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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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zu. Es ist Dummheit, Robert de Belesme zu heiraten, Demoiselle. Er könnte dich in einer seiner finsteren Stimmungen töten und das erst später bereuen."
    „Muss jeder mich erinnern? Kann niemand mich trösten?" rief Eleanor aus.
    „Um Vergebung. Die Zukunft muss grimmig genug auf dich wirken, ohne dass man dich daran erinnert."
    Henry zog Eleanor eine ihr unbekannte Treppe hinunter und einen Gang entlang, der zur Küche zu führen schien. Sie blieb stehen und schaute sich in dem leeren Durchgang um. Die Fackeln, die in Eisenhalterungen steckten, waren weit voneinander angebracht und erhellten kaum den Weg.
    „Wo sind wir, Hoheit?"
    „Du vergisst, dass ich als Kind hier gelebt habe." Er lächelte. „Es gibt viele Wege nach draußen, Demoiselle. Möchtest du, dass wir entdeckt werden?"
    „Nein."
    „Das dachte ich mir."
    „Aber dieser Weg scheint zur Spülküche zu führen."
    „Das tut er. Man räumt jetzt die Gedecke ab, und die Jongleure und Komödianten nehmen ihre Plätze ein. Also sind die meisten Bediensteten nach oben gegangen, um einen Blick auf das Spektakel zu erhaschen."
    Etwas bewegte sich vor Eleanor und dem Prinzen, und sie wich zurück. Er schien unbesorgt zu sein und ergriff sie sacht am Ellbogen. „Es ist nichts. Das versichere ich dir."
    „Meinen Dank."
    Roger erschien und schaute den Gang hinter ihnen hinunter. „Hat jemand dich mit ihr gesehen? Ich möchte nicht, dass man dich beschuldigt."
    „Nein, der Ort hier ist verlassen. Gilbert, Narr, der er ist, hat ihr erlaubt, die Halle ohne Begleitung zu verlassen."
    „Roger, was machst du hier?"
    „Ich habe dich weggehen gesehen. Daher haben Henry und ich gedacht, es sei jetzt ein guter Augenblick für uns, um zu fliehen."
    „Nein. Roger, das werde ich nicht tun."
    „Glaub mir, Demoiselle", flüsterte Henry, „das ist der einzige Weg."
    „Lea, wenn du nicht freiwillig mitkommst, werde ich dich knebeln und hinaustragen." Roger näherte sich ihr. „Ich will dir nicht wehtun, werde indes keine Rücksicht nehmen, wenn ich dazu gezwungen bin."
    „Schrei jetzt, und du besiegelst sein Schicksal", warnte Henry sie.
    „Aber ich kann nicht mit dir gehen!"
    „Du kannst, und du wirst!" Roger wandte sich Henry zu. „Ist alles bereit?"
    „Ja, und wir verschwenden kostbare Zeit. Kommt weiter."
    Roger ergriff Eleanor bei der Hand und zog sie hinter sich in die Spülküche. Genau, wie Henry es gesagt hatte, war der Raum leer. Aubery stand wartend mit einem Arm voller Kleider da. Als er die Neuankömmlinge sah, rümpfte er angewidert die Nase.
    „Ich habe die Sachen, Sieur", sagte er zu Roger, „von einer der Küchenmägde. Ich hoffe, sie hat kein Ungeziefer." Er hielt Eleanor die Kleidungsstücke hin. „Um Vergebung, Demoiselle, aber mein Herr befahl mir, dies zu besorgen. Ich hoffe, die Sachen passen. Das Mädchen ist größer als du." Er sah Roger an, schüttelte den Kopf und fuhr fort: „In der Küche gab es niemanden, der so zierlich ist wie die Demoiselle."
    Roger nahm die Kleider an sich und wandte sich Eleanor zu. „Geh hinter die Tür und zieh das an, oder soll ich dich entkleiden und dir die Sachen anziehen?"
    Das war ein neuer und anderer Bruder, der jetzt vor Eleanor stand. Seine Miene wirkte entschlossen, und ihm fehlte die Sanftheit, die sie gewohnt war. Sie zwinkerte und griff nach den schmutzigen Kleidungsstücken. „Ich ziehe mich selbst an, Roger."
    „Beeile dich. Man kann nie wissen, wie schnell man dich vermissen wird." Dann sagte er leise zu Henry: „Du gehst besser zurück, Sieur. Ich möchte nicht, dass du dir Roberts Zorn zuziehst."
    „Nein, warum sollte Belesme Argwohn schöpfen? Er ist vorhin ausgeritten und hat meinem Bruder erzählt, er habe in Caudebec Geschäfte zu erledigen, werde jedoch am Morgen zurückkehren."
    „Ich frage mich, worum es dabei geht", murmelte Roger vor sich hin. „Egal, die Zeit ist knapp. Lea, bist du schon angezogen?"
    Sie kam hinter der Tür hervor und ließ verlegen den Kopf hängen. Aubery hatte Recht gehabt. Das Kleid stammte von einem größeren Mädchen. Der Halsausschnitt war bedenklich tief und entblößte halb ihre Brüste. Vergebens zog sie den rauhen Stoff hoch, verstimmt darüber, dass sie beim Gehen nicht das Kleid an den Schultern hochhalten konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und ganz gewiss konnte sie nicht mit bloßem Busen hinausgehen, ohne noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
    Sowohl Prinz Henry als auch Aubery starrten sie bewundernd an. Das Blut stieg ihr in

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