022
sich die Hände an dem grünen Waffenrock ab. „Aber leider hatte Fuld nicht den Verstand, den Bau der Veste zu beenden. Er hat eine steinerne Blendwand und halb fertige Steintürme, und das ist alles."
Roger richtete die Augen auf die Mauern. „Die Burg sieht sicher genug aus."
„Das mag sein, FitzGilbert, aber ich denke, man kann sie einnehmen. Jede Festung hat eine Schwachsteile. Manchmal ist es eine fehlerhafte Stelle im Bauwerk.
Manchmal liegt der Schwachpunkt bei den Männern hinter den Mauern."
„Fuld." „Ja."
„Was ist, wenn er Eleanor tötet?"
„Falls sie tot sein sollte, kommt niemand lebend dort heraus. Aber ich erwarte, dass er sich zunächst aus Trotz zum Kämpfen entschließt. Falls wir seine Vorräte vernichten können, wird er versuchen, mit dir zu verhandeln, FitzGilbert. Er ist kein so großer Narr, als dass er erwarten würde, mit mir verhandeln zu können. Wenn es so weit ist, können wir immer noch beschließen, was zu tun ist." Robert de Belesme richtete die grünen Augen auf die Belagerungsmaschinen. „Ohne dein Ziel genau zu kennen, hast du sie gut aufgestellt. Und wie ich sehe, hast du bereits begonnen, den Graben auszutrocknen. Wenig Arbeit für so viele Männer. Ich schlage vor, dass wir unseren Truppen erlauben, in die Gegend auszuschwärmen, um sie beschäftigt zu halten."
„Nein." Gelassen starrte Roger den Comte de Belesme an. „Ich habe meine Männer nicht hergebracht, damit sie brandschatzen und vergewaltigen."
Belesme zuckte mit den Schultern. „Dann halte sie bei der Stange, wie immer du es für richtig hältst. Meine Männer sind daran gewöhnt, sich das zu nehmen, was ihnen in die Hände fällt." Abrupt wechselte er das Thema: „Können deine Pechbottiche bis morgens fertig sein? Ich bin dafür, so bald wie möglich Feuer herabregnen zu lassen."
„Ja. Meine Männer werden heute Abend die Fackeln wickeln."
„FitzGilbert..."
Roger sah in die eigenartig grünen Augen. „Was?"
„Fuld gehört mir. Falls er bis zum Ende des Kampfes lebt, dann werde ich ihn töten."
Ein Frösteln rann Roger über den Rücken. Belesmes Absicht war klar. Er würde Fuld Nevers langsam zu Tode foltern. Roger holte tief Luft, ehe er antwortete: „Ja."
„Er hat sich gegen mich aufgelehnt."
„Du bist mir keine Erklärung schuldig. Meine einzige Sorge ist, dass Eleanor de Nantes dort lebend herauskommt."
„Ja." Belesme furchte die Stirn. „Es mag schwierig sein, deine Schwester zu erkennen. Fuld schlägt hart zu." - Roger empfand Übelkeit. Belesme hatte in Worte gefasst, was er selbst nicht einmal zu denken gewagt hatte. Er nickte. „Dann kann ich dir nicht versprechen, dir Fuld zu überlassen."
„Doch, das kannst du", sagte Robert leise, „denn ich kenne die Grenzen des Lebens besser als du. Er wird für jeden blauen Fleck, den er Eleanor verpasst hat, zahlen müssen."
Der beißende Geruch von Rauch und verbranntem Fleisch drang Eleanor in die Nase und reizte ihr die Augen, nachdem sie durch die wiederholten Schreie: „Reicht die Eimer weiter!" aufgewacht war. Es war offenkundig, dass Pechfackeln ihr Ziel innerhalb von Fulds Mauern gefunden hatten. Sein Geprahle von der Unüberwindlichkeit der Steinmauern mochte sich als richtig erweisen, doch Roger und Belesme verursachten in der Festung großen Schaden an den Strohdächern und den aus Holz errichteten Gebäuden. Steine und Pech regneten Tag und Nacht mit vernichtendem Ergebnis herunter. Eleanor war Teil der Menschenkette gewesen, die sich gebildet hatte, die Stallungen und die darin stehenden, verängstigten Tiere zu retten. Die Erinnerung an das Stampfen und Wiehern der Tiere überkam sie wieder, während sie die Augen öffnete und sich ihrer Umgebung gewahr wurde.
Sie setzte sich aufrecht hin, rieb sich mit rußiger Hand die vom Rauch geröteten Augen und tastete dann nach dem neben ihrer Pritsche stehenden Wasserkrug.
Mitten in der Bewegung
hielt sie inne, als ihr klar wurde, dass es kein Wasser zum Waschen gab. Trübselig zog sie einen Zipfel des schmutzigen Hemdes hoch und rieb sich das Gesicht ab.
Dabei zuckte sie zusammen. Fulds Hände hatten viele Prellungen hinterlassen. Ach, wenn die Leute, die ihre Schönheit gepriesen hatten, sie doch jetzt sehen könnten!
Falls Robert de Belesme sie so sah, würde er sie dann noch immer heiraten wollen?
Und was war mit Roger? Nein, er würde sie immer noch lieben. Sie hoffte nur, dass er die Chance bekommen würde, all die Schmerzen und Kränkungen, die sie
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