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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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Anstrengungen unternommen hatte, sie zu besitzen. „Komm und wärme dich am Feuer", sagte Stephen weich,
    „und ich werde dir alles erzählen."
    „Nein, Sieur, du bist derjenige, dem es durch den Ritt kalt sein muss. Mir genügt die Kunde, die du mir gebracht hast."
    „Mit der Zeit werde ich auftauen, aber ich gebe zu, dass mir kalt war. Ich hatte nicht mit dem Sturm gerechnet, als ich Rom verließ, und für Prinz Henry war es von höchster Wichtigkeit, dass du Bescheid weißt, ehe die Entscheidung allgemein bekannt wird. Sobald das Wetter sich bessert, reise ich nach England, um sie auch ihm mitzuteilen."
    „Dann ist es wahr?" fragte die Äbtissin. „Sie ist Lord Rogers rechtmäßige Gemahlin?"
    „Ja. Sobald die Sache dem Heiligen Vater zur Kenntnis gelangt war, gab es kaum einen Zweifel. Ich befürchte, Bischof Durham war durch Graf Roberts Anwesenheit eingeschüchtert und wollte nicht, dass er die Konsequenzen zu tragen hatte.
    Deshalb hat er den päpstlichen Legaten bewogen, auf eine Überweisung des Falles an Rom zu drängen."
    „Prinz Henry hatte Recht", murmelte Eleanor, „denn er hat uns von Anfang an geraten, uns an den Heiligen Vater zu wenden."
    „Jetzt kannst du zu deinem Herrn zurückkehren, meine Tochter, und sein Kind ehelich zur Welt bringen", wandte die Äbtissin sich an sie.
    „Du weißt, dass ich guter Hoffnung bin?"
    „Ja, ich habe bemerkt, dass dir übel wird." Die Äbtissin streckte ihr die knochige, geäderte Hand entgegen. „Ich
    werde dafür beten, dass du eine bessere Ehefrau abgibst, als du eine Nonne gewesen wärst." Als sie Eleanors überraschte Miene bemerkte, fuhr sie fort: „Ja, ich habe begriffen, dass du nicht berufen bist. Gott sei Dank, dass du auch nicht Belesme bestimmt warst."
    Unfähig, Stephens gute Nachricht und die unerwartete Freundlichkeit der Äbtissin zu verarbeiten, warf Eleanor sich der überraschten Ordensfrau an die Brust und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Jetzt flössen die Tränen ungehindert. Mathilde zögerte und schloss dann die dünnen Arme um das Mädchen und überwand sich, dessen glänzende Zöpfe zu streicheln.
    „Aber . . . aber . . .", murmelte sie tröstend. „Es ist vorbei, Eleanor, und du kannst jetzt deine Liebe frei verschenken. Du wirst zu deinem Herrn heimkehren."
    Stephen pflichtete der Äbtissin bei: „Ja, alles ist geregelt. Wenn das Wetter wärmer wird, wirst du nach Eouen geschickt und in William Bonne-Ames Obhut gegeben, um Lord Rogers Ankunft abzuwarten. Ich bezweifele, dass es mehr als fünf oder sechs Wochen dauern wird, bis du mit deinem Mann wieder vereint bist." Über Eleanors Kopf hinweg nickte er Mathilde zu. „Jetzt habe ich der mir von meinem Herrn aufgetragenen Pflicht genügt, doch ich muss dich um deine Gastfreundschaft für mich und meine Gefährten bitten, bis es warm genug ist, um fortreiten zu können.
    Noch so einen Tag wie den heutigen möchte ich nicht im Sattel verbringen müssen."
    „Du kannst gern bleiben, solange es notwendig ist, Sieur", antwortete Mathilde liebenswürdig. „Und ich bezweifele nicht, dass Eleanor die Gesellschaft begrüßen und sich über eine Partie Schach mit dir freuen wird."

18. KAPITEL
    Lustlos rollte Eleanor Leinenbinden auf. Das fahle Licht der Wintersonne drang durch die hohen Fenster und erzeugte den falschen Eindruck, dass es draußen warm war. Und immer noch wartete Eleanor. Sie wartete darauf, dass etwas geschah, das ihr die Rückkehr in die Welt ankündigte.
    Sie vermisste Roger schrecklich, so sehr, dass sie dachte, es nicht länger ertragen zu können, und dennoch war weder aus Rouen noch aus England die Kunde eingetroffen, sie solle tatsächlich das Kloster verlassen. Vor zwei Wochen war das Wetter besser geworden, und Stephen of Exeter hatte Fontainebleau verlassen, um seine Neuigkeit nach England zu bringen.
    Eleanor hielt inne und berührte ihren fast flachen Bach und fragte sich, wie lange es noch dauern mochte, bis sie das Kind sich bewegen fühlte. Für sie hatte es bereits Leben und Form, und zwar so sehr, dass sie in Augenblicken des Alleinseins im Bett zu diesem Sohn, den sie unter dem Herzen trug, sprach. Wenn Roger doch nur ihre Liebe und Hoffnungen für das Kind teilen konnte. Wenn er doch nur bei ihr sein würde . . .
    Die Tür wurde geöffnet. „Reiter! " rief ein Bediensteter Eleanor und ihren Begleiterinnen zu. „Reiter nähern sich dem Kloster!"
    Ehe jemand auf den Gedanken kam, Eleanor aufzuhalten, war sie aufgesprungen und rannte eifrig zum

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