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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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fuhr fort: „Offen gestanden, die meisten Damen möchten dich kennen lernen, weil sie hoffen, deinen Bruder besser kennen zu lernen."
    „Und du, Marie?"
    „Ich bin wie die anderen, Demoiselle Eleanor."
    Die Schönheit des Mädchens und seine Offenheit gewannen Eleanors Bewunderung.
    Wenn Marie die Dame war, die Roger verleugnete, dann wollte Eleanor ihr nicht im Wege stehen. Sie verdrängte ihre Eifersucht und nickte. „Ich würde dich als Schwägerin willkommen heißen, Demoiselle Marie."
    Eleanor musste nicht bis zum Abendessen warten, um Robert de Belesme zu sehen.
    Gleich, nachdem sie und Marie in
    das Solar der Herzogin zurückgekehrt waren, erschien ein Page des Herzogs, verkündete die Ankunft Belesmes und bat für ihn um die Erlaubnis, mit Eleanor sprechen zu können. Die sie umgebenden Frauen zuckten bei dem Gedanken zurück, dass er tatsächlich im Quartier der Herzogin erscheinen könne. Die junge Gräfin d'Evreux ging sogar so weit zu protestieren: „Madam, wenn du ihm gestattest, heraufzukommen, könnte dein ungeborenes Kind einen Schaden davontragen."
    „Unsinn." Prinzessin Adela, Comtesse de Blois, tat den Gedanken ab. „Lass den Comte de Belesme heraufkommen. Ich jedenfalls fürchte mich nicht vor ihn:.
    Welchen Schaden kann e.r anrichten, wenn er von uns allen umgeben ist?"
    Die Herzogin bekreuzigte sich, ehe sie zaghaft vorbrachte: „Vielleicht sollte ich besser die Demoiselle zu ihm hinunterschicken?"
    „Allein?" spottete Adela. „Nein, und wer soll mit ihr hinuntergehen?" Gebieterisch wandte sie sich an den Pagen und befahl: „Du kannst dem Sieur de Belesme sagen, dass Eleanor ihn hier erwartet."
    Es dauerte sogar einige Zeit, bis Belesme erschien. Offensichtlich hatte er es vorgezogen, zu baden und sich zu rasieren, ehe er in das Frauengemach kam, denn als er eintraf, war er sauber und roch leicht nach Rosenwasser. Sobald er der Herzogin der Normandie die Ehre erwiesen hatte, zog diese sich taktvoll in eine Ecke des Raums zurück und nahm ihre Damen mit sich.
    Auch ohne Kampfkleidung sah er, angefangen von der Spitze seiner Lederstiefel bis zu seiner grüngoldenen Tunika, furchteinflößend aus. Klopfenden Herzens hielt Eleanor äußerlich gelassen seinem Blick stand und fragte sich, ob sie ihm je furchtlos gegenüberstehen könne.
    „Demoiselle", begrüßte er sie. „Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise?"
    „Ja." Mit der Zungenspitze feuchtete sie sich die trockenen Lippen an. „Und du, Sieur?"
    „Es war heiß. Der Ritt war kein Vergnügen."
    „Oh." Falls sie mit Belesme leben würde, musste sie lernen, mit ihm zu reden. „Du siehst wohl aus", brachte sie lahm heraus.
    Er bedachte sie mit seinem eigenartigen Halblächeln. „Ich bin nie krank, Demoiselle."
    „Nein, ich nehme an, das bist du nicht. Nun, Sieur, wie hast du Mayenne hinter dir gelassen?" versuchte sie es erneut.
    „Es steht noch."
    „Du lieber Himmmel!" Angewidert warf Eleanor die Hände hoch. „Wie sollen wir zusammenleben, Sieur, wenn wir nicht einmal miteinander reden können?"
    „Was möchtest du, das ich sage?"
    „Irgendetwas, Sieur. Etwas, das zu einer Unterhaltung beiträgt."
    Der Ausdruck in den grünen Augen wurde ein wenig wärmer. „Du wirst viele Jahre in Belesme haben, in denen du dich mit mir unterhalten kannst, Eleanor. Im Moment habe ich wenig Zeit, und es gibt viel zu tun. Wir verloben uns morgen vor dem Erzbischof, so dass Courtheuse Zeuge sein kann. Sein Streit mit König Philippe hat sich schon wieder verschärft, und er will so bald wie möglich ins Vexin." Robert sah Eleanors verblüffte Miene, und seine Augen verengten sich. „Ja, morgen. Und am Montag werden wir heiraten. Selbst die Kirche vertritt den Standpunkt, dass keine Notwendigkeit zum Warten besteht."
    „Aber ..."
    „Dein Vater trifft heute irgendwann ein, Demoiselle. Also ist alles bereit."
    „Wann ziehen wir nach Belesme, Mylord?" fragte sie hoffnungslos.
    „Am Dienstag." Wieder dieses Halblächeln. „Wir plündern Courteheuses Vorratskammer. Es wird dich freuen zu hören, dass ich, sobald ich dich nach Belesme gebracht habe, mich Courteheuse anschließen werde."
    „So schnell?"
    Robert zog eine schwarze Braue hoch. „Ist das für dich von Bedeutung?"
    „Nein." Eleanor verkrampfte die Hände in den Falten ihres Kleides. „Es ist nur, dass ich an dem fremden Ort niemanden kennen werde. Ich war nie zuvor in Belesme."
    „Belesme ist eine Festung, Eleanor, gut konstruiert gegen Belagerungen, aber unbequem.

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