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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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hinunter zu den offenen Märkten mitzunehmen, vorbei am Weißen Turm, wo alle Arten von Waren verkauft wurden, und weiter durch die engen Straßen. Er hatte mit ihr in Westminster am Grabmal des Eroberers gebetet und über dessen Kirche gestaunt. Für sie beide war es eine angenehme Zeit gewesen, eine Zeit, ganz ähnlich der, die sie vor seinem Geständnis gemeinsam verlebt hatten. London war eine süße Erholung von einem spannungsreichen Abenteuer gewesen.
    Man ritt durch England unter dem eigenen Namen - Roger, genannt FitzGilbert, und Eleanor, Tochter des Grafen von Nantes. Man unterbrach die Reise entlang des Wegs in Prioreien, hielt sich in getrennten Kammern auf und achtete strikt auf den Anstand. Roger hatte gemeint, was er in Walters Burg gesagt hatte. Er wollte Eleanor haben, würde sie jedoch nicht bedrängen. Bei Tag lachte er, scherzte und hörte zu, wie er das die meiste Zeit im Verlauf ihres Lebens getan hatte, und bei Nacht ging er seiner Wege.
    Ungefähr einen Monat nach der Flucht aus Rouen traf man in Harlowe ein. Die Burg erwies sich als eine imposante Festung, die hoch und einschüchternd auf einer Insel aufragte,
    die von einem See umgeben war. Sie war ein militärisches Meisterstück, von außerhalb so gut wie nicht zugänglich, und dominierte das sie umgebende Land. Von William in Auftrag gegeben als Symbol normannischer Autorität über ein erobertes Land, bewachte sie die Straßen, die Wales und England verbanden. Im Westen lagen die Ländereien der Herren des Grenzgebietes und im Osten Stamford und Belvoir.
    Eleanor schaute zu der hohen Brustwehr der Blendmauer hinauf und weiter zu den Ecktürmen, die dicht am Ufer standen. „Heilige Mutter Maria, Roger! Da willst du mich hinbringen?"
    Er sah in die Richtung ihres Blickes und war beinahe so eingeschüchtert wie sie. „Ja", brachte er heraus. „Das Kastell ist groß, nicht wahr?"
    „Groß? Nein, es ist größer als Courtheuses Palast in Rouen." Sie ließ den Blick über die vor ihr liegende Festung schweifen und schüttelte den Kopf. „Roger, bist du sicher, dass wir willkommen sein werden?"
    „Das werden wir sehen." Er spornte sein Pferd an, ritt zu der Pontonbrücke und drängte das widerwillige Tier hinüber. „Folg mir, Lea", rief er vom sicheren festen Untergrund zurück.
    Über ihm schrie ein Mann aus dem Torhaus: „Mit Befugnis durch Graf Richard frage ich dich, was du hier willst!"
    Roger hielt die Hand über die Augen, sah hoch und antwortete: „Roger, Herr der Condes, ist gekommen, um den Grafen zu sehen!"
    „Er ist fort!"
    „Wir brauchen Unterkunft!" Roger wies auf Eleanor, die immer noch die schwankende Brücke überquerte.
    Das Gesicht im Fenster verschwand. Langsam wurde das riesige Tor quietschend hochgezogen, während die Ketten, die es hielten, über die Zahnräder liefen. Es wurde angehalten, hoch genug, um einen Reiter unter den spitzen Pfählen passieren zu lassen. Eleanor fand sich ein und ritt mit Roger durch das enge Tor auf die dahinter liegende freie Fläche. Eine zweite Mauer, die ungefähr fünfzig Schritt entfernt war, ragte vor ihnen auf. Zwei weitere Ecktürme dominierten auch diese Mauer. Wieder wurde ein schweres Eisengitter hochgezogen, und Wachen erschienen mit erhobenen Schilden. In ihrer Mitte
    ging ein älterer Mann, der den symbolischen Schlüssel des Seneschalls trug.
    Roger lenkte sein Pferd voran, bis er fast auf gleicher Höhe mit den Männern war.
    „Ich habe Geschäfte mit Graf Richard. Wir kommen aus der Normandie." Er griff in den an seinem Gürtel hängenden Beutel und zog eine Pergamentrolle heraus, die Henrys Siegel trug. „Hier. Prinz Henry verbürgt sich für mich."
    Der alte Mann trat näher und betrachtete Roger. „Dann bist du Normanne?" fragte er.
    „Mein Vater ist Normanne, meine Mutter Angelsächsin."
    „Und ist diese Dame deine Frau?"
    „Nein, sie ist Eleanor, die Tochter des Grafen Gilbert von Nantes. Wir sind erst vor kurzem in England eingetroffen."
    „Ich verstehe." Falls der Seneschall es eigenartig fand, dass ein gut gekleideter junger Herr mit einem unverheirateten Mädchen von edler Geburt ohne Begleitung unterwegs war, so ließ er sich das nicht anmerken. Stattdessen breitete sich ein freundliches Lächeln auf seinem Gesicht aus, derweil er nickte. „Ja, Lord Roger, du bist hier willkommen genug. Aufgrund einiger Vorfälle in Belvoir ist der Graf im Moment nicht anwesend, aber ich werde ihm die Nachricht schicken, dass er Besuch hat."
    Eleanor beugte sich

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