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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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und meinem Eigentum antun wolltest." Ohne Eleanor anzusehen, murmelte er: „Meinen Dank, Demoiselle. Bist du verletzt?"
    „Nein, Fuld hat mir den Ärmel zerschnitten, mir aber keine Wunde beigebracht."
    „Demoiselle. . .", krächzte Fuld mit geschwollenen Lippen. „Deine Gnade."
    Unbewusst hob Eleanor die Hand an ihr geschundenes Gesicht und wandte sich ab.
    „Nein", flüsterte sie. „Ich werde für deine Seele beten, aber mehr kann ich nicht tun."
    „FitzGilbert..." Mühsam richtete Fuld die Augen auf Roger.
    Roger schüttelte den Kopf. „Ich habe mein Wort gegeben. Du gehörst Belesme, und er kann mit dir tun, was er will."
    „Roger." Eleanor legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es sieht so aus, als sei deine alte Wunde aufgerissen. Sie blutet und befleckt dir den Waffenrock."
    „Das ist nichts."
    „Nein", entgegnete sie beharrlich. „Die Wunde muss versorgt werden, Bruder. Lass mich Blanche suchen gehen, damit sie mir etwas zum Verbinden gibt." Da er sich nicht regte, stieß sie ihn zur Treppe. „Komm, lass uns einen Ort finden, wo ich dich baden und deine Schulter versorgen kann. Sonst entzündet sich die Wunde."
    Roger schwankte zwischen dem Wunsch, mit Eleanor allein zu sein, und der Furcht, er könne sich ihr gegenüber irgendwie verraten. Der Gedanke an ihre seine nackte Haut berührenden Hände war verlockend. Schließlich entschloss er sich zu einem Kompromiss.
    „In Ordnung, Lea, aber ich wasche mich selbst. Das kann ich besser. Du kannst die Wunden einsalben, die ich abbekommen habe."

    Derweil er und Eleanor Fulds das Turmgemach verließen, konnte sie Fuld Robert de Belesme anflehen hören: „Sieur, ich habe dir gut gedient und bin stets deinem Ruf gefolgt. Ich bin dein Lehnsmann."
    „In dieser Sache hast du mir nicht gut gedient", erwiderte Belesme kalt, „und dafür wirst du büßen."
    Eleanor versorgte Rogers Wunden, blieb dann vor ihm stehen und legte ihm die Hände um das Gesicht. Sie blickte ihm in die strahlend blauen Augen. „Du kannst nicht wissen, wie stolz du mich gemacht hast, Bruder. Manchmal könnte ich vor Schmach über meinen Vater sterben, aber du machst seine Feigheit mehr als wett."
    Sie ließ die Hände sinken und wandte den Blick ab. „Aber manchmal befürchte ich, dass ich diesen Makel habe."
    „Du, Lea? Nein, du hast so viel Mut wie ein Mann. Erinnerst du dich, was der Eroberer über dich gesagt hat? An jenem Tag hat er gesagt, du seist der einzige Mann unter uns." Roger hatte in leichtem Ton gesprochen, bis er bemerkte, dass etwas Eleanor tatsächlich beunruhigte. „Lea, was bekümmert dich?"
    „Oh, Roger, mein ganzes Leben lang habe ich mich vor einigen Dingen gefürchtet, zum Beispiel, dass du mich verlassen würdest, dass ich in Fontainebleau alt werden und sterben würde, dass ich gezwungen würde, Belesme zu heiraten. Ich habe mich vor so vielen Dingen gefürchtet." Eleanor schluckte schwer, um Fassung ringend.
    „Aber diese letzten Wochen waren die schlimmsten von allen. Ich habe so befürchtet, dass ich dich nie mehr wiedersehen würde."
    „Lea . . . Lea . . .", murmelte er, während er sie in seine starken Arme schloss.
    „Aber was ist, wenn ich wie mein Vater bin?"
    „Es ist keine Feigheit, Lea, Furcht zu kennen. Ich bin oft in Schlachten gezogen, und wirklich jedes Mal habe ich meinem Feind mit vor Angst klopfendem Herzen gegenübergestanden", teilte Roger ihr weich mit. „Dennoch nennt, niemand mich einen Feigling. Es ist in Ordnung, Angst zu haben, aber falsch, wegzurennen." Er trat einen Schritt zurück, Eleanor weiterhin mit einem Arm festhaltend. Er strich ihr mit einer Fingerspitze über das verfärbte Kinn und schüttelte den Kopf. „Und es sieht ganz so aus, dass du allen Grund zur Angst hattest." Abrupt ließ er sie los und griff nach der Salbe. „Setz dich hin, Lea, und lass mich dir helfen."
    „Nein, mit mir ist jetzt alles in Ordnung", protestierte sie, wenngleich er sie sacht auf die Bank drückte. Ihre Hände berührten die Stelle, wo er bereits angefangen hatte, die Salbe aufzutragen. „In deinen Augen muss ich schrecklich aussehen."
    Er hörte auf, ihre Verletzungen zu betupfen, und schüttelte den Kopf. „Bei meiner Ehre, Lea, du hast nie schöner auf mich gewirkt als in dem Augenblick, da Belesme dich heute Morgen in meine Arme drückte." Rogers Hände waren sanft, während er fortfuhr, den Balsam auf Eleanors Kratzer und Prellungen aufzutragen. „Ich denke, wir hätten dich zuerst versorgen müssen. Ich habe nicht

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