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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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erlitten hatte, zu rächen.
    Müde schleppte sie sich zu einem der schmalen Fenster und lugte nach unten auf den Hof, um zu sehen, welche neuen Schäden erfolgt waren. Auf der anderen Seite stieg noch immer Rauch von den wenigen Balken auf, die vom Stall übrig waren.
    Und zwischen dem Innenhof und der Blendmauer standen die Kornspeicher im Morgenlicht in hellen Flammen. Einer von Fulds Männern schaute hoch und spuckte aus, als er Eleanor sah. Die meisten der Männer verbargen jetzt kaum noch den für sie empfundenen Hass und lasteten viel zu oft „dieser Hexe aus Nantes" ihr Missgeschick an, statt ihrem Herrn. Neben Fuld mühten sich Männer damit ab, Leichen auf einen Wagen zu legen, die zur Beerdigung zum Kirchhof gebracht werden sollten. Entsetzt wandte Eleanor sich von diesem Anblick und dem Gestank ab.
    Sie hatte die Szene unter sich so gespannt beobachtet, dass sie Fuld nicht in den Raum kommen gehört hatte. Sein hässliches Gesicht sah durch die roten Augen und rußverschmierten Wangen sogar noch widerlicher aus.
    „Was willst du?" fragte sie müde.
    „Du wirst mir sicheres Geleit hinaus verschaffen."
    Sie hätte fast gelacht. „Hätte ich die Mittel, wäre ich fortgegangen." Sie wies auf den Fensterschlitz. „Die Pechfackeln meines Bruders finden ihren Weg immer näher und näher."
    „Ja", stimmte Fuld grimmig zu, „und ich werde nicht hier sein, um in meinem Bett geröstet zu werden oder zu verhungern."
    „Ich dachte, diese Burg sei uneinnehmbar."
    „Das ist sie. Die Mauern werden halten." Fuld packte Eleanor am Haar und zerrte sie zum Fenster zurück. „Sieh hinunter, Närrin. Siehst du, was der Bastard und Belesme mit dem Vieh gemacht haben? In zwei Tagen und bei dieser Hitze wird das alles verrotten, und was dann?" Ohne eine Antwort abzuwarten, schleuderte Fuld Eleanor gegen die Wand. „Nun, ich werde nicht hier sein, um zu leiden. Du wirst mir den Weg in die Sicherheit erkaufen. Ja, du schreibst dem Bastard und sagst ihm, dass ich gewillt bin, über sicheres Geleit zu verhandeln. Falls er Belesme zurückhalten kann, bis ich fort bin, dann werde ich dich in Dieppe freilassen."
    „Ich glaube dir nicht!"
    Fuld schlug Eleanor mit der flachen Hand auf den Mund. „Närrin! Mir ist es gleich, was du glaubst! Es ist nur von Bedeutung, dass FitzGilbert mir glaubt!" brüllte er.
    „Also, du wirst jetzt schreiben, oder dein Kopf gesellt sich zu den anderen auf den Stangen."
    Fuld Nevers' Bote ritt mit einer weißen Fahne los, um Eleanors Brief abzugeben.
    Roger ließ ihn aufhalten, derweil er jemanden zu Belesme schickte. Während er darauf wartete, dass der Graf eintraf, las er den Brief mehrmals durch und versuchte, herauszufinden, ob es sich um eine List handele. Wenig später wurde der Zelteingang geöffnet, und Robert de Belesme steckte den Kopf herein, um Zugang gewährt zu bekommen. Roger überreichte ihm den Brief.
    Belesme ließ sich Zeit, ehe er bemerkte: „Es könnte eine List sein, aber ich bezweifele, dass Fuld die Intelligenz hat, sich so etwas auszudenken. Die Demoiselle ... ist sie imstande zu begreifen, was sie verlangt?"
    „Sie ist keine Närrin. Ich vertraue ihr so, wie ich einem Mann vertrauen würde."
    „Sie ist eine Frau."
    „Mabille ist eine Frau", erwiderte Roger, „und du hast ihr oft genug den Oberbefehl über Belesme überlassen."
    „Laß Mabille aus dieser Angelegenheit!" entgegnete Belesme derart verärgert, dass beide Männer verblüfft waren. Schließlich holte Robert tief Luft und nickte. „Na schön, FitzGilbert, wir gehen in die Burg, falls du glaubst, was Eleanor schreibt. Aber ich warne dich! Ich habe nicht den Wunsch, von Fulds Händen zu sterben. Falls das eine List ist, habe ich mein Schwert in deinem Rücken."
    „Ist das nicht die Stelle, wo du es üblicherweise hast?" fragte Roger sarkastisch.
    Belesmes grüne Augen blitzten kurz auf. „Bastard, zwischen uns gibt es keine große Liebe, aber wir werden bald durch Blutsbande verbunden sein. Wenn ich Gilbert hinnehmen kann, dann kann ich alles hinnehmen. Und du bist aus weitaus anderem Holz geschnitzt als er."
    Roger entspannte sich etwas. „Dann willst du mit mir in die Burg gehen?"
    „Ja, ich kenne sie. Und Fuld gehört mir." Belesme bewegte sich zur Mitte des Zeltes, wo er besser aufrecht stehen konnte. Er dehnte die Schultern, indem er die Hände hinter sich verschränkte und sich anspannte. Dann teilte er seine Pläne mit.
    „Wir müssen die Treppe hinauf und in Fulds Gemach, ehe er merkt, dass

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