Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
Vom Netzwerk:
geschlagen und zunächst gesagt, sie habe gelogen, und dann geäußert, sie sei eine Hexe, die sich zwischen ihn und Belesme stellen wolle. Schließlich hatte er ihn ob
    seiner Habgier verflucht. Der Graf hatte vor, ihm seine Beute zu stehlen. Eleanor gab jeden weiteren Versuch auf, Fuld etwas zu erklären. Und er, in der Sicherheit seiner mit Steinmauern umgebenen Festung, hatte beschlossen, sich seinem Lehnsherrn zu widersetzen.
    Eine Woche war vergangen, ohne dass eine Nachricht von Eleanors Vater eingetroffen war, und Fuld wurde noch griesgrämiger als zuvor, während er wartete.
    Er meinte, das Lösegeld stehe ihm zu, und es ärgerte ihn, dass die Familie des Mädchens sich entschieden hatte, es nicht zu zahlen. Mit jedem verstreichenden Tag steigerte er ihre Erniedrigung, zwang Eleanor, Blanche in deren Gemach und ihn wie ein Dorfmädchen an seinem Tisch zu bedienen, und nötigte sie, in einem Alkoven in seinem Zimmer zu schlafen. Sie dachte verbittert daran, dass selbst die niedrigste Dienerin in Nantes besser behandelt wurde als sie. Dennoch überlebte sie, trotz der zahlreichen Schläge und Drohungen. Manchmal meinte sie, dass nur die strenge Zucht in Fontainebleau sie darauf vorbereitet hatte.
    In der dritten Juniwoche war das Wetter warm und feucht, und die Luft lag wie Dampf, der aus den Küchenkesseln aufstieg, über dem Bergfried. Müde strich Eleanor sich eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn und machte sich daran, den Alkoven in Fulds Zimmer aufzuräumen. In Anbetracht der schludrigen Haushaltsführung war das dringend nötig. Die ganze Burg bedurfte einer gründlichen Reinigung. Eleanor rümpfte die Nase ob des Gestanks im Raum.
    Winterbinsen, die man ausgestreut hatte, damit der Steinfußboden nicht so kalt war, lagen in der Sommerhitze verrottend da. Ihr modriger Geruch mischte sich mit dem des stinkenden Haufens von Fulds ungewaschenen Sachen und erzeugte in dem Zimmer eine Übelkeit erregende Stickigkeit. In Nantes waren die Binsenteppiche längst in Vorbereitung auf das warme Wetter entfernt, die Fußböden saubergemacht und mit Kalkmilch gewaschen worden. Und ganz gewiss wurden dort die Sachen zum Anziehen gewaschen, geflickt und ordentlich aufgeräumt.
    Eleanor wandte die Aufmerksamkeit dem Rollbett und den vergilbten Laken zu. Es war eine Schande, von jemandem zu erwarten, er solle in diesem Schmutz schlafen.
    Aber wie
    konnte Eleanor erwarten, etwas Besseres zu bekommen, wenn Fuld und seine Frau in solch dreckiger Bettwäsche schliefen? Es war ein Wunder, dass die beiden nicht voller Ungeziefer waren. Die ganze Festung war ein Schweinestall, soweit Eleanor das beurteilen konnte.
    Draußen schrie jemand, und Eleanor blickte neugierig aus dem schmalen, hohen Fenster Sie konnte Männer die steil aus der Wand gehauenen Stufen zu einer Stelle hinaufrennen sehen, wo eine Wache gestikulierte. Was die Männer sahen, entzog sich ihrer Sicht, jedoch aufgrund von Fulds Gesten konnte sie erkennen, dass er ihm unerwünschte Gesellschaft bekam. Schwerfällig ging er die Treppe hinunter, Befehle schreiend, und schlug den Weg über den Innenhof zum Wohnturm ein Viel zu rasch konnte sie ihn die Treppe heraufkommen hören.
    Polternd betrat er das Gemach und versperrte ihr den Weg hinaus. Er spuckte auf die dreckigen Binsen vor seinen Füßen und blieb kaum einen Schritt von ihr entfernt stehen. Er wies auf das Fenster.
    Auf seinem Gesicht erschien ein scheußliches Grinsen, und seine fahlen Lippen gaben den Blick auf schwarz gewordene Zähne frei. „Der Bastard", verkündete er knapp.
    „Wer? . . . Roger?" Sie glaubte, den Ohren nicht trauen zu können. Ihr Bruder war ihr zu Hilfe gekommen.
    „Ja, FitzGilbert lagert hinter dem Fluss. Meine Männer haben sein Banner erkannt, und Vorreiter haben ihn gesehen."
    Einen Moment lang, während sie die Tragweite dieser Neuigkeit erkannte, konnte sie nichts äußern. Roger war gekommen. Roger lagerte weniger als eine Meile entfernt. Eleanor musste ihre Begeisterung verbergen und wartete.
    Abrupt wandte Fuld sich ab und begann, den Inhalt einer alten Truhe zu durchwühlen. Ohne sich aufzurichten, sagte er: „Du kannst lesen. Kannst du auch so gut schreiben, dass jemand es begreifen kann?"
    „ Ja." Eleanor bekam einen trockenen Mund. Hatte Fuld vor, mit ihrem Bruder um ihre Freilassung zu verhandeln? Seine nächsten Worte machten ihre Hoffnung jedoch zunichte.
    „Du wirst in meinem Namen an Belesme schreiben und ihm FitzGilberts Kopf anbieten, der ihm zum Greifen

Weitere Kostenlose Bücher