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022 - Schreie aus dem Sarg

022 - Schreie aus dem Sarg

Titel: 022 - Schreie aus dem Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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aus dem Sarg gekommen wäre. Aber dann habe ich die offenstehende Tür
gesehen. Jemand war in der Nähe, jemand hat sich während der Totenmesse im Park
versteckt gehalten. Mit uns wird ein schauriges, makabres Spiel getrieben,
Doktor! Es fing mit der Reise meiner Tochter nach Afrika an, und es setzte sich
fort mit der Überführung ihrer Leiche aus Conakry. Ich glaube, ich bin Ihnen
eine Erklärung schuldig, Doktor. Ich werde Sie in gewisse Dinge einweihen
müssen ...«
    Er gab den Trägern das Zeichen, den Sarg wieder zu verschließen.
    Madeleine Simonelle bemerkte es. Sie riss sich los. » Nicht !«, rief sie. »Lasst den Deckel weg!« Ihre Stimme überschlug
sich. »Wenn sie zu sich kommt – dann soll sie nicht wieder so schreien, ich
...«
    Weiter kam sie nicht. Ein erneuter Weinkrampf packte sie, stärker als
zuvor.
    »Bitte, Philipe«, flehte sie mit tränenerstickter Stimme. »Bitte, lass den
Sarg geöffnet! Lass ihn geöffnet in der Gruft stehen! Wir setzen Charlene ein
anderes Mal bei. Vielleicht morgen, vielleicht übermorgen – aber schick jetzt
alle weg, bitte, schick alle weg! Wir sehen nachher noch einmal nach Charlene,
ja?«
    Dr. de Freille gab Philipe ein stummes Zeichen.
    »In Ordnung, Cherie«, hauchte Simonelle mit schwerer Stimme. »Ich lass' den
Sarg nur in die Gruft tragen. Alles bleibt unverändert.«
    »Danke«, antwortete Madeleine mit schwacher Stimme.
    Während die Träger den schweren Sarg in die Gruft schleppten, in der
zahlreiche geweihte Kerzen flackerten, bemühten Philipe und Jean-Pierre Simonelle
sich um Madame Madeleine, die kaum noch fähig war, sich auf den Beinen zu
halten. Sie brachten sie hinüber ins Haus.
    Der Pfarrer bat die anwesenden Trauergäste, nach Hause zurückzukehren und
den weiteren Lauf der Dinge abzuwarten. Am Hauseingang kam ihnen jedoch noch
einmal Philipe Simonelle entgegen und entschuldigte sich mit knappen Worten für
den Vorfall.
    »Aber da war wirklich ein Schrei. Wir haben es alle gehört«, bekam er von
dem Bruder seiner Gattin zu hören. »Die Träger waren so erschrocken, dass sie
den Sarg fallen ließen. Aber eine Tote ...« Er setzte seine Ausführungen nicht
fort.
    »Eben. Eine Tote kann nicht mehr schreien. Ich fürchte, ich weiß bereits,
wem wir diesen schaurigen Zwischenfall zu verdanken haben.«
    »Du solltest die Polizei benachrichtigen«, bekam er von einer ältlichen
Cousine zu hören.
    »Ja, das werde ich wohl noch tun ...«
    »Wie geht es Ihrer verehrten Frau Gemahlin?«, wollte der Pfarrer wissen,
bevor auch er ging.
    »Doktor de Freille hat ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. Sie fühlt sich
im Augenblick wohl. Ich glaube, dass sie diesen Schwächeanfall rasch überwunden
haben wird. An sich hat meine Frau eine feste Konstitution ...«
    Er kehrte in das Wohnhaus zurück. Sein Gesicht war ernst ...
    Dr. de Freille war überzeugt davon, dass alles einen guten Verlauf nehmen
würde. Er blieb knapp eine Stunde im Haus der Simonelles. Madame erholte sich
zusehends. Sie war jetzt sehr ruhig. Das Mädchen brachte ihr eine heiße Suppe,
und noch ehe de Freille ging, war Madeleine Simonelle nicht mehr im Bett zu
halten.
    »Ich bin doch keine alte Frau, Doktor«, sagte sie. Ihr bleiches Gesicht
hatte ein wenig Farbe bekommen. »Ich verspreche Ihnen, vernünftig zu sein. Ich
werde mich hier in den Lehnsessel setzen und in einer Zeitschrift blättern. Und
wenn ich mich müde fühle, werde ich sehr früh zu Bett gehen. Meine Familie
werde ich bitten, mich allein zu lassen. Ich muss über verschiedene Dinge
nachdenken ...«
    Mit keinem Wort mehr erwähnte sie den ungewöhnlichen Vorfall in der
Kapelle. Auch ihr Mann und Doktor de Freille unterließen es wohlweislich,
irgendetwas darüber zu sagen.
    Madeleine Simonelle ließ sich eine Illustrierte bringen, setzte sich in den
gemütlichen Sessel und deckte die Beine mit einer Wolldecke zu. Entspannt
lehnte sie sich zurück.
    »Wenn noch irgendetwas sein sollte, Cherie, dann lass es mich bitte
wissen«, sagte Philipe Simonelle von der Tür her.
    Sie nickte. »Ich möchte nur allein sein, das ist alles.«
    Er wollte die Tür hinter sich zuziehen, als sie ihn zurückrief. »Da ist
noch etwas, Philipe«, begann sie leise. Sie war sehr ruhig und gefasst. Sie
machte ihm einen beinahe zu ruhigen Eindruck.
    »Der Anrufer vor drei Tagen – er sagte doch auch etwas darüber, dass
Charlene nur scheintot wäre, nicht wahr?«
    »Du hast das falsch verstanden, Madeleine«, entgegnete er. »Ich wäre

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