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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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bezweifele, dass ich noch größer werde."
    Er fand es schwer, sie nicht zu fragen, wie es kam, dass sie ohne Begleitung in Gesellschaft eines starken und energischen Mannes auf einer Reise war, die Wochen gedauert haben musste. Die Geschichte war es wert, gehört zu werden. Richard sagte: „Es wäre schade, wenn du hoch aufgeschossener wärst, Lady Eleanor, denn einen Teil deiner Schönheit verdankst du deiner zierlichen Statur."
    „Denkst du das wirklich, Mylord?" Ihre Miene schien sich zu erhellen.
    „Ja, große Männer beschützen kleine Frauen."
    Sie beugte sich vor und sah ihn eindringlich aus großen dunklen Augen an. „Es ist leicht, dich zu mögen, Mylord. Ich finde dich so nett wie den Eroberer."
    Bei dem Vergleich hätte Richard sich fast verschluckt. Seit er sich erinnern konnte, war es wahrscheinlich zum ersten Mal geschehen, dass jemand den alten William nett genannt hatte. „Du hast den Eroberer getroffen?"
    „Ja." Eleanors Blick leuchtete bei der Erinnerung. „Er kam, um mit meinem Vater über die Truppen zu reden, die dieser ihm stellen sollte, und hatte Prinz Henry mitgebracht. Sie wollten meine Verlobung mit Prinz Henry arrangieren, doch der Tod meiner Mutter hat das verhindert."
    Du lieber Himmel! Dieses Mädchen hätte eines Tages Englands Königin sein können.
    Henry war Rufus' Erbe, und angesichts des Widerstrebens jenes harschen Mannes, sich zu verheiraten, würde Henry vermutlich König werden. Eleanor de Nantes war ein außergewöhnliches Mädchen. „Nun, Demoiselle, du wirst mich entschuldigen müssen. Ich möchte deinen Ritter, den Herrn der Condes, treffen." Richard winkte einen Diener herbei und wies auf Roger. „Sag ihm, dass ich mit ihm unter vier Augen in meinem Gemach sprechen will."
    Mit gemischten Gefühlen begab Roger sich zu dem Treffen mit Graf Richard. Seit Monaten hatte er ihn zur Rede stellen wollen, warum er Glynis verlassen habe, und jetzt musste er ihn um Hilfe bitten. Er folgte dem Pagen zu der geschlossenen Tür und griff zögernd nach der Klinke. Der Junge verbeugte sich hastig und verschwand.
    Roger war allein im Korridor. Er holte tief Luft und machte die Tür auf.
    Der Graf stand an einem Tisch und studierte einige Papiere, die offizielle Siegel trugen. Er schaute hoch, als Roger in den Raum kam, und bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. „Nun, wenigstens siehst du nicht so aus, als hättest du Geld von mir nötig."
    „Nein, ich verfüge über genügend Mittel."
    „Die Demoiselle spricht sehr gut über dich. Sie sagt, du seist in der Normandie ein Herr, hättest Verbindungen zum Eroberer und seiner Familie und wärst von William persönlich zum Ritter geschlagen worden."
    „Ja."
    „Warum bist du dann nach Harlowe gekommen?" fragte Richard de Brione frei heraus und sachlich.
    „Weil ich deine Hilfe haben möchte, mein Vater." Roger hatte leise gesprochen, doch seine Worte hallten in dem nachfolgenden Schweigen nach, als seien sie herausgeschrien worden.
    Der Graf hielt den Atem an und nickte. „Es wäre schwierig, dich zu verleugnen, Junge. Selbst Brian schrieb, du sähest so aus, wie ich in meiner Jugend ausgesehen habe."
    „Du bist meine größte Hoffnung, denn sonst wäre ich nicht hergekommen."
    „Deine Mutter. . . Wer hat dir das Leben geschenkt?" Richards Frage war kaum zu verstehen gewesen.
    „Hattest du so viele Buhlen, dass du dich nicht mehr erinnern kannst? Hast du die Tochter eines angelsächsischen Thans vergessen?"
    „Nein! Benenne mir deine Mutter!"
    „Glynis, die Tochter von Aeldrid."
    „Du lügst!"
    Roger war nicht auf die Vehemenz von de Briones Reaktion vorbereitet gewesen, ließ sich jedoch nicht beirren. „Ja, ich bin Glynis' Sohn und wurde von dir gezeugt, Mylord. Geboren wurde ich im Juli 1069 in der Normandie und bin dein Bastard, Graf Richard!"
    „Nein, das kannst du nicht sein! Das ist ein übler Scherz! Benenne mir deine Mutter!"
    „Glynis!"
    Richard de Brione war so weiß wie Pergament. „Nein, Roger Wer-auch-immer, meine Glynis liegt auf dem Kirchhof, und das seit den letzten dreiundzwanzig Jahren! WTie kannst du zu behaupten wagen, du seist ihr Sohn?"
    „Sie sagte, du hättest sie verstoßen!" schrie Roger. „Ja, du hast zugelassen, dass sie vertrieben wurde, obwohl du wusstest, dass sie dein Kind unter dem Herzen trug!"
    „Ich sagte dir, sie ist tot! Ich weiß nicht, welch grausame Tücke du im Sinn hast, Junge, aber du kannst nicht Glynis' Sohn sein!" Der Graf war sichtlich durch Rogers Behauptung

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