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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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gefürchtete Mann sich Nevers näherte. Fuld machte einen Satz nach vorn, um in eine bessere Stellung zu kommen. Er hoffte, Belesme in das größere Zimmer zurück zu nötigen, wo er zumindest Raum hatte, um im Hinblick auf Belesmes größeren Wuchs und längere Reichweite geschickter lavieren zu können.
    Von dem Moment an, da er begriffen hatte, wem er gegenüberstand, wusste er, dass er ihm nicht gewachsen war. Nun ging es nur noch darum, um die Art seines Todes zu kämpfen. Auch wenn er nicht gewinnen konnte, so hatte er doch nicht den Wunsch, lebend in die Hände des schrecklichen Belesme zu fallen.
    Überraschenderweise ließ der Comte ihm genügend Platz, so dass er in das größere Gemach gelangen konnte, doch Belesmes eigenartiges Halblächeln vertrieb jeden Gedanken an Schwäche. Fuld wusste, dass Robert die Absicht hatte, mit ihm zu spielen, ihn zu quälen und langsam zu vernichten. Fuld kämpfte wild und bewegte sich vorwärts, während er zum Schlag ausholte, sein Schwert indes sein Ziel verfehlte. Belesmes Klinge berührte ihn leicht an der Brust, ehe sie zurückgezogen wurde.
    „Du würdest dich wie ein fettes Schwein aufspießen", murmelte Robert, derweil er ihm noch mehr Platz überließ. Er
    parierte einen Schlag mit der Schwertseite und zog die Waffe weg. Sein Lächeln schien jetzt in seinem Gesicht eingemeißelt zu sein.

    Die Angst und eine Nacht der Exzesse machten Fuld unbeholfen und unfähig. Keine Spur mehr von dem prahlerischen Wilden, den Eleanor kannte und verabscheute.
    Der Mann, der Belesme gegenüberstand, schien beträchtlich geschrumpft zu sein. Er machte so viele Fehler und verteidigte sich derart schlecht, dass es für Eleanor offenkundig war, dass Robert ihn jederzeit erledigen konnte.
    Es hatte den Anschein, dass das Zusammentreffen sich ewig hinzog, obwohl es tatsächlich nur einige Minuten dauerte. Belesme neckte, reizte und protzte mit seiner größeren Fähigkeit mit dem Schwert, bis Fuld es nicht mehr ertragen konnte.
    Derweil Belesme wieder einmal zurückwich, sprang Fuld wild vor und holte weit zu einem Schlag aus. Er traf nur die Luft, aber der Schwung brachte ihn ins Taumeln und kostete ihn die Balance. Der Graf befand, er habe genug gespielt. Er trat mit dem schweren Stiefel zu und riss Fuld die Beine unter ihm weg. Dann warf er seine Waffe fort, setzte den Fuß auf Fulds Schwertarm und löste so dessen Griff um sein Schwert. Mit einem weiteren Tritt ließ er es über den Fußboden rutschen.
    „Jesus!" flüsterte Roger, um die Spannung zu brechen, die jeden im Raum erfasst hatte. Erst in diesem Moment wurde Eleanor sich überhaupt bewusst, dass sie sich in den Armen ihres Halbbruders befand. Endlich von Fuld befreit, konnte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen und begann, gleichzeitig zu weinen und zu reden.
    „Oh, Roger ... Ich habe so befürchtet, dass ich dich nie wiedersehen würde", brachte sie halb erstickt hervor. „Ich dachte, ich würde hier den Tod finden." Tränen strömten ihr über das verletzte Gesicht. „Ich habe befürchtet, du würdest meine Nachricht nicht verstehen."
    Schützend schloss er die Arme um sie und murmelte tröstend, während er ihr über das Haar strich: „Lea . . . Lea, du bist jetzt in Sicherheit." Das versicherte er ihr immer wieder unter Tränen.
    Heftig klammerte sie die Hände in den blauen Stoff seines Waffenrocks und legte den Kopf an seine Brust. Leise sagte
    er: „Ich dachte, ich hätte dich verloren, Lea. Ich dachte, ich hätte dich durch meine Torheit in Nantes verloren. Gott im Himmel, ich hätte Fuld mit eigenen Händen töten können, Lea!" Seine Finger drückten in ihre Schulter. „Ich war wie von Sinnen, Lea."
    Das Übelkeit erregende Geräusch von Belesmes Tritten, der wiederholt Fulds jetzt reglosen Körper traktierte, brachte Eleanor und Roger wieder dazu, ihre Umgebung wahrzunehmen. Der Graf schien es im Sinn zu haben, sein Opfer zu Tode zu treten.
    Als es selbst für ihn offenkundig wurde, dass Fuld in Bewusstlosigkeit verfallen war, versetzte er ihm einen letzten Tritt. Eleanor zuckte zusammen und stieß hörbar ein
    „Oh!" aus.
    Robert de Belesme wandte sich ihr zu, als habe er sich plötzlich ihrer Anwesenheit erinnert. Er nahm den Helm mit den grünen Federn ab und glättete sich das vom Schweiß feuchte Haar. Auf seinen hohen Wangenknochen waren die Abdrücke des Helmnasals zu sehen, und sein Gesicht wirkte müde. Er ging zu Eleanor, zog seinen Handschuh aus und berührte leicht eine blaue Stelle, die

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