurf aus
dem Mund des Franzosen galt ihm.
»Auch Sie haben Zweifel, sonst hätten Sie sich niemals auf dieses makabre
Spiel eingelassen. Warten wir ab! Diese Nacht muss es geschehen, in dieser
Nacht werden wir mehr wissen. Ich ...«
Weiter kam er nicht. Die Fensterscheibe zersplitterte, und ein faustgroßer
Stein, um den mit einem roten Gummiring ein kleiner Zettel befestigt war,
rollte dumpf über den Teppich.
Luison wich zurück. Robertson zuckte zusammen. Larry Brent bückte sich
sofort, riss den Gummi ab und faltete den Zettel auseinander.
»Er ist an Sie gerichtet, Monsieur«, wandte er sich an Luison. »Es ist an
sich nicht meine Art, anderer Leute Briefe zu öffnen und zu lesen, aber in
diesem besonderen Fall, wenn sie zudem noch auf so eigenwillige Weise befördert
werden, nehme ich mir einmal die Freiheit. – Sie sollten den Fremden sofort wegschicken, Luison «, las Larry
Brent vor. Die Botschaft war mit Druckbuchstaben geschrieben. »Und darunter
steht: Wir lassen uns nicht irritieren.
Sie sind des Todes, Luison! Verantworten Sie es selbst, wenn Sie unbedingt auch
noch Außenstehende mit hineinziehen wollen .«
X-RAY-3 warf einen Blick auf den Franzosen. Der wollte schon etwas sagen,
aber Larry meinte: »Hinter diesem letzten Satz befindet sich eine Klammer, in
der der Name Bangoura steht. Wissen Sie, was das zu bedeuten hat, Monsieur?«
Luison schluckte. »Bangoura ist einer meiner Diener. Der beste, wenn Sie so
wollen.«
»Ich weiß.«
»Gestern Abend, als Sie in der Bibliothek waren, als Sie versuchten, mehr
über das geheimnisvolle Leben gewisser Sekten und ritueller Manipulationen zu
erfahren, da erhielt ich einen Telefonanruf.«
»Davon haben Sie mir nichts gesagt.«
»Ich hatte den Kopf voll mit anderen Dingen. Da war der Anruf von einem
gewissen Dr. de Freille aus Europa. Von dem habe ich erzählt.«
Larry nickte. Er hatte diese Angelegenheit sofort über die
Miniatursendeanlage in seinem PSA-Ring weitergegeben. Eine Parallele in Europa
hatte man schon vermutet. Ihn aber, den besten Agenten der PSA, hatte man
direkt in die Gegend geschickt, von der man wusste, dass hier die Ursache zu
finden war.
»Und dann hielt ich die Sache wegen Bangoura nicht mehr so wichtig«, fuhr
Luison fort. »Der Anrufer meinte nur, dass wir uns Bangoura als abschreckendes
Beispiel vor Augen halten sollten, wenn Sie, Monsieur Brent, weiter mitmischen
sollten. Offenbar weiß man nichts Rechtes mit Ihnen anzufangen, aber man
fürchtet Sie, man fühlt, dass Sie nicht umsonst hier sind.«
Larry hatte einen furchtbaren Verdacht. Er riss seinen Smith and Wesson
Laser aus der Tasche und reichte sie dem Arzt. »Sie brauchen nur den Abzug
durchzuziehen, alles andere erledigt diese Maschine ganz von selbst«, sagte er
zu Robertson. »Ich fühle mich sicher, wenn ich weiß, dass
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